ENDLICH: am Himmel strahlt so ein fast vergessenes rundes Ding mit voller Wucht auf die Radwege im Ruhrgebiet und setzt an dieses völlig verregnete Winterhalbjahr mit herrlicher Wärme einen dicken Schlussstrich. Wenn du auf der Suche nach der passenden Frühlingsradtour bist, habe ich hier genau das Richtige für dich: ein kurzes Einsteigerründchen durch den Essener Süden mit einer extra Portion Naturerlebnis!
Erster Tourentipp in diesem Jahr: Ab in den SÜDEN
Auf gut 32 Kilometern verläuft mein Tourenvorschlag zwar nicht komplett über das Knotenpunktsystem, dafür führt die Tour aber dennoch fahrradfreundlich meistens abseits des Straßenverkehrs durch viel grüne Natur. Und damit du dir auch gleich ein gutes Bild von der Radtour machen kannst, folgt hier in Kürze noch ein kleines Infovideo von Katalina und mir.
Eine kleine Kurzbeschreibung
Vom Bahnhof in Essen-Werden radeln wir zunächst am Nordufer des Baldeneysees entlang. Auch hier im Grünen treffen wir auf tolle Industriekultur, radeln dann aber weiter auf dem RuhrtalRadweg durch ein schönes Naturschutzgebiet. Über die Grugatrasse geht es hoch Richtung Zentrum. Mit der GRUGA und der Margarethenhöhe warten zwei Highlights auf der Tour, bevor es über die Wasser-Route zurück ins Ruhrtal geht.
Los geht es am Bahnhof Essen-Werden
Die Anreise mit der Bahn klappt zumindest von Essen aus sehr entspannt mit der S6. Aus Richtung Düsseldorf gibt es aktuell (Stand April 2024) eine größere Sperrung mit Schienenersatzverkehr, die du beachten solltest. Mit dem Auto findest du direkt neben dem Bahnhof einen großen und kostenlosen Parkplatz. Mitten auf der Ruhrbrücke steht die Übersichtskarte des Knotenpunktsystems, die einen ersten Überblick liefert. Dann geht es für uns los Richtung Baldeneysee.
Das Nordufer des Baldeneysees
Das Knotenpunktsystem verläuft über das Südufer des Sees, weil hier die Strecke deutlich besser und breiter ausgebaut ist. Aber auch das Nordufer hat einige spannende Passagen zu bieten. Daher führt mein heutiger Tourentipp dort entlang. Die ersten Meter sind noch nicht ganz so schön, aber ab dem Stauwehr wird es entspannt.
Da Katalina und ich uns mit leerem Magen getroffen haben, stärken wir uns erstmal in den Südtiroler Stuben mit einem leckeren Apfelstrudel für die Tour. Die herrliche Terrasse direkt am Seeufer gehört zu den schönsten Ausflugslokalen der Region und ich liebe die Mischung aus deftig-alpenländischer Küche und mediterranen Gerichten. Jetzt aktuell ist auch die Spargelkarte eine klare Empfehlung.
Industriekultur im Ruhrtal
Es ist Montag und wir dachten eigentlich es wäre leer am See. Aber das tolle Frühlingswetter zieht natürlich alle, die frei haben direkt nach draußen. Dennoch kommen wir schnell vorwärts und erreichen das Gerüst der Zeche Carl Funke.
Bereits 1773 wurde an dieser Stelle Kohle abgebaut. Stillgelegt wurde die Zeche dann 1973 und außer dem Fördergerüst ist nur wenig übrig geblieben. Hier im Süden im Ruhrtal waren eher die frühen und kleineren Zechen aktiv und so kommen wir wenig später an der „Geologischen Wand Kampmannbrücke“ vorbei, wo wir auch noch Relikte des frühen Steinkohlenbergbaus sehen.
Katalina und ich radeln weiter flussaufwärts auf dem RuhrtalRadweg und tauchen ein in das Naturschutzgebiet Heisinger Ruhraue. Aber auch hier schlummert mit der Zeche Heinrich, Schacht 3 ein nettes Fotomotiv direkt an der Ruhr. Wir waren vom Naturerlebnis so beeindruckt, dass wir bis auf die Gänsefamilie ganz vergessen, ein passendes Bild zu machen. Daher habe ich mal drei Drohnenbilder aus unserer Datenbank beigemischt…
Bahntrassenradeln in Essen
An der Grugatrasse verlassen wir den RuhrtalRadweg. Von hier geht es längere Zeit konstant bergauf nach Rüttenscheid. Die Steigung ist moderat aber eben doch da – ohne E-Bike wird man sicherlich ein wenig ins Schwitzen geraten. Aber auch diese Bahntrasse verläuft so wunderbar abseits des Straßenverkehrs und durch schöne Waldgebiete, dass man fast vergisst mitten im Pott zu sein.
