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Meine 5 nachhaltigen Vorsätze für 2020 im Ruhrgebiet – unverstellt und unverpackt

2. Januar 2020

Wie wäre es so: Der Raclette-Grill ist wieder im Schrank und das Feuerwerk verklungen. Umso lauter klopft da manchmal das schlechte Gewissen an. Die gute Freundin wollten wir letztes Jahr öfter anrufen – und hatten doch mysteriöser Weise wieder keine Zeit. Gesünder essen wollten wir – und endeten zu oft an der Pommesbude. Gute Vorsätze: Die einen finden sie generell überflüssig, die anderen spätestens im Februar. Doch schauen wir mal über den Tellerrand hinaus: Wie können wir nicht nur uns selbst, sondern auch unserer Umgebung Gutes tun? Ich bin im Ruhrgebiet auf Entdeckungstour gegangen und habe spannende Orte für nachhaltige Vorsätze 2020 aufgetan. Unverpackt, schokoladig und barfuß im Sand.

Das Foto zeigt Artikel im Geschäft Frau Lose

Vorsätze mal anders: Wie kann ich nachhaltiger leben und mir zugleich etwas Gutes tun?

Verpackungsfrei einkaufen bei Frau Lose in Dortmund

Es riecht gut bei Frau Lose. Irgendwie würzig und zugleich nach Kaffee. Ich habe meinen Jutebeutel hervorgekramt und bin fest entschlossen, heute zum ersten Mal in einem Unverpacktladen einzukaufen.

Das Foto zeigt das Geschäft Frau Lose

Einkaufen bei Frau Lose – verpackungsfrei im Ruhrgebiet

Das Geschäft liegt direkt gegenüber vom Dortmunder U und ist ziemlich einfach mit Bus und Bahn zu erreichen. Seit September 2019 bietet „Frau Lose“ eine ganze Reihe Lebensmittel von Honig über Reis und Nudeln bis hin zu Obst an. Auch Hygiene-Artikel wie Spüli und Seife. Alles ohne Verpackung. „Das ist ein sehr aktuelles Thema“, bestätigt Swenja Reil vom Team, während sie die bunten Kissen auf der gemütlichen Sitzbank zurechtrückt. Denn hier kann man nicht nur einkaufen, sondern auch einen Kaffee trinken und sogar an Nähkursen und Vorträgen teilnehmen. „Einmal gab es im Fernsehen einen Bericht über Mikroplastik im Körper. Da kamen plötzlich Menschen, die mit dem Thema vorher noch nie was am Hut hatten. Das war ein richtiger Ansturm.“

Das Foto zeigt Sarah im Geschäft Frau Lose

Zum ersten Mal in einem Unverpacktladen

Ein tolles Konzept

Die Lieferanten von „Frau Lose“ kommen überwiegend aus der Nähe. Das war den Gründern wichtig. „Und wenn wir mal etwas von weiter weg importieren, dann zeigen wir den Herkunftsweg transparent auf“, erklärt Swenja Reil. Neben dem Glas mit den Kaffeebohnen ist ein kleines Schild mit einem Lastwagen und dem Reiseweg in Kilometern zu sehen.

Das Foto zeigt den Laden Frau Lose

Hier könnt Ihr einkaufen und gemütlich Kaffee trinken

Ich beschließe, etwas Couscous mitzunehmen und habe direkt den ersten Anfängerfehler beim unverpackten Einkaufen begangen: kein Behältnis dabei! Doch das ist bei „Frau Lose“ kein Problem, denn hier kann man Gläser und Taschen geben und auch nehmen. Dann wird alles abgewogen und ich zahle am Ende 80 Cent für ein volles Glas Couscous. „Viele denken, unverpackt einkaufen ist immer gleich teuer. Aber bei uns sind die Preise echt fair.“ Finde ich auch.

Anderswo unverpackt im Ruhrgebiet einkaufen könnt ihr in Dortmund bei „Pur – loses und feines“, in Witten bei der Füllbar und in Bochum im Shop von BIOKU.

Vegan essen – das Sahnehäubchen auf dem Cremetörtchen in der Krümelküche Duisburg

Mal ehrlich: Meist übersteigt die Anzahl von Witzen über Veganer ja das Angebot veganer Speisen auf dem Menü. Ich bin kein Veganer. Ich gehe gern mal eine Currywurst essen. Trotzdem bleibe ich neugierig, weiß über die gesundheitlichen Vorteile (wenn man es richtig macht) und Nachteile (wenn man es falsch macht) von Veganismus und sitze deshalb im veganen Café Krümelküche in Duisburg. Die Möbel erinnern mich an einen Mix aus Der Große Gatsby und Elvis. An den Wänden hängen Gitarren und über der Bar baumeln zwei Glühbirnen, die Zylinder als Lampenschirme tragen. Inhaber Martin Reekers führt mich gleich mal zum Schrank der Versuchung: eine Vitrine mit Kuchen und Törtchen. Kurz darauf sitze ich mit einem Minz-Tee aus frischen Blättern und einem Stracciatella-Cupcake auf einem barocken Stuhl.

