Neun wunderbare Orte im Kortländer Kiez in Bochum

Eine Trinkhalle ohne gemischte Tüte, ein Café ohne Kaffee und viele inspirierende Menschen voller Ideen. Genau diese Kombi findest du im Kortländer Kiez in Bochum. Das Viertel „links neben dem Bergbau-Museum“ passt in keine Schublade und genau das macht es so liebenswert. Ich zeige dir heute neun Orte im Kortländer und stelle dir die kreativen Köpfe dahinter vor. Spoiler: Am Ende des Artikels weißt du u.a., wo es die besten Zimtschnecken der Stadt gibt und warum es schlau ist, eine Weinbar zu eröffnen, ohne Ahnung von Wein zu haben. Jetzt aber genug der Vorrede, los geht´s!

Der Kortländer Kiez – Kurzer Faktencheck

Der Kortländer Kiez, kurz Kortländer, befindet sich ganz im Norden der Bochumer City, etwa 15 Fußminuten vom Hauptbahnhof entfernt, zwischen Brückstraße, Dorstener Straße und Herner Straße und nur wenige Minuten vom Deutschen Bergbau-Museum entfernt. Was im Kortländer direkt auffällt: Anders als in „Szenevierteln“ manch anderer Städte gibt es hier nicht nur schicke Altbauwohnungen, hippe Läden und szenige Cafés, denn hier wird Inklusion großgeschrieben. Du wirst junge und alte Menschen verschiedener Nationalitäten entdecken, kannst Kaffee im szenigen Café trinken aber auch frisches Obst und Gemüse im türkischen Supermarkt kaufen oder dem Spielzeugladen mit langjähriger Tradition einen Besuch abstatten. Es gibt schöne Altbaugebäude aber eben auch Häuser, die ihren 70er-Jahre-Charme nicht leugnen können. Was es hier aber v.a. gibt: Kreative Ideen, die erzählt werden müssen.

1. Das STÜH33 in der KoFabrik: Die besten Zimtschnecken der Stadt

Ich starte meinen „Kiez-Walk“ durch den Kortländer in einem meiner Lieblingscafés im Ruhrgebiet, dem STÜH33. Das Café in der Stühmeyerstraße 33 (daher der Name) ist einfach ein Ort, den mal lieben muss. Und zwar aus folgenden Gründen.

Architektur

Das STÜH33 befindet in der KoFabrik am Imbuschplatz, die von außen durch ihre rote Backsteinoptik an die Gebäude in der Hamburger Speicherstadt erinnert. Und Innen? Bodentiefe Fenster, hohe Decken, unverputzte Wände, Pflanzen, stylische Deko, Sitznischen im Fenster… Muss ich noch mehr sagen? 😉

Essen & Trinken

Im STÜH33 gibt es konkurrenzlos und ganz ohne Zweifel die besten Zimtschnecken der Stadt… Vielleicht sogar die besten Zimtschnecken im Ruhrgebiet!

Die MUSST du unbedingt probieren! Gönn dir dazu eine der zahlreichen Kaffeespezialitäten, die von den Jungs und Mädels im STÜH mit feinster Latte Art serviert werden. Auch der selbstgebackene Kuchen kann sich sehen lassen!

Du hast täglich die Wahl zwischen etwa sechs Sorten, wie Cheesecake mit Salted-Caramel-Topping, Blueberry Tarte und Karotten-Walnuss-Kuchen! Wer es eher herzhaft mag, steht entweder beim Mittagstisch auf der Matte (ich habe bereits eine köstliche Quiche und ein noch viel köstlicheres Bánh mì gegessen) oder kommt am Wochenende zum Frühstück. Dann gibt es neben süßen Schmeckereien, wie Pancakes, z.B. auch Shakshuka oder pochierte Eier mit Tomaten-Relish und Zhough.

