Wer Stammleser:in unseres Blogs ist, wird wissen, dass wir große Fans von Szenevierteln sind. Sich treiben lassen fernab der Innenstadt, stöbern in kleinen inhabergeführten Geschäften, nette Pläuschchen halten, gut essen und trinken– love it! Als Mülheimerin freue ich mich besonders, dir heute meine Lieblingsorte im Wallviertel zu zeigen. Du hast eine kaputte Siebträgermaschine, bist Fan von asiatischer Fusions-Küche und fährst auf selbstgemachtes Eis ab? Here we go!
Mitten in der Innenstadt
Das Wallviertel erstreckt sich über den westlichen Teil der Mülheimer Innenstadt und rund um die namensgebende Wallstraße. Es liegt also nicht wie die meisten Szeneviertel fernab der Innenstadt sondern mittendrin. Das ist auch direkt an der Stimmung zu merken. Wo in manchen Vierteln vor 10 Uhr noch alles ruhig und verschlafen ist, ist hier schon ordentlich was los. Zwar ist das Wallviertel optisch erstmal nicht das „klassische“ Szeneviertel mit Altbauten, wohin das Auge blickt und ausschließlich fancy Geschäften. Hier mischt sich das Alltags-Flair der Innenstadt mit individuellen Konzepten in den Nebenstraßen.
But first… Coffee
Für meinen Tag im Wallviertel habe ich mir meine Kollegin Christin geschnappt. Wir starten erstmal mit einem Kaffee in der Sonne – wie könnte es schöner sein? Im Café Perfetto bist du hierfür genau richtig. Ob herzhaftes Panini, ausgiebiges Frühstück oder Italienisches Gebäck – hier kann man es sich schmecken lassen. Mit einem Sitzplatz draußen haben wir den perfekten Platz, um das bunte Treiben auf der Straße zu beobachten. Da fällt uns doch direkt der Concept Store „Good Life Store“ ins Auge.
Schöne Dinge im Good Life Store
Zack, schon sind wir drin und stöbern uns durch Julians wunderschönen Laden. Mein Tipp: nimm dir Zeit und erkunde das gesamte Sortiment.
Es warten schöne Dinge für dein Zuhause, eine Wahnsinns-Auswahl an Spirituosen und sorgsam ausgesuchte Spielzeuge sowie coole Kleidung für Kinder, auf dich.
Ich komme hier so gern her, um Geschenke zu kaufen. Gerade wenn man Menschen beschenken möchte, die schon alles haben, wirst du zu 100% fündig und hast danach das Gefühl etwas „richtig Gutes“ ergattert zu haben. Jaaaa und auch ich schlage heute zu und gönne mir diese schöne Tasche – bei der Farbe konnte ich nicht nein sagen. 🙂
Julian Schick betreibt seinen Laden seit ca. 7 Jahren. Angefangen hat seine Selbstständigkeit schon früher mit seiner eignen Marke good moods*: Individualisierbare Lichterketten, bei denen man die Lichtkugeln aus über 50 Farben selbst zusammenstellen kann. Diese gibt’s natürlich auch im Laden zu kaufen. Seitdem ist viel passiert: ein Umzug, die Pandemie und ihre Folgen. Und im Herbst steht wieder ein Umzug an – aber er bleibt dem Wallviertel treu.
Das ist gleich doppelt schön, denn beim Wallviertel-Fest „schön hier“ (immer am ersten Donnerstag im Monat) ist das Good Life zusammen mit dem Perfetto Dreh- und Angelpunkt und wird zu einer Weinbar. Julians neustes Projekt hatte im Mai dieses Jahres bereits Premiere: Das „Wein doch“ Festival! Begleitet von guter Musik und guter Stimmung kannst du dich immer am vierten Donnerstag im Monat in der Alten Dreherei durch 12 verschiedene Weine probieren. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber zu Vino sag ich nie no! 😉
Kaffeerausch: Workshops & Reparaturservice vom Experten
Wenn du dein Know-How rund um das Thema Kaffe erweitern möchtest und/oder deine Siebträgermaschine den Geist aufgibt, dann ist André Hartung dein Mann! Als gelernter Elektromeister mit einer Passion für guten Kaffee hat er beides vereint und bietet in seinem Laden „Kaffeerausch“ Workshops rund um das Thema Kaffee und einen fachmännischen Reparatur-Service für Siebträgermaschinen an.
Als wir seinen Laden betreten, merken wir sofort: Hier kennt sich jemand mit Kaffee aus. Und dieses Wissen gibt André auch gerne weiter. An seiner blitz-blank polierten Maschine bietet er verschiedene Workshops an. Ob ganz klassisch die Grundkenntnisse der Latte Art oder Verkostungen von verschiedenen Kaffeesorten. Egal welchen Workshop man bei André bucht, zu Anfang geht’s erstmal in die Theorie, denn es gibt einfach so viel Wissenswertes über Kaffee zu lernen, bevor man sich das erste Mal an die Maschine stellt. Er selbst ist gerne experimentierfreudig und probiert sich gerade an der Zubereitungsart „Cold-Drip“ aus.
Nicht nur die Maschinen, die hier auf Ersatzteile und Andrés Fachwissen warten, sehen sehr professionell aus, sondern auch das Werkzeug mit dem er hier arbeitet – eine richtige Werkbank ist hier vorhanden.
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit bietet er aber nicht nur Reparaturen an, sondern kauft gebrauchte Geräte auf, verpasst ihnen eine rund-um-Erneuerung und verkauft diese Geräte dann „refurbished“ weiter. Im besten Fall zusammen im Bundle mit dem benötigten Zubehör wie Mühle (auch gebraucht möglich), Waage und Tamper.
