Schon der Geruch in der U-Bahn erinnert mich an damals. Die Rolltreppe bewegt mich langsam auf den lichtdurchfluteten Ausgang Kreuzstraße zu, meine Beine biegen automatisch links ab, die Muskeln kennen noch den Weg. Ich bin heute in meiner ehemaligen Studienstadt Dortmund unterwegs und habe meine analoge Kamera dabei. Nach dem Frühstück auf der Dachterasse des Basecamp Hotels geht es direkt auf die Pirsch nach tollen Fotomotiven.
Ein Vormittag im Dortmunder Kreuzviertel
Sechs Jahre habe ich im Dortmunder Kreuzviertel gewohnt. Schon zu dieser Zeit habe ich hier mit meiner analogen Canon AE-1 aus den Siebzigern fotografiert. Alte Kaugummiautomaten, Parkschilder, mein Spiegelbild in Schaufensterscheiben und natürlich die typische Architektur des malerischen Altbauviertels. Auch heute bin ich hier mit dieser alten Kamera unterwegs und während ich so durch die Straßen streife, fügen sich die bruchstückhaften Erinnerungen im Sucher wieder zu einem Ganzen zusammen.
Aus einzelnen Bildern im Kopf werden wieder ganze Straßenzüge. Aus Fragmenten ganze Karten. Und selbst meine alte Haustür ist nach fast 15 Jahren noch dieselbe. Doch natürlich hat sich hier auch einiges verändert: das Sonnenstudio gegenüber meiner ehemaligen Wohnung ist jetzt ein Café, statt griechischem Imbiss gibts jetzt Döner, dort wo früher der kleinste Discount Supermarkt der Stadt war, ist nun ein süßer Bioladen.
Architektur der 30er & „Mittach“
Ich schlendere die Lindemannstraße entlang, hier bin ich vor 15 Jahren fast täglich Richtung Fachhochschule gelaufen. Und so auch heute. Das Gebäude aus den 1930er Jahren ist typisch für die Architektur des neuen Bauens und ist ein kleines Paradies für Fotograf:innen, die Minimalismus und klare Linien lieben.
Am Mittag verschlägt es mich Richtung Möllerbrücke. Ich peile das Bistro „Doppeltsolecker“ im neuen Graben an. Hier gibt es täglich einen vegetarischen und veganen Mittagstisch. Viele Gerichte sind von der ukrainischen Küche inspiriert und die bunte Einrichtung ist total gemütlich. Meine Empfehlung: Vegane Wareniki mit Pilzragout.
Kunst und Kultur am Nachmittag im Dortmunder U
Nach meinem Besuch in der Vergangenheit ist es aber Zeit für neue Abenteuer in Dortmund: Endlich verschlägt es mich mal in das Kunst und Kulturzentrum im Dortmunder U. Wirklich neu ist das für Dortmunder zwar nicht – ich war aber tatsächlich noch nie drin. Der Besuch im U lohnt sich allein schon für die Besucherterasse direkt unter dem goldenen Buchstaben mit der bekannten Videoinstallation von Adolf Winkelmann. Das Herzstück des Dortmunder U ist die Sammlung des Museum am Ostwall, die in regelmäßigen Abständen neu präsentiert wird. Ich bin ein großer Fan von Sammlungen die verschiedenste Stile, Epochen und Künstler:innen miteinander mischen und in Kontext setzen.
Nach meinem Museumsbesuch überquere ich den Wall für eine weitere Dortmunder Institution: den Bergmannkiosk. Das einst in Vergessenheit geratene Bier wurde 2010 wieder aufgelegt und die Brauerei hat den 50er Jahre Pavillion renoviert und daraus eine typische Trinkhalle gemacht, die inzwischen zu einem beliebten Feierabendtreff geworden ist. Mir haben es fotografisch besonders die Seitenwände mit den bunten Bullaugen angetan.
Sundowner im Dortmunder Hafen
Am Abend geht es in den Dortmunder Hafen, vorbei an Hafenamt, Kornhaus und Hafenpromenade findet sich überall ein bisschen Streetart und schönster „Ugly Pretty“ Industriekulturcharme.
Mein Ziel: Der Umschlagplatz. Sowas wie die Dortmunder Version von Hafenkneipe und kreativem Biergarten, direkt an der Kaimauer. Ich liebe die Atmosphäre mit einem Mix aus selbstgebauten Palettenmöbeln, gemütlichen Liegestühlen und bunten Sonnenschirmen. Das Licht ist hier am Abend perfekt und ich kann gar nicht aufhören Fotos zu machen.
Ich lausche ein bisschen den Gesprächen der Student:innen am Nebentisch und fühle mich zum zweiten Mal an diesem Tag zurückversetzt in ein früheres Leben, diesmal aber mit weniger Nostalgie sondern mit dem Blick nach Vorn: Auf den Sonnenuntergang über der MS Santa Monika. Und eins ist klar: Dortmund wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen und auf meinen Negativen haben – und das in Zukunft auch gerne wieder öfter!
Meine Unterkunft in Dortmund
Das Basecamp ist eine Mischung aus Studierenden-Wohnheim und Hotel. Die Zimmer haben ein tolles und modernes Design mit super gemütlichen Betten. Die Lage direkt an der Reinoldikirche, mitten in der Dortmunder Innenstadt, ist perfekt für einen Citytrip. Vom hauseigenen Restaurant mit Rooftop Bar „Baseology“ hat man einen super Blick auf Dortmund – perfekt für einen Sundowner Drink!
Analoge Fotografie – Meine Tipps
Kamera: Canone AE-1 Programm
Film: Kodak Gold 35mm 200ISO Kleinbild
Für die urbane Fotografie beschränke ich mich meistens auf ein einziges Objektiv – einfach weil ich nicht gerne viel dabei habe und auch nicht zwischen den Aufnahmen wechseln möchte. Mein Favorit ist eine lichtstarke 50mm Festbrennweite mit 1.4 Blende. Als Grafikdesignerin suche ich immer nach interessanten Linien und Farben bei meinen Objektiven. Ich schaue, dass horizontale und waagerechte Linien gerade verlaufen. Es lohnt sich aber auch, mal nach oben zu schauen. Ich spiele gerne mit den Tiefenschärfen und fotografiere gern mit offener Blende – hierfür einen Film mit kleinerem ISO-Wert verwenden. Die Mittagszeit mit ihren harten und steilen Schatten eignet sich nicht so gut für urbane Fotografie. Ich fotografiere im Sommer am liebsten am späten Nachmittag, wenn das Licht langsam goldener wird.