Concept Store

Und als wäre das nicht schon genug zum Verlieben, kannst du im STÜH33 nicht nur köstlich essen und gemütlich sitzen, sondern auch noch shoppen! Im Café gibt es einen kleinen Concept Store Bereich mit hübschen Dingen wie Schmuck, Seife, Geschirr, Vasen…

Ich habe über das STÜH33 auch schon in meinem Artikel Drei tolle Cafés im Ruhrgebiet – Kuchen-Check in Bochum, Xanten und Dortmund berichtet. Darin erfährst du noch mehr über die Kaffeespezialitäten, den Coworking Space des Cafés, die KoFabrik und Ronny, den sympathischen Betreiber des STÜHs. Was er mir aber für diesen Artikel noch on top verraten hat, ist was er am Kortländer Kiez so sehr schätzt: „Ich habe das Gefühl, dass es in unserem Viertel ein echt gutes Miteinander gibt. Man ist mit den Leuten aus der Nachbarschaft unterwegs, kommt gut ins Gespräch und unterstützt sich ehrlich. Authentisch herzlich geht es hier zu!“

2. Buch ImBusch: Keine gewöhnliche Buchhandlung

Direkt neben dem STÜH33 befindet sich Busch ImBusch, eine kleine Buchhandlung, in der man sich durch die besondere Architektur der KoFabrik sofort wohlfühlt. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich liebe (klingt jetzt hoffentlich nicht zu weird) den Geruch von Büchern und die Atmosphäre in Buchhandlungen.

Denn was du hier direkt nach dem lebhaften Cafébesuch im STÜH hörst, ist… NICHTS. Du kannst völlig entschleunigt und ganz in Ruhe durch die Bücher – von Roman über Kochbuch bis Gartenratgeber – stöbern, es dir im Sessel gemütlich machen oder mit der liebenswerten Besitzerin Gunda quatschen.

Gunda ist eigentlich Jobcoach und hat Buch ImBusch ohne jegliche Buchhandelserfahrung gegründet. Warum? „Weil sich beides perfekt kombinieren lässt.“ Beim Coaching hat sie ihren Kund:innen immer weiterführende Literatur empfohlen und irgendwann festgestellt, dass das „Coaching näher an die Menschen muss, die Buchempfehlung aber auch.“ Die Leute kommen also mal für das eine und mal für das andere zu Gunda – oder eben für beides.

Gemeinsame Events

Gestartet in der Quartiershalle befindet sich Busch ImBusch erst seit letztem Jahr im Pionierhaus der KoFabrik, für Gunda durch die direkte Verbindung zum STÜH Café DIE absolute Traumlage. Dass beide ein „perfect match“ sind, zeigen u.a. gemeinsame Events, wie Lesungen im Café. Anfang Mai findet im STÜH33 eine Buchvorstellung statt, bei der Gunda zusammen mit Mari von BOOKS|AND|BEANS|BOCHUM fünf bis sechs Bücher zum Thema Camping / Zuhause auf Zeit vorstellt (hier kannst du dich zum Event anmelden).

Nur ein Beispiel von vielen, denn die „Mieter“ der KoFabrik, darunter auch Illustrator Timo und das „Theater Löwenherz“, stellen immer wieder gemeinsam Dinge auf die Beine. „Und das ist das Besondere an der KoFabrik und der Grund, weshalb ich unbedingt hierhin wollte.“ Abschließend verrät mir Gunda, dass sie darüber hinaus auch am Kortländer Kiez das Miteinander schätzt. Sie tauscht sich z.B. regelmäßig mit Desiree vom Café „Hi Kalle“ (dem nächsten Stopp meiner Kiez-Tour) aus, ist begeistert von den verschiedenen Menschen im Kortländer und der kontinuierlichen Weiterentwicklung vom einstigen „Problem-“ zum urbanen Viertel mit so viel Potential.

3. Hi Kalle: Ein Café zum „Immerwiederkommen“

Um den nächsten Spot im Viertel zu erreichen, muss ich von der KoFabrik aus nur einmal rechts abbiegen und ein paar wenige Schritte durch die Straße „Am Kortländer“ gehen. Das „Hi Kalle“ ist ein Café, das mit viel Herzblut betrieben wird. Das sieht, schmeckt und spürt man ab dem ersten Moment.

Vor etwa einem Jahr hat sich Desiree den Traum vom eigenen Café erfüllt und sich mit ihrer offenen Art, der Einrichtung und Atmosphäre im „Hi Kalle“, dem Kaffee (der zum Dahinknien ist!) und der kleinen aber absolut feinen Auswahl an Speisen in die Herzen der Bochumer:innen katapultiert… Auch in meins.

Desiree ist eine richtige Macherin: Sie betreibt das Café komplett allein, backt jeden Kuchen selbst und hat sogar die Einrichtung zusammen mit Freunden selbst gemacht. So hat z.B. ein befreundeter Schreiner die Regale im Café gefertigt und von einem anderen Freund stammen die gemütlichen Teppiche. Jedes Detail im „Hi Kalle“ hat für Desiree eine große Bedeutung.