Viele leckere Kleinigkeiten

„Wir haben eine wechselnde Wochenkarte. Wir kochen und backen, worauf wir gerade Lust haben. Saisonal und regional“, erklärt Martin. „Meist kommt es einfach darauf an, wie man etwas würzt. Wenn ich rohes Fleisch nicht würze, schmeckt es auch nicht.“

Der Cupcake ist außerordentlich fantastisch. Ohne Milch, Butter oder Quark. Merkt man nämlich nicht. Im Gegenteil. Das Stracciatella ist fast intensiver als das Eis bei meinem Lieblingsitaliener am Gardasee. Seit fünf Jahren gibt es die Krümelküche. Sie ist ein Geheimtipp und liegt etwas abseits.

„Der Knaller ist unsere dunkle Schokolade“, berichtet Martin. „Die kommt mit dem Segelschiff aus der dominikanischen Republik bis Amsterdam und wird dann von Amsterdam mit dem Fahrrad nach Duisburg gebracht.“ Eine echt coole Ökobilanz! Am Ende der Woche gehen die Reste aus dem Café zum Foodsharing. „Unser Altfett für die Burger wird später zu Kraftstoff verarbeitet.“ Guten Gewissens schlürfe ich meinen Tee und betrachte die historischen Radios in den Ecken, die das Team in Lautsprecher verwandelt hat. Hier kann man definitiv einige Stunden gemütlich verweilen und sich durchprobieren.

Auch Verena zeigt Euch in ihrem Blogartikel, dass es im Ruhrgebiet bereits einige vegane und vegetarische Restaurants oder solche, die vermehrt Angebote auf ihren Menüs haben, gibt.

2nd Hand Klamotten und Raritäten shoppen & verkaufen im Konsumreform Essen

Konsum. Gerade vor und nach Weihnachten ein bedeutsames Wort. Vieles hält ewigen Winterschlaf in dunklen Ecken des Kleiderschranks während Neuanschaffungen in die Tasche greifen. Wegschmeißen kommt nicht so gut; vor allem nach dem Einkauf im Unverpacktladen.

Das Foto zeigt das Konsumreform

Hier bekommen alle Sachen eine zweite Chance

Aber dann ist da mitten in der Essener Innenstadt das Konsumreform – Café mit eingebautem dauerhaften Trödel- & Kunstmarkt. Bob Dylan schallt mir entgegen und gleich im Eingangsbereich zum Indoor 2nd-Hand-Markt eine riesige Auswahl an Schallplatten. Dahinter Regale. Voller Raritäten. Ein Paar blauer Sneaker aus den 80ern, kunstvolle Kaffeemühlen, Töpfe, Deko und jede Menge Kleider.

Regale voller Raritäten

„Hier bekommen alle Sachen eine zweite Chance“, so Shopleiter Dirk Bußler. „Dass Second Hand nur etwas für arme Leute ist, hat sich doch sehr verändert.“ Stimmt. Ich stöbere gern durch Dinge, die es an der Stange überhaupt nicht (mehr) gibt. Natürlich findet man nicht jede Hose in jeder Größe aber dafür ist die Überraschung größer, wenn man aus Versehen etwas entdeckt, das man schon lange gesucht hat.

„Jeder kann hier ein Regal mieten und seinen Kram verkaufen. Und jeder kann reinkommen und stöbern“, erklärt Dirk Bußler das Konzept in Kurzform. Wegen der großen Nachfrage muss aber mit sechs bis acht Wochen Wartezeit gerechnet werden, bis wieder ein Regal frei wird. Für vier Wochen muss das Regal gemietet werden. Einmalig ist die Umsatzgarantie: „Ein Regal kostet 84 Euro im Monat. Sind die am Ende nicht wieder drin, verlängern wir das Regal solange kostenlos, bis der Mieter das Geld durch den Verkauf zurück hat.“ Extrem praktisch, wenn man nicht am Sonntagmorgen um sechs Uhr bei minus drei Grad über den Trödelmarkt auf dem Parkplatz eines Baumarkts stolpern will.

Das Foto zeigt Schallplatten im Konsumreform

Eine riesige Auswahl an Schallplatten

„Für viele Ältere ist das hier eine Zeitreise. Die sagen auf einmal: Schau mal, das ist wie das Geschirr von meiner Mutter damals!“ Dirk Bußler schmunzelt. „Jüngere finden Dinge, die sie gar nicht mehr kennen. Ein Telefon mit Wählscheibe. Letztens waren zwei Mädels hier, die haben sich über die Schlager aus den Siebzigern gar nicht mehr eingekriegt!“
Im Ruhrgebiet gibt es zahlreiche Second Hand Läden. Unter anderem das Papelapapp in Duisburg, das Secondo in Mülheim an der Ruhr, Allerhand aus zweiter Hand in Bottrop oder Jordans Second Style in Unna.

