Für mich war das Wort „Achtsamkeit“ lange ein sehr schwammiger Begriff, mit dem ich nicht viel anfangen konnte. Ich dachte mir „wie soll ich meine vielen Gedanken und Reize von außen abschalten?“ Aber gerade Letzteres ist gar nicht das Ziel von Achtsamkeit. Eigentlich bedeutet es nur, seine Gedankenschleifen und -ströme auf das Hier & Jetzt zu lenken und seine derzeitige Situation genau wahrzunehmen. Nicht schon an das nächste ToDo oder das nächste Meeting zu denken oder beim Treffen mit Freunden schon an die Wäsche zuhause. Das klingt für mich sehr erstrebenswert. 😊 Um achtsam durch den Alltag zu gehen oder sich achtsame Momente zu schaffen gibt es viele Möglichkeiten. Wie dies für meine drei Kolleginnen und mich aussieht, kannst du gleich nachlesen!
Verena: Achtsamkeits Retreat
Wie gerade schon erwähnt war Achtsamkeit lange ein Rätsel für mich. Ich wusste nicht genau, was es bedeutet und wie ich es in meinen Alltag integrieren konnte. Da ich damit nicht alleine bin und war, haben wir uns mit ein paar Kolleginnen zusammengetan und ein Achtsamkeits Retreat bei Natalie von NOWNOW Achtsamkeit erlebt.
Achtsam zwischen Alpakas und Lamas
Ich habe mich am meisten darüber gefreut, dass es kein „normales“ Retreat war, sondern eins auf der Alpakaweide von „Daniels kleine Farm“ in Castrop-Rauxel. Ich liebe Alpakas (ich meine wer nicht?) und freute mich schon sehr auf den Tag. Mit der Yoga-Matte unter dem Arm treffen wir uns auf der Farm. Natalie gibt uns einen kleinen Überblick, was uns erwartetet und dann gehen wir motiviert und mit Futtereimern bewaffnet Richtung Alpakaweide.
Wir breiten unsere Matten aus und merken direkt, dass die Alpakas und Lamas sehr am Futter interessiert sind und auch keinen Halt vor unseren Taschen und Matten machen und einfach drüber latschen. Also kleiner Tipp: Nimm nicht deine beste Matte mit. 😉 Während die Alpakas fröhlich futtern, fangen wir mit dem Retreat an. Wir bekommen eine Einführung in das Thema Achtsamkeit mit kleinen Übungen für den Alltag, einer Meditation und Strala Yoga.
Ist es denn wirklich entspannend?
Gerade die Meditation ist gar nicht so einfach. Die Augen zu schließen, während rund 20 relativ große Tiere um einen umherlaufen, fällt uns allen etwas schwer. Wenn du wirklich entspannen oder in eine tiefe Meditation fallen willst, dann ist wahrscheinlich ein anderes Retreat von Natalie etwas für dich. Schau auf ihrer Website vorbei und finde genau das, was zu dir passt.
Da ich aber einen sehr unruhigen Kopf habe, der von Gedanke zu Gedanke springt und Außenreize sehr stark aufnimmt, war es genau die richtige Form von Achtsamkeit für mich. Durch die Tiere war ich so sehr im Hier & Jetzt wie schon lange nicht mehr. Keine Gedanken an berufliche oder private To Dos.
Christin: Keramik Workshop
Achtsamkeit bedeutet für mich vor allem „im Moment“ zu sein und sich nicht von den vielen Reizen unserer Umwelt und dem modernen Leben ablenken zu lassen. Besonders erholsam für den unruhigen Geist finde ich, wenn ich es schaffe, gedanklich in einen Flow zu kommen. Also in eine Tätigkeit so sehr einzutauchen, dass ich die Welt um mich herum vergesse und in meinem Kopf nicht ständig von einem Gedanken zum nächsten springe.
So konzentriert auf mich und meine Sinne war ich das letzte Mal bei einem Keramik-Workshop. Das Atelier von Katharina von „Stuttfeld Design“ befindet sich in der Friederikenstraße in Essen. Es ist ein kleines charmantes Atelier mit einem Workshop-Raum hinten dran.
Porzellan oder Ton?
