Eine Runde „mitten durch den Pott“. Ein Wanderführer nennt das Urbanes Wandern. Man macht nicht unbedingt Kilometer und muss auch viel Stadt-Strecken laufen, sieht dafür aber viel Spannendes am Wegesrand und das Gastronomische Angebot ist reichhaltig. Diesmal bleibe ich aber nur in einer Stadt: Essen. Warst du schon mal im Westen der Stadt im Herzen des Ruhrgebiets? Genauer gesagt in Borbeck und Schönebeck? Traumhaft schön zum Wandern mit tollen Ausblicken auf die Essener City.
Erst das Vergnügen, dann die Arbeit!
Eine gute Unterlage muss sein und so starte ich zusammen mit meiner Begleitung mit der Wanderung in Borbeck im „Kaffeeböhnchen“. Hier kann man vor allem hervorragend frühstücken, aber der Kuchen ist auch ein Highlight. Es ist ein kleines Cafe und total gemütlich eingerichtet. Wenn du zum Frühstücken hin möchtest, musst du unbedingt vorher reservieren. Dann kann man sich auf einer DIN A 4-Seite aussuchen, was man alles essen möchte. Richtig gut finde ich, dass die Leckereien „unverpackt“ serviert werden. Also eine unbedingte Empfehlung.
Jetzt geht’s los!
So gestärkt gehen wir zurück Richtung Bahnhof Borbeck, um dann vorbei an der Dubois-Arena in der Residenzaue zum Schloss Borbeck zu gelangen. Die Arena sieht etwas traurig aus und ist weit von der Glanzzeit der grandiosen Box-Ereignisse in den 1950er Jahren entfernt.
Schloss Borbeck dagegen ist ein Hingucker. Die frühere Sommerresidenz der Essener Fürstäbtissinnen ist immer wieder imposant und besonders der Schlosspark, der sich anschließt, ist eine wunderbare grüne Oase. Wir fragen uns, warum erst in diesem Jahr ein Biergarten dort eröffnet wurde.
Wir könnten hier schon Stunden verbringen, wollen aber weiter und laufen durch Richtung Pausmühlenbachtal. Das habe ich mir etwas romantischer vorgestellt: Im Moment ist dort Baustelle durch den Umbau vom Abwasserkanal zum gemütlich plätschernden Bach und das wird wohl noch etwas dauern. Der Wald drumherum ist schon da und so macht das Wandern Spaß.
Entdeckungen im Stadtteil
Der nun etwas „urbanere“ Streckenabschnitt überrascht uns mit ausgefallener Architektur: So eine wolkige Fassade habe ich noch nie gesehen. Andere Häuser sind ebenfalls sehenswert. Guck dich dort in Ruhe um, dann siehst du, was ich meine.
Und tolle Landschaft ist so nah!
Dann geht die versprochene schöne Landschaft los: durch bewaldete Täler und vorbei an Feldern. Die Hauptschlagader des Reviers, die A 40, ist nah, aber wir fühlen uns doch weit davon entfernt. Eine neue Erfahrung: Nicht nur auf dem Baldeney- und Kettwiger Panoramasteig lohnt sich das Wandern, sondern auch im Westen von Essen.
Jetzt schon zurück oder doch noch weiter?
Nun hast du zwei Optionen: Entweder du drehst insgesamt nur eine kleine Runde und gehst zurück Richtung Bahnhof Borbeck, um vielleicht noch in der „Dampfe“ einzukehren. Oder du wanderst weiter mit uns und zwar über die Rheinische Bahntrasse Richtung Essener City.
Die Rheinische Bahn kennst du vielleicht als Teil des geplanten Radschnellwegs Ruhr, aber man kann dort auch sehr gut auf zwei Beinen unterwegs sein. Es dauert gerade mal 2 Kilometer, dann sind wir schon am Niederfeldsee. Unglaublich, was dort entstanden ist: Da, wo früher mal die Züge fuhren, gibt es nun einen See, kleiner als der Dortmunder Phoenix See, aber genauso attraktiv für Besucher:innen.
Gesundes am Wegesrand
Wenn du noch etwas wartest mit der Tour, kannst du dich an Brombeeren satt essen. Ich habe mir fest vorgenommen, den Abschnitt im August/ September noch mal zu laufen, um mir diese Vitaminbomben nicht entgehen zu lassen.
Neues am Krupp-Park
Weiter geht es am Rande des Krupp-Parks entlang mit einem Blick auf das im Entstehen begriffene Stadtviertel Essen 51. Der Förderturm der ehemaligen Krupp-Zeche Amalie ist immer noch der Hingucker. Schön ist, dass es endlich eine Brücke über den breiten Berthold-Beitz-Boulevard gibt. So kann man Ampelfrei wandern und Radfahren. Und die Graffitis an der Brücke finden wir auch sehr gelungen.
Wohnen im Grünen direkt in der City
Dann sind wir schon bald in der Grünen Mitte, die zur Zeit noch mit Kunst bestückt ist. Und der Name Grüne Mitte ist voll berechtigt, wie du siehst. Dies war früher ein großer Güterbahnhof; da sieht es heute deutlich besser aus.
Essens coolstes Cafe?
Als Endpunkt für unsere Wanderung haben wir uns einen coolen Laden ausgesucht: Das Cafe & Shop Konsumreform am Kopstadtplatz. Alles, was du brauchst oder auch nicht, kannst du dort Second-Hand kaufen. Jede:r kann ein Regal mieten und seine Schätze dort zum Verkauf anbieten. Es kommt uns so vor, als gäbe es nichts, was es dort nicht gibt. Was es aber auf jeden Fall gibt, ist total leckerer veganer Kuchen. Und im Hintergrund grüßt die Göttin Freya aus der germanischen Sagenwelt auf ihrem fliegenden Wildschwein.
Das ist das totale Kontrastprogramm zu dem „Kaffeeböhnchen“, in dem unsere Tour begonnen hat. Aber genau das macht diese Wanderung mal wieder so spannend: Wir sind unterwegs in der Stadt, laufen aber auch durch Wald und Feld, finden idyllische Cafes und Biergärten, treffen aber auch auf die Szene im Nordviertel. Abwechslungsreicher geht es kaum! Also auf: Entweder nur ca. 9 Kilometer durch den Westen oder insgesamt ca. 15 Kilometer bis in die City. Es warten schöne Entdeckungen auf dich!
Liebe Christiane,
vielen Dank für die Inspiration zu dieser urbanen Wanderung! Wir sind deinen Empfehlungen – mit wenigen kleinen Abstechern – gefolgt und haben Essen dadurch aus einer völlig neuen Perspektive kennengelernt.
Besonders gut gefallen hat uns das „Schöner Wohnen“ in Altendorf.
Viele Grüße
Daniel & Robert
Hallo Magdalene,
es freut mich sehr, dass du den Weg nachwandern willst. Du als Freundin der Region wirst voll auf deine Kosten kommen. Berichte doch mal, wie dir der Weg gefallen hat.
Weiterhin frohes Erkunden des Ruhrgebietes und viele Grüße nach Düren,
Christiane
Hallo Christine,
das ist ein sehr schöner Bericht. Ich, Magdalene Loevenich, bin selber Wanderführerin und komme aus Düren. Das Ruhrgebiet ist so
toll geworden im Gegensatz zu früher. Diesen Weg werde ich bestimmt mal nachgehen. Ich habe eine Freundin in Bochum wohnen,
die mich bestimmt begleiten wird. In Essen habe ich schon vieles kennengelernt doch diese Ecke kenne ich noch nicht. Außer den Gruga Park den habe ich schon besucht.