Ein Ort zum Quatschen, Schlemmen und richtig guten Kaffee trinken

Wie beliebt das kleine Café ist, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass keine zwei Minuten nach Öffnung alle Plätze belegt sind. Man sieht es aber auch an den vielen Stammkund:innen, die hierherkommen, mit Desiree quatschen, sich untereinander kennen und das Café mit Leben füllen.

Also Atmosphäre und Menschen sind schon mal eine 1 mit Sternchen und Gleiches gilt für den Kaffee. Zusammen mit röst.Art aus Bochum hat Desiree eine eigene Röstung entwickelt, die du auch im „Hi Kalle“ kaufen kannst (habe ich aufgrund meiner Begeisterung direkt getan). Diese macht den Cappuccino zu einem wahren Geschmackserlebnis. Kulinarisch hast du die Wahl zwischen Overnight Oats, Stullen (z.B. mit Ziegenkäse, Apfel und Honig) oder Kuchen (hier sei besonders der Weiße Schokolade-Mohn-Himbeer-Kuchen genannt).

Im „Hi Kalle“ kannst du dich aber auch auf ein Bierchen, Weinchen oder einen Kombucha treffen. Zum Schluss verrät mir auch Desiree, was sie am Kortländer Kiez so sehr mag: „Ich habe hier mal vor sieben Jahren gewohnt, als es nur den Kugelpudel oder das Paddy´s gab. Seitdem hat sich hier so viel getan und das finde ich toll. Hier gibt es kein Konkurrenzdenken, wir Gastronomen unterstützen uns untereinander und ich wurde als „weiteres“ Café so herzlich empfangen. Ich finde es außerdem so spannend und schön, dass der Kortländer so multikulturell ist.“

4. Bahlo Records: Für alle, die Schallplatten lieben

Nach Kaffee, Büchern und Kaffee geht es jetzt um Musik. Wieder nur wenige Schritte vom letzten Spot entfernt, findest du auf der Dorstener Straße ein wahres Juwel für alle Schallplatten-Liebhaber: Bahlo Records. Ich gestehe direkt vorab, dass ich weder einen Schallplattenspieler noch auch nur die geringste Ahnung von Schallplatten habe, finde Bahlo Records aber trotzdem ganz wunderbar. Und zwar weil Jens Leidenschaft für das, was er tut, ansteckend ist!

Du hast es dir wahrscheinlich schon gedacht, ich sage es aber der Vollständigkeit halber: Jens ist der Besitzer von Bahlo Records und das seit mittlerweile acht Jahren. Nachdem er zuvor hobbymäßig mit Schallplatten gehandelt hat, sind diese nun sein Beruf. Kerngeschäft ist das Handeln mit gebrauchten Schallplatten, also Second Hand Vinyl, du findest bei Bahlo Records aber auch Sammlerstücke, die mehrere 100 Euro wert sind sowie eine Neuware-Sektion.

Es macht unglaublich Spaß, durch die Schallplatten verschiedener Genres zu stöbern, die Cover zu bestaunen und v.a. mal reinzuhören. Während ich, wissentlich keinen Schallplattenspieler zu besitzen, nur gucke, wird Verena, mit der ich heute unterwegs bin, fündig. „FUNK MODE“ heißt die Platte ihrer Wahl.

Ich frage auch Jens abschließend nach seiner Meinung über den Kortländer Kiez. Auch er schätzt das Miteinander im Viertel, versteht sich z.B. sehr gut mit den Betreiber:innen des Kugelpudels und der Trinkhalle Ruhrgebeat (beide Orte lernt ihr noch kennen) und findet es toll, wie sich das Viertel in den letzten Jahren verändert hat. „Was mir ebenfalls gefällt, ist dass der Kortländer ein gemischtes Viertel mit normalen Strukturen ist, in dem Gentrifizierung keine Rolle spielt. Außerdem die Nähe zur Innenstadt bei vergleichsweise günstigen Mieten.“

5. Kugelpudel: Eis geht immer!

Ich verlasse Bahlo Records nach rechts, laufe am familiengeführten türkischen Supermarkt „Sahin Market“ vorbei und stehe schon vorm nächsten Spot meiner Tour, dem Kugelpudel. Eine Frage möchte ich vorab geklärt wissen. Kannst du die Aussage „Eis geht immer“ unterschreiben (lass es mich in den Kommentaren wissen!). Für mich gilt: Auch wenn Eis im Sommer natürlich am besten schmeckt, ist es viel zu lecker, um es nur in einer Jahreshälfte zu genießen.