Neben Porzellan-Workshops, bei denen du flüssiges Porzellan in Gipsformen gießt und verschiedene Oberflächen gestalten kannst, bietet Katharina in ihren Räumlichkeiten auch Ton-Workshops an. Hier kannst du freie Formen oder auch andere Ideen in Aufbautechnik umsetzen.
Im Atelier angekommen, hole ich mir bereits beim Schlendern und Gucken ganz viel Inspiration von Katharinas kreativen und beeindruckenden Arbeiten mit Porzellan (Tassen, Vasen, etc.), bevor ich nach hinten durch in den Workshop-Raum laufe.
Hands on!
Gestärkt mit einer heißen Tasse Tee und Keksen, die Katharina für uns liebevoll auf einem Tablett vorbereitet hat, kann es losgehen. Zuerst bekommen wir eine Einführung, was uns erwartet, was wir machen können und was das Besondere an der Keramik ist, mit der wir heute arbeiten dürfen.
Ich entscheide mich dafür einen (Auffüll-)Teller aus Ton herzustellen. Nachdem die erste Aufregung vor lauter Vorfreude abgelegt ist, legen wir Hand an: Ton kneten, zu einer Kugel formen, ausrollen, glatt streichen… Ich liebe es, etwas mit meinen Händen zu erschaffen, dabei die Kühle und die Struktur der Tonmasse zu fühlen und gleichzeitig den erdigen Geruch wahrzunehmen. Ich tauche ab und bin ganz bei mir und meinem Ton.
Katharina leitet uns mit ihrer ruhigen und besonnenen Art sehr gut an und gibt zu jeder Zeit wertvolle Tipps und Hilfestellung. Dabei lässt sie uns total viel Freiheit, uns kreativ auszuleben. Die Leidenschaft für das Arbeiten mit Keramik und ihre Freude am Produktdesign ist ihr sichtlich anzumerken. Diese Begeisterung färbt definitiv ab.
Kreative Auszeit: Perfekt zum Abtauchen!
Nach 3 Stunden kneten, ausrollen, glattstreichen, formen, stempeln, wieder glattstreichen, trocknen und gestalten, halte ich stolz meinen eigenen aus Ton hergestellten Teller in den Händen. Dieser muss jetzt nur noch gebrannt werden. Beim Verlassen des Ateliers brauche ich einen Moment, um in die Welt außerhalb von Katharinas Atelier zurückzukommen. Ich merke, wie gut mir diese kreative Auszeit getan hat und nehme mir vor, öfter so etwas zu machen.
Katalina: Raus (oder rein) ins Grüne
Beim Thema Achtsamkeit im Alltag kann ich noch einiges dazulernen. Bisher habe ich keine festen Rituale oder Routinen, denen ich bewusst nachgehe (oder zählt auch Kaffeetrinken und Katzenkuscheln am Morgen? 😉). Ich merke aber, dass es eine Sache gibt, die mich immer entspannen und zur Ruhe kommen lässt: In der Natur sein. Bäume, Felder, Wiesen, Vogelgezwitscher, raschelndes Laub und frische Luft holen mich einfach immer in den Moment. Am liebsten bin ich im Frühling, Sommer und Herbst per Rad in der Natur unterwegs. Da aber aktuell Winter ist (heute sogar mit Schnee!) und es noch ein paar Wochen dauert, bis Bäume, Blumen und Co. wieder anfangen zu blühen, stelle ich dir einen Ort im Ruhrgebiet vor, an dem das keine Rolle spielt.
10.000 Pflanzenarten auf 13 Hektar
Ein Ort, an dem du in eine ganz andere Welt eintauchen kannst, ist der Botanische Garten der Ruhr-Universität Bochum. Auf über 13 Hektar Fläche erwartet dich eine erholsame Oase voller exotischer Pflanzen. Der Botanische Garten dient der Biologischen Fakultät der Ruhr-Uni mit über 10.000 Pflanzenarten für Forschungszwecke und ist gleichzeitig ein wunderbar entschleunigendes Ausflugsziel. Bei eisigen Temperaturen um den Gefrierpunkt spaziere ich über das weitläufige Gelände, das heute bei Sonnenschein und Schnee einen ganz besonderen Zauber versprüht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sage aber: Aufgrund des Schnees ist mein Lieblingsort heute gesperrt.
