Currywurst Pommes, Schnibbelbohnensuppe und Frikadellen – traditionell ist der Pott eher für seine handfeste Küche bekannt. Doch auch in Sachen Spitzenküche hat er mittlerweile richtig viel zu bieten, zum Beispiel Sterneköche wie Nelson Müller, Frank Rosin und Björn Freitag, die zu den bekanntesten der Region zählen. Wir haben uns auf eine kulinarische Tour durchs Ruhrgebiet begeben.
Tipp 1: Sterneküche in Dortmund – Restaurant Palmgarden
Als wir das am Hang der Hohensyburg gelegene Restaurant Palmgarden in Dortmund erreichen, ist Sternekoch Michael Dyllong schon auf dem Sprung. Sein Flieger nach Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam gehe gleich, erzählt uns der 31-Jährige, der in beeindruckend kurzer Zeit einen Spitzenplatz in der deutschen Gastronomie errang. Was er in Vietnam macht? Kochen natürlich. „Ich habe auch in diesem Jahr wieder die Ehre, an einem internationalen Kochevent teilzunehmen“, sagt er lächelnd.
Aus diesem Anlass kommen wir in den Genuss, das „Menü Vietnam“ zu probieren, das eigens für dieses Event kreiert wurde. Schon bei der Vorspeise schmelzen wir dahin, denn das selbstgebackene Roggenbrot wird mit französischer Sauerrahmbutter und Trüffelcréme gereicht. Auch die Fjordforelle an Lotus, Apfel und Rettich haut uns um, gefolgt von Black Angus Beef an Sellerie, Trüffel und Petersilie. Zum Dessert gibt es einen innovativen New York Cheesecake an Birne, Hafer und Zitronenthymian.
Endlich habe ich mal die Möglichkeit, Vin Naturel zu probieren – einen Wein, der so naturbelassen wie möglich hergestellt wurde und derzeit das Trendgetränk der angesagten Weinbars in New York, London oder Tokio ist. Toll finde ich auch, dass Wasser des Vereins Viva con Agua ausgeschenkt wird, der sich dafür einsetzt, dass alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Aus dem Schwärmen kommen wir an diesem Abend nicht mehr raus. Das Restaurant wurde bisher mit einem Michelin Stern und 16 Gault Millau-Punkten ausgezeichnet. Absolut verdient finden wir.
Tipp 2: Kreative Haute Cuisine in Oberhausen – Hackbarth´s Restaurant
Gebratene Blutwurst mit Apfel auf Kartoffelsalat – das sei der Renner in seinem Restaurant, erzählt uns Inhaber Jörg Hackbarth, der durch seine bodenständige Art sofort sympathisch wirkt. „Wir machen hier gute Küche für jedermann.“ Sterne und höchste Auszeichnungen der Restaurantführer sind ihm nicht wichtig. Bewusst entziehen sich Hackbarth’s fantasievolle Kreationen daher auch jeder Festlegung auf eine bestimmte Richtung. Und das mit Erfolg: Seit 27 Jahren serviert er seinen Gästen vielerlei Köstlichkeiten und führt auch einen eigenen Catering-Service. Besonders beliebt: das 25-Euro-Menü, das monatlich wechselt und sich immer einem speziellen kulinarischen Thema widmet.
Ich kann mich vor allem für Hackbarth’s bunte Tapas – Crossover begeistern. Neben einem leckeren Süppchen von Hummer und Krustentieren gibt es dabei gebackene Heilbuttpraline auf Kartoffelsalat und Roastbeef mit Beluga-Linsen. Dazu mundet der Wein des Hauses perfekt – ein 2016er Grauburgunder, auf dessen Etikett die charakteristische rote Eingangstür des Restaurants abgebildet ist.
Aber auch die Desserts können sich sehen lassen: Das Hausmacher Blutorangen-Sorbet mit gerösteten Nüssen & Waldbeeren schmeckt himmlisch, selbiges gilt für das Vanilleeis mit Kürbiskern-Öl, Aprikose und Pfefferkuchen-Crumble.
Satt und schwer begeistert verlassen wir das Restaurant, es regnet in Strömen und so entschließen wir uns, dem Gasometer Oberhausen einen Besuch abzustatten, das direkt um die Ecke liegt. Schließlich wollte ich die Fotoausstellung „Der Berg ruft“ schon lange sehen. Eine gute Entscheidung – denn diese ist wirklich mehr als sehenswert.
Tipp 3: Sterneküche in Dorsten – Goldener Anker
Die Stadt Dorsten wartet gleich mit zwei Sterneköchen auf. Einer davon ist Björn Freitag, den sicher viele u.a. aus den TV-Sendungen „Der Vorkoster“ im WDR und „Küchenschlacht“ im ZDF kennen. Sein Restaurant Goldener Anker liegt mitten im Zentrum der Stadt und ist so begehrt, dass man rechtzeitig im Voraus reservieren sollte.
Seit September letzten Jahres bietet Freitag in seiner neuen Kochschule – direkt neben dem Sternerestaurant – auch regelmäßig Kochkurse an, die unter dem Motto „Spaß am Herd“ stehen. Heute allerdings brauchen wir nichts tun, außer zu genießen. Vorab gibt es eine Kürbissuppe mit einer tollen Note von Kaffir-Limettenblättern und Kokos. Alles schmeckt vorzüglich, vor allem die gebeizte Fjordforelle mit Gurke, Avocado und Bio-Eigelb hat es mir angetan. Es lohnt sich, viel Zeit mitzubringen, um jeden Gang gebührend zu genießen.
Küchenchef Christoph Kaiser beantwortet uns gerne all unsere Fragen, zum Beispiel, wie man es hinbekommt, dass das Kalbsrippchen im Barbecue-Style so unglaublich zart ist. „Wir haben es in Marinade einvakuumiert und 48 Stunden bei 62 Grad Celsius garen lassen“, verrät er uns. Gut Ding will Weile haben. Und das schmeckt man.
Extratipp: Gourmet-Festivals & Das Restaurant-Karussel
Wie viel der Pott für Feinschmecker zu bieten hat, zeigen auch die zahlreichen Gourmet-Festivals, die über das ganze Jahr verteilt stattfinden. Auf diesen habt ihr u.a. die Möglichkeit, das Angebot zahlreicher Spitzenrestaurants zu kleineren Preisen zu probieren.
Die Restaurant-Karussel-Frühjahrsmenüs 2019 sollte man sich ebenfalls nicht entgehen lassen: Insgesamt 31 Restaurants in Duisburg, Essen, Mühlheim an der Ruhr, Oberhausen und Wesel nehmen daran teil. Sie alle bieten ein 4-Gänge-Menü inklusive begleitender Weine oder Biere an.
Alles Fotos sind von Lukas Holzmeier für Rebeccas Welt.