Bist du eher Team „City“ oder Team „Natur“? Das Gute bei uns im Ruhrgebiet, wir können beides: Urban und Grün. Über das Vorurteil, dass es hier Grau und dreckig ist, können wir seit vielen Jahren nur müde lächeln und wissen, dass jeder, der zum ersten Mal hier ist, am Ende sagen wird: „Man ist das Grün hier, das hätte ich nicht gedacht“. 52 Städte bieten aber auch gleichzeitig genug Potential für alle Stadtmenschen. Beides miteinander kombinieren lässt sich z.B. wunderbar beim Urban Hiking. Meine Kollegin Leonie und ich lieben es, neue Ecken im Ruhrgebiet beim Wandern zu entdecken und das machen wir heute zum ersten Mal als Team. Unsere Tour führt uns von den grünen Feldern in Mülheim an der Ruhr bis zur hübschen Altstadt von Essen-Kettwig.
Felder, Tiere und Fachwerkhäuser
Für mich ist es die mittlerweile vierte Mädelswanderung (die natürlich für jede:n geeignet ist, aber von meiner Kollegin Heike und mir, mit der ich bisher immer unterwegs war, so getauft wurde, weil wir nun mal Mädels sind) für unseren Blog. Was diese Wanderungen ausmacht: Die Kombi aus Wandern, den Pott von einer neuen Seite zu entdecken und besondere Spots am Wegesrand zu besuchen. Heute auf dem Programm stehen neben einer traumhaften Strecke von etwas mehr als acht Kilometern folgende Spots (Achtung Spoiler… Wer sich überraschen lassen möchte, scrollt einfach weiter):
- Ein Hofladen, der sich im Herbst in ein Kürbisparadies verwandelt
- Eine Farm samt Gastronomie und der Möglichkeit, Swin-Golf zu spielen
- Eis und Fachwerkhäuser in der Altstadt von Essen-Kettwig
Los geht´s am Buchholz-Hof in Mülheim
Ob du von Mülheim nach Kettwig oder von Kettwig nach Mülheim wanderst, ist dir überlassen. Leonie und ich starten heute in Mülheim und statten zuerst einmal dem Buchholz-Hof einen Besuch ab. In dem Hofladen mit Scheunencharakter gibt es u.a. Obst und Gemüse aus der Region, Eier und Kartoffeln aus eigener Produktion, Molkereiprodukte, Fleischwaren und Backwaren aus der hofeigenen Bäckerei. Wir sind begeistert, belassen es aber heute bei „Nur Gucken“, da wir noch den ganzen Weg vor uns – und keine Lust auf schwere Rucksäcke haben. Profitipp: Wenn du dich also für die Richtung Kettwig nach Mülheim entscheidest, kannst du die Wanderung mit einem Einkauf im Buchholz-Hof beenden. 😉
Für mich steht fest: Ich komme auf jeden Fall im Herbst wieder, denn dann verwandelt sich der Buchholz-Hof in ein Kürbisparadies und das sieht dann so aus:
Naturliebe schon nach den ersten Metern
Leonie und ich gehen nochmal alles durch: Unsere Wanderschuhe sind geschnürt, wir haben ausreichend Sonnenschutz aufgetragen, genug zu trinken dabei und die Route (wir sind mit Komoot unterwegs) auf dem Handy parat. Also kann es losgehen! Vom Buchholz-Hof aus überqueren wir die recht stark befahrene Meisenburgerstraße, laufen in den Lutterbecks Busch und schon nach so wenigen Metern taucht neben uns eines großes Weizenfeld auf, das unsere Herzen hüpfen lässt… Gerade noch Verkehr und zack schon in der Natur.
Praktisch: Wir sind ab hier auf einem Teilstück des Kettwiger Panoramasteigs unterwegs, der auf seiner Gesamtroute von 35 Kilometern durch hügelige Waldbereiche, landwirtschaftliche Gebiete, entlang der Ruhr und durch Siedlungen Essens führt.
Uns kommen ein paar andere Wandernde entgegen, die freundlich grüßen, Hundebesitzer:innen sind mit ihren Vierbeinern unterwegs und ansonsten sehen und hören wir nichts als weite Felder, Blumen, Bäume, Vogelgezwitscher, Zierpen und Rascheln.