Zurück zur Natur – die Westruper Heide in Haltern am See

Stress, Stau, lange Tage im Büro. Bäume und Sträucher sind mehr eine vage Kulisse am Horizont. Es wird Zeit, mal wieder rauszugehen und einen Tag in der Natur zu genießen! Ich habe mich abseits der bekannten Wanderstrecken im Ruhrgebiet an den Rand des Reviers gewagt und bin in der Westruper Heide in Haltern am See gelandet. Das Naturschutzgebiet ist bedeckt von weiten Heideflächen, die besonders Ende August wunderschön violett leuchten. Weiße Birken ragen in den blauen Himmel und die Wanderwege bestehen größtenteils aus Sand. Ein perfekter Ort, um wie an der Nordsee mal die Schuhe auszuziehen und sich ganz in die Umgebung einzufühlen. Es gibt die Bienen-Route, die Naturerlebnis-Route, die Heide-Wald-Route sowie die Dünen-Route. Alles ist auf kleinen Holztafeln gut ausgeschildert in verschiedenen Farben.

Ich bewege mich auf der Bienen-Route und muss mir von meiner besten Freundin scherzhaft anhören, dass mir gleich die Bienen in die Füße stechen. Das passiert zwar nicht, aber als der Weg für eine Weile vom sandigen Grund in den Wald wechselt, werden die Tannenzapfen doch kurz etwas ungemütlich. Umso malerischer ist die Landschaft. Heidekraut, Baumstämme, urige Bänke und ein goldener Sonnenuntergang am Ende der Tour. Die Rundwege sind unterschiedlich lang, können aber auf jeden Fall innerhalb eines Nachmittags bewältigt werden. Steigungen gibt es nur wenige. Ganz in der Nähe befindet sich ein Wanderparkplatz.

Wer sich eher für Industriekultur interessiert, kann beim Halden-Hügel-Hopping auf Bergwanderung gehen. Im Ennepe-Ruhr-Kreis laden Teile des berühmten Jakobswegs zu einer persönlichen Pilgerreise ein.

CO2-neutral mit dem Drahtesel und nah an der Natur seid ihr auch im radrevier.ruhr unterwegs. Zum Beispiel auf dem RuhrtalRadweg, der Römer-Lippe-Route oder der Route der Industriekultur per Rad.

Achtsamkeit und Entspannung in der Grugaparktherme Essen

Mehr auf sich selbst zu achten, zur Ruhe zu kommen und Zeit bewusst zu genießen, gehört für mich ebenfalls zu einem guten Vorsatz 2020. Während im Sommer Seen und Kanäle im Ruhrgebiet zu Entspannungsorten werden, hüllt einen die Grugaparktherme in Essen zu jeder Jahreszeit mit wohlig warmer Luft ein. Wasserschwalldusche, Strömungskanal, Rückensprudler und Whirlpool. Türkisfarben leuchten die Becken – besonders einladend in der Dunkelheit. Stundenlang könnte ich es mir hier bequem machen und die Wärme fernab vom Alltagsstress wirken lassen. Besonders Sauna-Fans können sich freuen: Neben einem Dampfbad gibt es eine Duftsauna, eine Salzsauna und ein Japanhaus.

Im Spa-Bereich könnt ihr eine Anti-Stress-Massage genießen oder euch in die Geheimnisse der asiatischen Hot-Stone-Massage einweihen lassen.

Weitere Orte für Entspannung und Gesundheit findet ihr beispielsweise mit der Salzgrotte Dortmund, dem Solbad Vonderort in Oberhausen oder dem Gesundheitspark Nienhausen in Gelsenkirchen.

Nachhaltige Vorsätze für 2020 – mein Fazit

Wie ihr seht, muss es nicht immer das Aufhören mit dem Rauchen, das Abnehmen oder der Verzicht auf das Feierabendbier sein. Gute Vorsätze können weit über die Klassiker hinausgehen und sogar Umwelt und Mitmenschen positiv beeinflussen. Wenn das kein Anreiz ist, direkt loszulegen. Glück auf, 2020!

Alle Infos auf einen Blick

Frau Lose
Rheinische Str. 24
44137 Dortmund
Website: www.frau-lose.de

Krümelküche
Johanniterstraße 28
47053 Duisburg
Website: www.kruemelkueche.de

Konsumreform
Viehoferstraße 31
45127 Essen
www.konsumreformshop.de

Westruper Heide
Flaesheimer Damm, N 51.731055, E 7.240134

Grugaparktherme Essen
Lührmannstraße 70
45131 Essen
Website: grugaparktherme.de

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Unverpackt, schokoladig und barfuß

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