Die Idee einer Radtour ist immer sehr idyllisch: Radfahren inmitten von saftigen grünen Feldern, den Wind in den Haaren, Blumenduft in der Luft… Wie so viele andere entdecke auch ich in diesem Jahr das Radfahren und die Idylle einer Radtour ganz neu für mich. Was allerdings niemand einem „Einsteiger“ wie mir vorher sagt: Keine Gnade für die Wade. Bei vielen trifft dieser Spruch ab 70 Kilometern aufwärts zu, ich allerdings fange schon bei 30 Kilometern an zu schwitzen. Daher gilt wie bei so vielen Dingen: Übung macht den Meister! Also, Helm auf und rauf auf den Sattel!
Entdeckungen abseits der beliebten Hauptrouten
Meine Freude ist groß, als mein Kollege Pascal mich dazu einlädt, mit ihm eine neue Entdeckertour abzufahren. Wer sie noch nicht kennt: Die Entdeckertouren sind Radtouren im radrevier.ruhr, die abseits der beliebten Hauptrouten verlaufen. Unsere Tour ist ca. 40 Kilometer lang – die perfekte Länge für eine Tagestour für Einsteiger wie mich oder eine schnelle Feierabendrunde für regelmäßige Radler mit mehr Training. Trotz Bangen, dass mein Kollege mir davon fahren wird, ist meine Vorfreude auf die Tour groß.
Auf Tuchfühlung mit Kälbern und Schafen
Wir parken am Auesee in Wesel Feldmark, packen unsere Räder aus, bedienen uns ordentlich an der Sonnencreme und dann geht es los. Wir nehmen den Pfad um den See herum mit der Hoffnung, einen Blick auf das Wasser zu erspähen. Nach kurzer Zeit werden wir belohnt mit einer tollen Sicht auf den Auesee. Da wir erst wenige Kilometer gefahren sind, wird es allerdings noch keine Zeit für eine Pause und wir halten nur kurz, um die Idylle zu genießen. Dann geht es weiter in Richtung Rhein und auf dem Rheindamm Richtung Bislich, dem „Dorf am Deich“. Die ersten Kilometer laufen wie am Schnürchen und ich fühle mich als könnte ich noch hunderte Kilometer so weiter fahren. Hach, wat schön! Uns fällt auf, wie viele Tiere wir entdecken: Störche in der Luft, kleine Kälber und blökende Schafe auf den Rheinauen. Ich versuche Kontakt aufzunehmen mit unserer tierischen Gesellschaft, aber das saftige grüne Gras ist natürlich viel interessanter. Trotzdem ist es wirklich schön hier am Rhein, finden wir beide.
Ruhrpott- Hektik vs. Frischmilch- Automat
Im Örtchen Bislich angelangt, entdecken wir ein Dorfmuseum. Wir möchten allerdings weiter das Radfahren im Sonnenschein genießen und fahren Richtung Diersfordter Wald und Hamminkeln. Wir sind jetzt ca. 15 Kilometer gefahren und ich muss sagen: Ich fühle mich prächtig und bin richtig stolz, dass ich so gut mithalten kann.
Weit entfernt von Alltagsstress und Ruhrpott- Hektik fahren wir vorbei an einem Frischmilch- Automaten direkt vom Bauern und einem Schild, das 200 Meter weiter frischen Honig vom Imker verspricht. Umringt von Feldern und Wiesen kann man nur staunen, dass wir hier nur einen Katzensprung vom hektischen Kern des Ruhrgebiets entfernt sind.
Nein, das ist nicht Südtirol!
Ein paar hundert Meter weiter merkt Pascal an, dass auf der linken Seite ein Baggersee sein müsste und kurz darauf entdecken wir einen Pfad zum See, den wir natürlich nehmen. Nur ein kurzer Blick und wow, wir sind begeistert! So einen hellblau- strahlenden See mit glasklarem Wasser haben wir beide selten gesehen. Ein richtiger Glücksfund, denn der Blick auf den See wird vom Feldweg aus größtenteils von Büschen verdeckt.
Rosenduft und Obstplantagen
Nach kurzem Bestaunen geht es weiter, wir kommen aber nicht weit, denn wenige Minuten später steigt uns plötzlich ein herrlicher Rosenduft in die Nase.
Erneut halten wir an und können nur staunen: Eine enorme Obstplantage inklusive Rosengarten liegt vor unseren Füßen. Besucher sind herzlich eingeladen, durch die Plantagen des Neuhollandshof der Familie Clostermann zu spazieren. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Das dazugehörige Hofcafé ist im Juli und August leider in der Sommerpause, schade für uns. Von den kräftigen Farben der Rosen und der Idylle der Plantage überwältigt, geht es also wieder rauf auf den Sattel. Es geht ja hier schließlich ums Radfahren.