Da Schnee im Ruhrgebiet aber wirklich eine Ausnahme ist, passiert dies selten bis nie und du musst bei deinem Besuch unbedingt den Chinesische Garten besuchen. In Zusammenarbeit mit der Tongji-Universität Shanghai ist ein Rückzugsort mit Pavillons, verwinkelten Gängen, Teich und vielen weiteren Details entstanden – übrigens mit Originalbauteilen aus China. Hier kannst du wunderbar eine Pause einlegen und durchatmen.
Tropen, Savanne oder Wüste
Um der Kälte zu entfliehen, zieht es mich heute in den angenehm warmen Gewächshauskomplex des Botanischen Gartens. Auf 1.700 Quadratmetern bin ich mitten im kalten Winter plötzlich umgeben von exotischen Pflanzen aus drei verschiedenen Vegetationszonen der Erde: Tropen, Savanne und Wüste.
Ich merke, dass ich in den letzten Monaten ganz vergessen habe, wie gut die Wärme und das Grün der Pflanzen doch tun und komme bei einem warmen Tee im Wüstenhaus zur Ruhe.
Urlaub vom Alltag
Es ist unglaublich entschleunigend in diese drei verschiedenen Vegetationszonen abzutauchen und die unterschiedlichen Temperaturen und Gerüche wahrzunehmen. Im Savannenhaus mache ich es mir nochmal auf einer Bank gemütlich und träume mich mit Blick auf riesige Strelitzien und Silberbaumgewächse (Protea) in meinen Südafrika-Urlaub 2018 zurück.
Zum Abschluss durchstreife ich noch das Tropenhaus und entdecke neben Feigenbäumen, Mangroven, Palmen, einem Kakaobaum (der mich nach dem kurzen Südafrika-Flashback jetzt an meine Costa Rica Reise samt Kakaotour denken lässt) und vielen weiteren tropischen Pflanzen sogar zwei Schildkröten. Wenn du also Lust auf eine entspannte Auszeit im Grünen hast, bei der du in verschiedene Vegetationszonen eintauchen kannst (denk unbedingt daran, einen Stopp am Chinesischen Garten und Tertiärteich einlegen), besuche auf jeden Fall mal den Botanischen Garten in Bochum.
Johanna: Eine kleine Auszeit im Lesesessel
Mein Vorsatz für ein achtsames neues Jahr: Mehr lesen (jährlich grüßt das Murmeltier 😉)! Denn nichts entspannt mich mehr, als mich in einem Buch zu verlieren und in eine andere Welt abzutauchen. In einen spannenden Kriminalfall, eine romantische Liebesgeschichte oder in einen Fantasy-Roman. Ich vergesse dabei für einen Moment meine ToDo-Listen und gönne mir eine kleine Auszeit für meinen Kopf – und das ganz ohne Screen Time.
Auf diese Weise etwas Achtsamkeit in den eigenen Alltag zu bringen ist gar nicht so schwer, denn Lesen kann man überall. Im Zug, im Wartezimmer oder eben an seinen persönlichen Lieblingsplätzen. Dabei kannst du auch prima das Ruhrgebiet erkunden. Mein Tipp: Eine gemütliche Schmöker-Stunde in einem Café begleitet von einem leckeren Stück Kuchen oder eine kleine Lese-Auszeit draußen in der Natur bei einem Picknick. Schnapp dir deine Lieblingslektüre und los geht’s!
Inspiration für deine Auszeiten im Ruhrgebiet
Noch mehr Inspo für kleine Atempausen zum Krafttanken findest du auch im Buch „Meine Auszeiten im Ruhrgebiet“. Auf 170 Seiten hat die Autorin inspirierende Ideen gesammelt, wie du deinen Gedanken mal eine Pause gönnst und dabei das kreative Lebensgefühl des Ruhrgebiets erleben kannst.
Neben Workshops wie Tintenyoga und besonderen Entspannungsorten, z.B. eine Salzgrotte in einem Bunker, findest du auch Ideen, die ganz kostenlos und ohne „Konsum“ zu genießen sind. Zwischendrin gibt’s auch noch achtsame Anregungen für Me-Time Pause zum „Nachmachen“. Mehr Achtsamkeit geht nicht. 😊