Datteln? Sind das nicht diese Früchte? Nein, werte:r Leser:in: Ich spreche natürlich von der Stadt Datteln. Zugegeben, habe ich das im nördlichen Ruhrgebiet liegende Datteln bis vor drei Jahren nur vom Hörensagen gekannt. Doch dann lernte ich meine liebe Freundin Martina und damit auch die Stadt kennen. Heute möchte ich dir meine Top 5 Ausflugsziele in Datteln vorstellen, die auch im Herbst was her machen.
Besonderer Flair in Köster’s Kaffeehaus
Die weiße Fassade des Fachwerkhauses hebt sich deutlich von dem regnerischen Grau des Tages ab: Köster’s Kaffeehaus leuchtet uns entgegen. Das letzte Mal war ich im Sommer hier, als draußen die Plätze unter den Sonnenschirmen noch heiß begehrt waren. Und auch, wenn ich die Wärme der Sonne heute vermisse, freue ich mich auf das gemütliche Innere des unter Denkmalschutz stehenden Hauses.
Umgeben von Kunst
Was in dem von Ulrike Köster geführten Kaffeehaus sofort auffällt, sind die groß- und kleinformatigen Bilder an den Wänden. Einige davon hat sie sogar selbst in mehreren Stunden (nach-)gemalt. So ganz ohne Vorlage gehe es nicht, aber Ulrike ändert manchmal die Farben vom Original etwas ab und verleiht den Bildern und somit auch dem Ambiente des Kaffeehauses ihren persönlichen Anstrich.
Denkmalschutz meets persönliche Note
Das Fachwerkhaus ist seit 1710 in Familienbesitz und unter Denkmalschutz. Es wurde nicht immer als Kaffeehaus genutzt – ursprünglich war es eine Schankwirtschaft. Man spürt (und sieht es auch zum Teil an dem Mobiliar), dass hier mehrere Generationen nicht nur gearbeitet, sondern auch gelebt haben. Mit kleinen Details sorgt Ulrike für eine wohlige Atmosphäre, die durch den Charme der Familiengeschichte des Hauses ergänzt wird.
In Köster’s Kaffeehaus kannst du dich hauptsächlich mit einer der leckeren Frühstücksvarianten verwöhnen oder du gönnst dir ein Stück selbstgebackenen Kuchen. Und wenn du danach noch Appetit hast, solltest du ein wenig durch die Auswahl an Dekoartikeln stöbern. Ganz besonders ist auch Ulrikes Kartoffelwaffel, aber mein Favorit bleibt ein Klassiker: Eine schöne warme und hausgemachte Waffel mit Vanillepudding, Eis und Sahne!
Einfach zauberhaft: Kräutermagie Keller
Als Martina mir vorschlägt, wir könnten doch in die Kräutermagie Keller gehen, wollte ich erst fragen: Heißt das nicht der Kräutermagie-Keller? Und was haben Kräuter im Keller zu suchen? Ich habe es mir dann aber doch verkniffen – und das war gut so, denn meine Datteln-Local-Frau des Vertrauens hat mich total überrascht. Am Eingang zur Kräutermagie ist dann alles klar: Wir treffen auf Inhaber Gregor Keller – daher also der Name. Gregor bietet Martina und mir an, uns ein wenig über das weitläufige Gelände zu führen. Das Gewächshaus direkt am Eingang lacht uns freundlich an und wir legen einen ersten Zwischenstopp ein.
Vergiss alles, was du dachtest, über Kräuter zu wissen
Wir schlängeln uns an einem Feigenbaum vorbei, der bereits 1960 (!) von Gregors Eltern von einem aus Italien mitgebrachten Ableger gepflanzt wurde. Der Blick fällt auf die vielen Beete mit allerlei spannenden Pflanzen, die Namen tragen wie „peruanischer Salbei“ oder „kubanischer Oregano“. Trotz ihrer Namensvetternschaft unterscheidet sich der kubanische Oregano jedoch eindeutig durch seine dicken, festeren Blätter von dem Oregano bei mir Zuhause. Wirklich faszinierend, denn insgesamt findet ihr bei der Kräutermagie ungefähr 1.000 verschiedene Pflanzen! Kein Wunder also, dass auch hier im Gewächshaus reger Hummel-und-Bienen-Flugverkehr herrscht.
Ein buntes Paradies
Wir verlassen das Gewächshaus und gehen über das Gelände. Bei der Kräutermagie findest du nicht nur Kräuter für die Küche, auch eine Auswahl an Heilkräutern steht bereit. Gregor zeigt Martina und mir sogar ein Kraut, das in einem bekannten Gesundheitsmittelchen mit seltsamen Namen verarbeitet ist. Da fragt man sich: Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Ich bin auf jeden Fall sehr stolz, als ich bei unserer weiteren Entdeckungstour in dem Meer aus Minze, Basilikum und Lauch eine Pflanze entdecke, die sogar mir aus meinem Laien-Gärtnertum bekannt ist: strahlend orange leuchtet mich vom Boden eine Kapuzinerkresse an. Halte bei einem Gang durch die Kräutermagie also unbedingt deine Augen (und Nase) offen!