Eine wahre Institution im Kortländer Kiez ist der Kugelpudel. Während viele Cafés erst in den letzten ein bis zwei Jahren im Viertel eröffnet haben, betreiben Julia und Max den Kugelpudel seit fast zehn Jahren! Und das Eis, das im Eislabor direkt nebenan hergestellt wird, schmeckt fantastisch.

Julia und Max verwenden hierfür ausschließlich Bioprodukte und verzichten auf künstliche Zusatzstoffe. Neben vielen Klassikern gibt es beim Kugelpudel abgefahrene Sorten, wie Bienenstich (mit Teig & Mandeln!) und Gurke. Besonders beliebt sind u.a. Cheesecake und Himbeer-Minze.

Die Hälfte der Eistheke besteht aus veganen Sorten und auch der Waffelteig sowie der Kuchen sind vegan. Dass auch der Kugelpudel mit viel Herzblut betrieben wird, merkt man am sympathischen Team und dem Interieur des Cafés, einer gemütlichen Mischung aus Second Hand Pieces und selbstgebauten Elementen.

Was ich schön finde: Es kommen Menschen verschiedener Nationalitäten hierher, Eltern mit Kindern, junge Paare und Leute, die das Café als Coworking Spot nutzen.

Und genau das ist es auch, was das Team des Kugelpudels am Kortländer so sehr liebt: Die tolle Stimmung im Viertel, jeder kennt jeden, es herrscht ein Gemeinschaftsgefühl unter den Gastronomen, Neueröffnungen bringen frischen Wind und das Viertel entwickelt sich immer weiter.

6. Trinkhalle Ruhrgebeat: Budenkultur mal anders

Nach KoFabrik, Am Kortländer und Dorstener Straße befinden sich die letzten Spots, die noch auf meiner Liste stehen, auf der Herner Straße. So auch die „Trinkhalle Ruhrgebeat“, die ebenfalls eine Institution im Kortländer Kiez ist. Chef Tom, für den das Wort Ruhrpott-Original förmlich erfunden worden sein muss, bezeichnet seinen Laden als „Neuinterpretation einer klassischen Ruhrgebiets-Trinkhalle“.

Hier gibt es Dinge, die es in einer klassischen Ruhrgebietsbude gibt, nur eben anders interpretiert. Es macht unglaublich Spaß, sich mit Tom über die Trinkhalle und den Kortländer Kiez auszutauschen. Die Trinkhalle Ruhrgebeat kurz erklärt: Palettenmöbel, geflieste Wände und sechs Kühlschränke mit verschiedenen Biersorten aus aller Welt! Den Schwerpunkt bilden Spezialbiere aus Franken, Belgien und dem Ruhrgebiet.

Bier trinken, Kickern, Quatschen

Wer gerne Bier trinkt, wird die Trinkhalle lieben! Und wer noch nicht wusste, dass er Bier liebt, wird es nach dem Besuch in der Trinkhalle tun. Tom und sein Team finden für jeden Geschmack das passende Bier und beraten mit unglaublich viel Wissen und Sympathie!

Ich frage Tom nach seiner Lieblingsbrauerei. „Das ist 777 Brauprojekt aus Voerde. Die Jungs legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und verwenden für ihr Bier z.B. Kirschen und Erdbeeren aus der Region.“ Mit einem leckeren Bierchen, Knabbereien und Chips kannst du es dir entweder auf den Palettenmöbeln bequem machen oder du veranstaltest im Raum nebenan ein Kicker-Match!

Was sonst noch in der Trinkhalle geht? Hier finden regelmäßig Bierakademien statt, bei denen der Bier-Sommelier der Trinkhalle (der diese Bezeichnung nicht mag ;-)) Braumeister mit Rang und Namen aus dieser kleinen Szene einlädt. „Wir haben eine Art Bildungsauftrag“, sagt mir Tom, „Und das Allergeilste ist, wenn die Leute danach selbst anfangen zu brauen. Genauso ist „Mücke“ aus Essen entstanden!“ Wer kein Bier mag, ist hier aber übrigens ebenfalls willkommen. Neben diversen Softdrinks gibt es auch einen Kühlschrank voller Wein.