Der GRUGA Park in Essen
Kurz hinter der Messe Essen erreichen wir den GRUGA Park. Am Eingang Orangerie können wir die Räder abschließen und für 5 Euro durch den schönen Blumenpark schlendern. Während der Sommersaison findet man eigentlich immer eine Zeit, wo ein Bereich des Parks wunderbar blüht.
Ob die Tulpen im Frühling, die Rosen im Frühsommer oder die Dahlien im Spätsommer – die Gruga ist immer eine schöne Auszeit vom Alltag. Familien finden hier auch einige abenteuerliche Spielplätze, die eine Radtour auch für Kinder spannend macht.
Die Gartenstadt Margarethenhöhe
Kurz hinter der GRUGA erreichen wir auf unserer Radtour durch den Essener Süden die wunderschöne Gartenstadt Margarethenhöhe. Mit dem Fahrrad kannst du sehr entspannt durch das verkehrsberuhigte Städtchen rollen und die tollen Häuser sowie die entspannte Atmosphäre der Siedlung aufsaugen.
Die Margarethenöhe gehört noch immer zu den beliebtesten Wohnsiedlungen in Essen und aktuell findest du auch in der Mediathek des WDR einen spannenden Beitrag zur Siedlung und ihren Bewohner:innen.
Das Nachtigallental mit dem Halbachhammer
Nach diesem urbanen Highlight springen wir wieder direkt in die Natur. Von der Grugatrasse biegen wir links ab ins Nachtigallental. Entlang eines kleinen Bachlaufs geht es leicht bergauf, bis wir am Halbachhammer ankommen. Das historische Fachwerkhaus wurde einst von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach im Rahmen des Baus der Margarethenhöhe nach Essen geholt. Ursprünglich blickt der historische Hammer auf eine 500 jährige Geschichte im Siegerland zurück. Auch heute noch wird der Hammer immer mal wieder angeworfen – sehr beindruckend!
Radeln über die Ruhrhöhen
Das Tal wird am Ende immer steiler und der Bodenbelag grober, bevor uns der Wald quasi vor der A 52 wieder ausspuckt. Für wenige hundert Meter bekommt man einen kleinen Kulturschock – eben noch mitten in der Natur und plötzlich angekommen in der Autowelt.
Aber gut, der Radweg ist wirklich breit angelegt und schnell verlassen wir auch wieder den Autoverkehr. Am Deutschen Wetterdienst vorbei rollen wir entlang weiter Felder mit schönen Blicken hinunter ins Ruhrtal. Es folgt ein kurzer Ausflug ins typische Landleben mit schönen Höfen – sogar ein Reh beäugt uns kritisch in hundert Metern Entfernung. Katalina und ich genießen kurz den Moment und lassen dann das Reh in Ruhe und fahren weiter. Bevor es abwärts bis zur Ruhr geht, könnte noch „die Farm“ ein lohnenswerter Pausenstop sein. Mittlerweile leider ohne Straußenfarm, kannst du dich hier beim Rutherhof bei einer Runde Swin-Golf oder Fußball-Golf austoben. Katalina und Leonie sind letztes Jahr von Mülheim bis Kettwig gewandert und haben hier einen kleinen Stopp eingelegt.
Ruhrtal-Idylle zum Abschluss
Das Restaurant „Zwölf Apostel“ mit seinem großen Biergarten wäre ein perfekter Ort, um diese Frühlingsradtour in Ruhe mit Blick auf die Ruhr ausklingen zu lassen. Private Termine zwingen uns leider zur Weiterfahrt, dafür genießen wir die letzten Meter über den Leinpfad direkt am Wasser.
Unser Fazit: ein entspannter Radelspaß mit viel Naturerlebnis
Für uns war die Tour eine willkommene Auszeit vom Alltag mit viel Ruhe und Natur. Durch die Länge ist sie auch eine gute Einsteigerradtour, für erfahrene Radfahrende eher etwas „Kurzes“ für den Nachmittag. Auch Familien kommen – sofern die Länge und die Höhenmeter für die Kids schon machbar sind – mit vielen Erlebnissen am Wegesrand voll auf ihre Kosten. Von Katalina und mir gibt es in jedem Fall einen dicken Daumen nach oben und wir wünschen dir viel Spaß beim Nachradeln!