Herzblut in jedem Saatkorn
Neben der Vielzahl an Kräutern gibt es im Sortiment der Kräutermagie auch Duft- und Gemüsepflanzen sowie Beerenobst und Stauden. Dabei ist das Gemüse mitunter nicht weniger ungewöhnlich als „kubanischer Oregano“ – oder hast du schon mal eine reife schwarze Tomate gesehen?
Man merkt Gregor seine Leidenschaft für die Kräutermagie an. Deswegen ist mir an dieser Stelle sehr wichtig zu erwähnen: Seine Pflanzen zieht er selbst auf und sammelt auch das Saatgut wieder von seinen Pflanzen ein. So entsteht ein nachhaltiger Kreislauf, der durch seine Bioprodukte auch zur Artenvielfalt beiträgt. Gregor ist regelmäßig auf Märkten unterwegs.
Das Beste aus der Traube gibt’s bei Nina’s Vinos
Mitten in dem Dattelner Innenstädtchen befindet sich Nina’s Vinos. Bisher kannte ich die Weinbar nur durch die Erzählungen von Martina und durch einen schnellen Seitenblick, als wir mal gemeinsam unterwegs waren. Bereits von außen besticht das Lokal durch seine gemütliche Atmosphäre. Heute gehen wir endlich hinein!
Drinnen oder draußen?
Hinter dem Tresen begrüßt uns die junge Frau, der die Vinothek ihren Namen zu verdanken hat: Nina Kolok hat ihre Weinbar im Jahr 2019 eröffnet. Heute gibt es neben dem niveauvoll eingerichteten Inneren (dazu gleich mehr) auch einen gemütlichen Außenbereich. Als wir da waren, hatte Nina die Stühle leider schon zusammengestellt und vor dem Herbstregen in Sicherheit gebracht. Ich möchte dir die kleine Oase mit Bast-verkleideter Bar und Birnenbaum in der Mitte aber nicht vorenthalten.
Wein, Poesie in Flaschen abgefüllt
Die schöne Überschrift stammt nicht von mir, sondern von einem der Bilder, die bei Nina an den Wänden hängen. Für mein Empfinden strahlt die Weinbar eine moderne Herzlichkeit aus. Leider bin ich keine besonders gute Epochen- und Stilkennerin, aber ich würde sagen, vieles hier ist im Vintagelook gehalten. Die Bänke und auch die Bar bestehen zum Beispiel aus alten Bodendielen von einem Bauernhof, erklärt mir Nina. Ein anderer schöner Text an der Wand beginnt übrigens mit „Heute Abend gibt es Obstsalat“ und endet mit „Es gibt Wein.“ Apropos… da war ja was?
Wie im eigenen Wohnzimmer
Einen letzten Gang zum Kartenständer kann ich mir nicht verkneifen. Als Gast kannst du sie dir als kleines „Give-Away“ mit nach Hause nehmen und ich freue mich, dass bereits die ersten Herbstmotive Einzug erhalten haben. Martina winkt mich zu sich, unser Wein kommt! Schnell kommen wir ins Quatschen. Ein bisschen Knabbergebäck hier, ein leckeres Weinchen dort – Nina hat ein waches Auge für ihre Gäste und die Zeit vergeht wie im Flug. Übrigens: Knabbergebäck gibt es zum Weißwein, kleine Trüffel zum Rotwein und wer richtig Hunger hat, kann sich beispielsweise Brot mit köstlichem Olivenöl oder eine herzhafte Platte mit Käse, Salami, Schinken, Oliven und anderen kleineren Leckereien bestellen. Mir hat mein Wein namens „Tagtraum“ sehr gut geschmeckt und ich freue mich bereits auf den nächsten Besuch! Dann vielleicht im Außenbereich…? Falls du neugierig auf weitere Weinbars im Ruhrgebiet bist, schau doch mal bei dem Artikel von Leonie vorbei!
Dem Ehrenamt sei Dank: Das Bunkermuseum Datteln
Ja, richtig gelesen. Ohne das ehrenamtliche Engagement von mehreren Menschen gäbe es das Bunkermuseum in Datteln gar nicht. Gefüllt mit jeder Menge Erinnerungen an den Bergbau soll hier die Geschichte aufrechterhalten bleiben. Aber von Anfang: Martina und ich „klettern“ ein wenig durch den Wald und über eine Brücke, um zum Eingang des Bunkermuseums zu kommen. Zum Glück weist uns draußen eine große, bunte Lore den Weg. Ein ganz schön versteckter Geheimtipp, so scheint es mir.