Immer den Überblick bewahren
Wir folgen dem Kettwiger Panoramasteig und kommen vor lauter Fotografieren und Natur genießen auf den ersten Kilometern nur langsam voran. Als wir einen kleinen Hochsitz entdecken, steht fest: Der MUSS bestiegen werden! Schließlich müssen wir den Überblick behalten, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Leonie opfert sich fürs Team und das wird in einer weiteren Fotopause festgehalten.
Ergebnis: Wir sind noch auf dem richtigen Weg… Puh. 😉 Also wandern wir weiter, verlassen unser Felderparadies und landen auf einem nicht weniger schönen Teilstück unserer Wanderung. Auf asphaltiertem Untergrund geht es für uns über den Schuirweg entlang des Schuirbachs und vorbei an Pferdekoppeln… Wir lieben Tiere, also versteht es sich von selbst, das wir den Pferden „Hallo“ sagen und uns wie Bolle über den „kleinen Kumpel“ freuen, der uns auf einem Holzpfahl samt Kettwiger Panoramasteig Logo entgegen blickt… Siehst du ihn?
Straußenfarm ohne Straußen
Wir überqueren den Schuirbach, wandern noch wenige hundert Meter weiter und beschließen, dass es Zeit wird, eine Pause einzulegen und etwas zu futtern. Direkt am Wegesrand liegt „die farm“. Bis vor kurzem wurde hier noch Straußenzucht betrieben, doch nach über 25 Jahren entschied sich das Team dazu, die Straußen in gute Hände abzugeben. Das Konzept der Farm besteht jetzt noch aus dem Restaurantbetrieb, einem Hofladen und der Möglichkeit Swin-Golf zu spielen.
Swin was? Swin-Golf! Eine entspannte Variante des Golfsports, die mit 18 Löchern auf einer Fläche von 15 Fußballfeldern aber nicht weniger anspruchsvoll ist. Leonie hat das schon ausprobiert und sagt, dass es sehr viel Spaß macht! Ich werfe nur einen kurzen Blick auf das Feld, freue mich dann aber auf eine Ess- und Trinkpause. Wir laufen durch den „Hofladen“ der Farm, in dem du Deko und Accessoires rund ums Thema „Strauß“ kaufen – und auch Straußenfleisch für zuhause bestellen kannst.
Nach einem kurzen Blick auf Straußeneier, Federn und Co. suchen wir uns ein Plätzchen im schönen Wintergarten und studieren die Speisekarte. Schwerpunkt der Karte sind zahlreiche Gerichte vom Strauß, wie z.B. Straußensteak, Straußengeschnetzeltes und Straußenbratwurst. Da wir aber kein Fleisch (Leonie) bzw. kein Straußenfleisch (Leonie und ich) essen, fällt unsere Wahl auf einen veganen Burger und eine Currywurst… Beides mit Pommes.
Nachtisch in der Natur
Frisch gestärkt lassen wir den Swin-Golfplatz „links liegen“, laufen entlang des asphaltierten Rutherwegs vorbei an weiten Feldern und biegen nach einigen Hundert Metern scharf rechts auf den Aubergweg. Jetzt sind wir wieder mitten in der Natur. Vorteil: Hier wachsen wilde Himbeeren am Wegesrand (Nachtisch gesichert!), die richtig lecker sind… Vorher nur checken, dass sich keine Tiere ihr kulinarisches Vorrecht gesichert haben… Könnte etwas „kribbelig“ im Mund werden. 😉
Nachteil: Zu dieser Jahreszeit wachsen die Brennnesseln ziemlich wild und das Wandern wird auf diesem Abschnitt gefühlt zu einer kleinen „Tanzeinlage“. Hier freue ich mich über meine lange Hose, die ich an anderen Stellen der Wanderung wiederum verfluche (der Tag startete mit frischen 14 Grad und steigerte sich von Stunde zu Stunde bis auf schwüle 28 Grad).
Wir weichen den Brennnesseln geschickt aus, scannen auf unserer rechten Seite die Sträucher auf Himbeernachschub und freuen uns auf unserer linken Seite über zahlreichen Pferde auf den Weiden des Auerhofs Völker.