Kühler Schatten des Diersfordter Waldes
An weiteren überraschend schönen Baggerseen vorbei, fahren wir nun in den Diersfordter Wald hinein. Im kühlenden Schatten der Bäume machen wir nun endlich einige Meter. Eine kurze Weile fahren wir auf einem separaten Radweg an einer Landstraße entlang, bis wir links abbiegen in Richtung „Schwarzes Wasser“. Hinein in den tiefen Wald, wird nun auch der Untergrund etwas holpriger. Da jedoch der Streckenuntergrund bis jetzt sehr gut beschaffen war, ist das auch nicht weiter ein Problem und wir fahren eben etwas vorsichtiger. Rund um das „Schwarze Wasser“ wird es dann teilweise etwas sandig. Sehr schade, aber für den Blick auf den kleinen, tatsächlich schwarzen See mitten im tiefen Wald lohnt sich die Strapaze allemal!
Ich bin so satt, ich mag kein… oh Kuchen!
Aus dem kühlen Wald herausfahrend, freuen wir uns wieder über asphaltierten Untergrund und fahren in flottem Tempo Richtung Hamminkeln. Hier machen wir die lang ersehnte Pause, essen ein wohl verdientes Stück Kuchen auf der Terrasse einer Bäckerei und tanken Kraft. Mit allen Abstechern sind wir schließlich schon über 30 Kilometer gefahren und so langsam merke ich meine Beine (da kann Pascal nur schmunzeln). Als der Kuchen verputzt ist, geht es direkt weiter, getreu dem Motto „Keine Gnade für die Wade“.
(Entspannter) Endspurt entlang der Issel
Ich denke also: „Los, Endspurt!“, merke aber, dass ich so langsam meine Geschwindigkeit etwas herunterschrauben muss. Es geht raus aus Hamminkeln, in Richtung des Flusses Issel, an dem wir (leider mit etwas Abstand) für eine Weile entlang fahren. Unglücklicherweise führt die Tour jetzt für kurze Zeit tatsächlich auf einer Landstraße entlang. Es passieren uns aber nur wenige Autos und die Landschaft drum herum ist sehr schön, daher alles halb so wild.
Schließlich kreuzen wir die Issel über eine kleine Brücke. Jetzt sagt auch mein Kollege zu mir „Los, Endspurt!“ und ich denke mir „Oh nein, jetzt erst?“. Während Pascal neben mir herum dümpelt und gefühlt nur alle fünf Minuten mal lockerleicht in die Pedale tritt, muss ich nun wirklich strampeln. Und dann plötzlich sehen wir ein Rehkitz direkt neben uns im Feld stehen. Genau für solche Momente lohnt es sich zu strampeln! Inmitten von Feldern und durch kleine Wälder geht es entspannt (jedenfalls für Pascal) zurück nach Wesel Feldmark, wo wir geparkt haben.
Mein Fazit zu meiner Entdeckertour – Stolz wie Oskar
Am Ende haben wir stolze 48 Kilometer auf dem Tacho mit einem Durchschnitt von 17,5 km/h! Ich bin stolz wie Oskar. Man kann wirklich sagen, dass nicht nur die Idee der Radtour idyllisch war. Trotz hochrotem Kopf und dicken Beinen fand ich die Tour einfach nur toll. Einerseits wegen der Länge der Tour, ohne große Steigung, größtenteils abseits der Straßen und mit guter Bodenbeschaffenheit. Andererseits weil sie wortwörtlich eine Entdeckertour ist. So viel Idylle, überraschend und erstaunlich schöne Orte haben wir nicht erwartet. Mit der ein oder anderen Pause, während der man diese Orte genießen kann, ist die Tour also perfekt für „Einsteiger“, wie mich. Mir bleibt also nur zu sagen: Rauf aufs Rad, es lohnt sich! Weitere tolle Tipps für den Kreis Wesel findet ihr in Ronjas Blogartikel „Ein bisschen wie Kurzurlaub – Unterwegs am grünen Rand des Ruhrgebiets“ – schaut mal vorbei!
Ein Artikel von Livia Zillich, die das Aktiv Team der Ruhr Tourismus von Februar bis Juni 2020 als Praktikantin unterstützt hat.
Hallo,
kann diese Tour auch als GPX-Datei geladen werden?
Mit freundlichen Grüßen
Uwe
Hallo Uwe,
ich habe die GPX-Datei zur Tour gerade im grauen Infokasten unterhalb verlinkt.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Radeln!