Wir haben uns vorab zu Besuch angemeldet, ansonsten wären die Türen zum Museum an diesem Freitag verschlossen geblieben. Wir werden von Herbert Müller und Andreas Schneider in Empfang genommen, die uns heute durch das Museum führen. Beide waren 2010 dabei, als der zugemauerte Eingang zum Luftschutzbunker wieder geöffnet wurde. Selbst noch als Bergmänner aktiv gewesen, haben sie – und natürlich viele weitere fleißige Hände – den gesamten Vorraum zum Bunker mit eigener Muskelkraft erbaut. Wege für Bagger gab und gibt es nicht. Spätestens jetzt wird klar: Das Museum ist ein richtiges Herzensprojekt.
Man lernt nie aus
Da sowohl Herbert Müller als auch Andreas Schneider von Beginn an das Museum aufgebaut und eine fundierte Fachexpertise haben, können sie dir die Exponate und die Geschichte dahinter wirklich eindrucksvoll und unterhaltsam vermitteln. Für mich hauchen ihre Erzählungen Leben in das Museum und seine Ausstellungsstücke. Woher kommen die ganzen Gegenstände? Wie hat der Bunker ausgesehen, als er 2010 wieder geöffnet wurde? Was sagt die Farbe des Helmes über die Person, die ihn trägt? Und vor allem: Was hat ein Fahrrad unter Tage zu suchen?!
Wenn du auf diese (und weitere Fragen) eine Antwort suchst, solltest du im Bunkermuseum Datteln vorbeischauen. Aber merke dir: Achte auf die Öffnungszeiten und kündige dich lieber vorher an! Dann weißt du sicher, ob jemand der Ehrenamtlichen vor Ort ist. Ich habe viele neue Eindrücke zur Arbeit unter Tage gewonnen und bin mir sicher, dass auch auf dich die ein oder andere unbekannte Geschichte wartet.
Ein Klassiker zum Schluss: Wandern in der Haard
Auf unserer letzten Wandertour habe ich Martina mit in die Elfringhauser Schweiz genommen (das ist die Hügellandschaft zwischen Hattingen, Sprockhövel, Wuppertal und Velbert). Also ist sie wieder mit einem Ausflugsziel an der Reihe. Es geht in die Haard und wir starten am Wanderparkplatz „Katenkreuz“ in Datteln. Von hier beginnen auch Reitlustige gerne ihren Ausritt in die Haard.
Entschleunigung oder lieber in Action?
Mich entspannt das Vogelgezwitscher aus den Bäumen sofort. Es wird gefühlt zwar schon etwas leiser im Wald, aber den ein oder anderen gefiederten Bewohner entdecken wir trotzdem. Die Haard ist ein vielseitiger Ort. Von den Pferdeliebhaber:innen habe ich ja bereits gesprochen, aber sie hält auch den gewissen Adrenalinkick für jene bereit, die sich mit ihrem Mountainbike in die Haard stürzen (auf dem Blog haben darüber schon Jochen und Bikeprofi Ben berichtet).
Während wir über den weichen Waldboden dahinwandern, bin ich dankbar für den dicken Pulli, den ich unter der Regenjacke trage. Die Sonne lässt die Blätter im Wald zwar schön leuchten, aber so richtig warm ist mir nicht. Deswegen belassen wir es bei einer kleinen Runde, die Martina auch gerne mal zum Joggen nutzt (eine weitere Aktivität in der Haard).
Ein „Must-See“ in der Haard…
… sind für mich die Drillingsbuchen. Ich gehe zwar davon aus, dass sie kein Geheimtipp (mehr) sind, ich habe mir dieses verschlungene und seltsam verwachsene Wurzelwerk jedoch sehr gerne angeschaut. Direkt vor Ort ist auch ein Zelt aus Ästen gebaut. Anscheinend kommen hier des Öfteren Schulklassen für einen Ausflug her. Ich nehme mir vor, die Haard nochmal zu besuchen, wenn sich das Laub langsam verfärbt. Dann muss der Ausblick von einem der Feuerwachtürme besonders schön sein…
Mein Fazit
Was für ein „leckeres“ Früchtchen wir da im Norden haben: Natur und Bergbau, Wein und Frühstück (vielleicht nicht beides zusammen), Kräuter und Kuchen (das könnte zusammen sehr spannend sein), drinnen und draußen, historisch und modern, aktiv sein und entspannen. Ich durfte interessante Menschen kennenlernen, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben oder es in einem Ehrenamt ausleben. Für uns andere entstehen dabei vielfältige und interessante Ausflugs- oder Einkehrmöglichkeiten. Für mich steht fest: Datteln – wir werden uns wiedersehen!
Ein Artikel von Doreen Scholz, die für unser Aktiv- und Kulturteam die Maßnahmen für das Projekt REACT EU umsetzt.