Erfrischung am Schuirbach
Am Ende des Aubergwegs treffen wir auf eine kleine Holzbrücke, die uns über den Schuirbach führt und nutzen die Chance für eine kleine Abkühlung und ein bisschen Von-Stein-zu-Stein-Gehüpfe.
Als hätten wir es geahnt, war die kleine VOR-Erfrischung gar keine so blöde Idee, denn jetzt beweist der Kettwiger Panoramasteig, dass „Schwierigkeitsgrad: mittel bis hoch“ zutreffend ist… Es wird steil. Wir legen zwischendurch kurze Quatschpausen ein, konzentrieren uns beim „Steigungen erklimmen“ auf unsere Atmung und werden bei unseren (wirklich notwendigen!) Trinkpausen aber immer wieder mit tollen Ausblicken ins Ruhrtal belohnt.
Durch den Stadtwald Kettwig runter an die Ruhr
Auch diese etwas herausfordernde Etappe unserer Wanderung gefällt uns richtig gut! Im Stadtwald Kettwig wandern wir bergauf und bergab, vorbei an Bäumen, Sträuchern, einem Baumlehrpfad und dem Friedhof Kettwig.
Am Ende des Stadtwalds gelangen wir auf die Straße Am Bilsteinin und wandern durch eine kleine Wohnsiedlung. Für eine kurze Etappe geht über die recht stark befahrene Ruhrtalstraße in Kettwig. Wir nutzen das Stück „Zivilisation“, um uns anne Bude mit neuen Getränken einzudecken.
Wir wandern durch eine weitere Siedlung und treffen nach ein paar Minuten auf die Ruhr. Unsere Schlussetappe führt uns immer entlang der Ruhr über den Leinpfad und Promenadenweg bis in die Altstadt von Essen-Kettwig.
Schlendern, Eis essen, Fotos machen
Über die „Kleine Brücke“ betreten wir das Herz der Altstadt von Essen-Kettwig und fühlen uns wie in einer anderen Welt: Fotogene Fachwerkhäuser, schnuckelige Cafés und hübsche Lädchen. Wir holen uns im „Eiscafé Al Ponte“ ein Eis auf die Hand und fühlen uns wie im Urlaub.
Wir entdecken beim Schlendern einige Stopps, die wir auf unsere „Da müssen wir hin“-Liste packen, z.B.:
Besonders gut gefällt uns die Idee, beim nächsten Mal die Weinbar „Kirschbaum“ auszuchecken, denn Leonie ist quasi unsere „Weinbeauftragte“ und hat für unseren Blog einen Artikel über „Weinbars im Ruhrgebiet“ geschrieben. Lies gerne mal rein!
Unser Wanderfazit
Es soll nicht kitschig klingen aber wir haben uns wieder mal (neu) in unser Ruhrgebiet verliebt und legen dir unsere kleine aber feine (und teilweise auch anstrengende!) Wanderung dringend an Herz. Ein Hofladen, weite Felder, eine Farm, Tiere, wilde Himbeeren, Wälder, Bäche, die Ruhr und eine hübsche Altstadt… Was will man mehr!? Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß beim Nachwandern und freue mich über Feedback in den Kommentaren, ob diese Wanderung auch dein Herz erobert hat. 🙂 Weitere Gründe „zum Verlieben“ liefert dir sicherlich auch unser TikTok zur Wanderung. Und: schau dir auch gerne unsere anderen Wanderungen an:
- Ist das grün hier“ – Unsere Mädelswanderung von Herne nach Bochum
- Unsere Mädelswanderung von Bochum nach Hattingen – Von Urban Hiking bis Natur pur
- Mädelswanderung Teil 3 – Durch‘s Hügelland von Hattingen nach Sprockhövel
Und noch ein Tipp zum Abschluss
Bei einer Streckenwanderung stellt sich natürlich immer die Frage: Wie komme ich zurück zum Ausgangspunkt? Wenn du mit dem Auto unterwegs bist, kannst du dieses entweder in Mülheim oder Kettwig (je nachdem, wo du startest) abstellen und gelangst nach der Wanderung mit dem Bus (z.B. 142) zurück zum Startpunkt. Bist du mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, fährst du am besten mit der Bahn bis zum Bahnhof in Kettwig und kommst auch hier nach der Wanderung mit dem Bus zurück nach Kettwig.