Und auch wenn ich noch ewig mit Tom weiterquatschen könnte, frage ich ihn abschließend natürlich noch nach seiner Meinung über den Kortländer Kiez: „Das Viertel ist bunt, das liebe ich. Beim Kortlandfest kommen z.B. alle an einer großen Tafel zusammen und es entsteht ein richtiges Nachbarschaftsgefühl. Hier bringt Frau Özdemir Falafeln mit und Frau Schneider Kartoffelsalat und alle sitzen gemeinsam an einem Tisch.“

7. KRTLND Café: Früher Friseursalon heute Café

Ich weiß ja nicht, wie es dir geht aber ich glaube, es wird mal wieder Zeit für Kaffee. 😉 Direkt gegenüber der Trinkhalle Ruhrgebeat (nur durch eine kleine Straße getrennt) ist das Café KRTLND eine beliebte Adresse zum Kaffeetrinken im Kiez. Da der Name des Cafés von außen nicht dran steht, hier eine kleine Orientierungshilfe für dich, damit du weißt, wo du hin musst:

Funfact: Im KRTLND wurden noch vor ein paar Jahren Köpfe frisiert. Denn was seit einigen Jahren ein Café ist, war vorher der Friseursalon „Lolas Papa“.

Das Café besteht aus einer Theke, einigen Holzmöbeln und ist ansonsten ganz clean gehalten. Im Außenbereich kannst du dich mit deinem Käffchen auf eine Bank hocken und das Treiben im Viertel beobachten. Hier gibt es keinen Schnickschnack, denn im Café KRTLND steht der Kaffee ganz klar im Mittelpunkt. Auf der kleinen Karte findest du neben Kaffeekreationen nur selbstgebackene Omakuchen, Schorlen und Tee. Der Star des Cafés ist einfach der Kaffee.

Die Kaffeebohnen bezieht das KRTLND von der Kaffeerösterei „Neues Schwarz“ aus Dortmund und verwendet für seine Kreationen zwei Arten: Eine dunkele Bohne mit nussig-schokoladigem Aroma und eine helle, die sauer-fruchtig ist, verrät mir Johanna, die einen Cappuccino und Flat White nach dem nächsten macht und dabei ausgelassen mit den Gästen quatscht. Was mir auch hier wieder auffällt: Man kennt sich und es geht sehr persönlich zu. Es wird gequatscht, gelacht und natürlich Kaffee getrunken. Und genau das ist es auch, was Johanna am Kortländer Kiez so sehr mag: „Das herzliche Miteinander im Viertel“.

8. OA: Weinbar aus Liebe zum Kortländer

Wie sagt man so schön „Wein auf Bier, das rate ich dir.“ Und wie schaut es aus, wenn nach Kaffee Wein kommt? Klare Antwort: Gut! Denn wenn das Café der Weinbar nebenan quasi seine Vokale überlässt und du nach dem Cappu im Café KRTLND ein Weinchen in der OA Weinbar trinkst, kann das nur ein gutes Omen sein.

Simon hat die OA Weinbar vor etwa einem Jahr eröffnet und beweist nicht nur bei der Namenswahl Kreativität. Wie Desiree das „Hi Kalle“ – betreibt auch Simon seine Weinbar als „One-Man-Show“ komplett allein und hat alles hier selbst gebaut und aufarbeitet. Sein Ziel war es, den 50er Jahre Charme beizubehalten. Dazu musste er u.a. den Terrazzoboden unter drei Schichten Fliesen freilegen und aufarbeiten. Alles in allem hat der Umbau ein 3/4 Jahr gedauert und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Good Job. 😊

Deutsche Weine & Kiezliebe

Ich finde die die OA Weinbar stylisch und gleichzeitig total gemütlich. Simons größter Stolz in der OA Weinbar ist der große Betontisch, das Herzstück der Weinbar, an dem alle zusammenkommen können. Also Laden und Besitzer top, kommen wir zu den Weinen. In der OA Weinbar gibt es ausschließlich deutsche Weine (Weiß und Rosé) und zwar aus einem ganz einfachen und extrem sympathischen Grund: Simon ist (bzw. kann man mittlerweile eher sagen war zum Zeitpunkt der Eröffnung) Weinneuling: „Ich hatte nicht so viel Ahnung von Wein, wollte erstmal klein anfangen und mich da reinarbeiten.“

Vorteil: Deutsche Weine, v.a. die Weißen, sind sehr gut und ausschließlich Weine „aus der Nähe“ auszuschenken, ist gleichzeitig sehr nachhaltig gedacht. Hinter der Idee, eine Weinbar, ohne vollumfängliche Kenntnis zu eröffnen, steckt u.a. auch Simons Liebe zum Kortländer Kiez: „Ich habe mich zuerst für den Standort entschieden und dann geschaut, was es hier noch nicht gibt, um mit niemanden in Konkurrenz zu treten.“ Auch er schätzt den Spirit und das Gemeinschaftsgefühl im Viertel. Irgendwann soll es in der OA Weinbar auch Essen geben. Ich freue mich schon jetzt auf ein „lecker Häppchen“ zum Wein.

9. Café Eden: Ein Ort für jede:n

Um zum letzten Spot auf meiner Tour durch den Kortländer zu kommen, muss ich nur die Herner Straße überqueren und sehe schon die vier leuchtenden Buchstaben „E“, „D“, „E“, „N“ vor mir.

Ähnlich wie die Trinkhalle und der Kugelpudel ist auch das Café Eden eine Institution im Kiez und ist hier seit 2014 nicht mehr wegzudenken. Wenn du dich jetzt fragst: „Trinkt die schon wieder Kaffee“?, liegst du falsch. Denn nur weil Café draufsteht, ist nicht Café drin. Das Eden ist eher eine Kneipe und in allererster Linie ein Vereinsheim.

Von Spieleabend bis Yoga

Tobias ist seit 2017 erster Vorsitzender des Vereins und verrät mir, dass sich das Eden durch die Getränkeverkäufe finanziert und ehrenamtlich von Vereinsmitgliedern betrieben wird. Entweder passiv mit einem Monatsbeitrag von fünf bis zehn Euro oder aktiv mit zweimal monatlichem „Thekendienst“. Willkommen ist hier jede:r (egal ob Mitglied oder nicht). „Das Eden ist offen für jeden. Egal ob Studentin, Arbeitsloser oder Geschäftsmann. Es ist egal, wer du bist“, sagt mir Tobias. Und das spürt man auch. In gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre im 70er Jahre Stil trifft man sich hier zum Quatschen, Trinken und z.B. Spieleabend, denn im Café Eden finden immer wieder Events statt. Von Kneipenabend über Spieleabend (jeden dritten Donnerstag im Monat wird hier das Werwolf Spiel gespielt, wie cool ist das denn bitte?) bis hin zu Yoga. „Hier kann alles stattfinden, nur jemand muss es machen“, sagt Tobias.

Geöffnet ist das Eden meistens von donnerstags bis samstags. Da der Verein aber ehrenamtlich betrieben wird, empfiehlt sich der vorherige Blick auf die Website. Ich finde, das Café Eden ist ein Juwel im Kortländer Kiez, das unterstützt werden muss. Die Getränkepreise sind extrem fair und die Atmosphäre ist fast gemütlicher als auf der heimischen Couch. Schau hier auf jeden Fall vorbei und vielleicht hast du ja sogar Lust, Vereinsmitglied zu werden? Natürlich frage ich ein letztes Mal für heute auch Tobias abschließend nach seiner Meinung über den Kortländer Kiez. „Das Viertel hat sich in den letzten Jahren toll entwickelt. Es ist nicht zu hipp, weil es hier keine Gentrifizierung gab und das gefällt mir. Hier gibt es neben Weinbar und Café auch den türkischen Gemüseladen, den Spielzeugladen mit Tradition und die alte irische Kneipe. Es ist einfach toll, weil hier so verschiedene Menschen leben.“

Zum Abschluss

Es hat extrem viel Spaß gemacht, diese neun Orte im Kortländer zu besuchen und die Menschen dahinter kennenzulernen. Ich bin immer noch total beeindruckt von den coolen Konzepten jedes einzelnen Ladens und dem tollen Miteinander – ohne Konkurrenzdenken. Natürlich gibt es noch weitere wunderbare Orte im Viertel, z.B. Paddy’s Irish Pub und SAYV Store (frisch eröffnet) aber entdecke diese doch einfach selbst und erzähle mir in den Kommentaren von deinem Kiezbesuch. Du willst noch mehr vom Kortländer sehen? Dann schau auf unserem TikTok-Kanal vorbei! Und noch mehr Tipps für weitere Szeneviertel im Ruhrgebiet findest du auf unserer Website!