Bei André gibt’s auch Kaffee zu kaufen – selbstverständlich aus nachhaltigem Anbau und fairem Vertrieb. Gerade letzterer ist im Kaffeehandel oft nicht transparent und daher liegt es Andre sehr am Herzen, nur Kaffee zu verkaufen, bei dem die Kaffeebauern einen fairen Preis für die Kaffeebohnen erhalten.
Probieren dürfen wir natürlich auch einmal und was soll ich sagen: Dieser Espresso schmeckt herrlich!
Da nehme ich mir doch direkt für Zuhause einen Kaffee mit. Mahlen darf ich ihn sogar selber – den Mahlgrad perfekt eingestellt für meine French-Press.
Mittagspause im MoiMoi
Es ist 12:30 Uhr, und was soll ich sagen? Da ist unser Magen auf Mittagspause getrimmt. Unsere Wahl fällt auf das MoiMoi – ein recht „neues“ Restaurant, das im Oktober 2022 eröffnet hat. Hier gibt es authentische asiatische Fusion-Küche und ich kann dir verraten, das ist heute nicht mein erster Besuch. 🙂
Das fällt auch dem Besitzer Thanh Nguyen auf. „Du warst schon mal hier oder?“ begrüßt er mich. Und genau das macht das MoiMoi aus: Gastfreundschaft. Thanh erzählt uns bei einem erfrischenden Getränk, dass gerade die Gäste und die neuen Menschen, die man als Gastronom kennenlernt, das Schöne und Abwechslungsreiche an der Arbeit sind. Thanh kommt gebürtig aus Koblenz und hat schon in vielen deutschen Städten Restaurants eröffnet. Und jetzt die Station Mülheim an der Ruhr: Mittlerweile kommen viele Stammbesucher:innen ins MoiMoi und Thanh ist ganz begeistert von der Offenheit der Menschen hier im Ruhrgebiet.
Aber jetzt mal zum Allerwichtigsten – dem Essen. Mein Tipp: Bringt viiieeeel Hunger mit. Das ist für Christin und mich jetzt eher weniger das Problem als die Entscheidung, was wir bestellen möchten. Zwar ist die vietnamesisch-japanische Speisekarte nicht überladen (was ich sehr mag), aber wirklich jedes Gericht hat einen Futterneid-Faktor.
Wir gönnen uns heute und bestellen quer Beet. Es gibt Sushi und Sommerrollen als Vorspeise und Curry, Udon-Nudeln und „Bun Nem“ als Hauptgericht.
Und letzteres ist meine absolute Herzensempfehlung. Das typisch vietnamesische Gericht „Bun“ besteht aus frischem Salat und lauwarmen Reisnudeln, welches mit Rindfleisch, Lachs oder Tofu als Topping noch verfeinert wird. Soweit so gut, aber das würzige Dressing (natürlich ein Geheimrezept) setzt dem Gericht das Krönchen auf: Sooo lecker!
Hausgemachtes Eis bei Sorelli´s
Ganz nach dem Motto „Eis geht immer“ geht es weiter zu „Sorelli´s“. Manch einer mag die Eiskreationen aus Essen-Werden und Essen-Rüttenscheid kennen. Seit einer Weile hat nun auch Mülheim ein „Sorelli´s“, das von Lena Collett geführt wird. Gerade mal 24 Jahre ist sie jung und hat nun ihre eigene Eisdiele, die sie mit Herzblut und viel Engagement führt. Das spüren wir direkt, als wir mit einem breiten Lächeln von einer gut gelaunten Lena willkommen geheißen werden.
Bei Sorelli´s wird viel Wert auf Qualität gelegt und so überrascht es nicht, dass die hausgemachten Eissorten ganz ohne Farbstoffe und Emulgatoren auskommen und aus natürlichen und frischen Zutaten hergestellt werden. Und davon gibt einige und in den besten Geschmackskombis. Dazu noch eine reichliche Auswahl an Toppings, Saucen und wer größeren Hunger hat, bekommt auch ein Stück Kuchen.
Das macht Christin und mir die Auswahl auch hier nicht leicht. Zum Glück dürfen wir probieren, bevor wir uns final entscheiden. Christins Wahl fällt auf eine große Waffel mit Zartbitter, Himbeer-Maracuja und Strawberry-Cheesecake mit Schokotopping und einer extra Portion Käsekuchen obendrauf. Ich habe mich für meine Lieblings-Sorten Lavendel-Heidelbeere und Holunder-Minz-Sorbet entschieden mit Sahne und Früchte-Topping. Na, schon neidisch?
Wie auch bei Julian steht bei Lena ein Umzug innerhalb des Wallviertels an, wir halten dich auf jedem Fall auf dem Laufenden.
Und eine Waffel geht auch noch!
So langsam lässt die Wirkung des Espressos bei André nach und wir brauchen Koffein-Nachschub. Dafür ist das Café Löhberg genau die richtige Adresse. Das Café ist in einem Mix aus coolen Retro-Stücken und selbstgeschreinerten Holzmöbeln eingerichtet und neben leckeren Kaffee-Spezialitäten und selbstgebackenen Kuchen, stehen auch herzhafte Crepes, Salate und belegte Baguettes auf der Karte.
Das Besondere an dem Konzept: Gepachtet wird das Cafés von der gemeinnützigen Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung, kurz bbwe, die lediglich auf Kostendeckung abzielt und unter anderem auch Geflüchteten dort einen Arbeitsplatz bietet. Geführt wird das Café von Andrea Elstermeier, die Erfahrungen aus allen Lebensbereichen mitbringt und neben der Leitung auch für das Backen der Kuchen und Torten zuständig ist. Trotz der sehr moderaten Preise legt sie bei allen Speisen großen Wert auf frische Zubereitung und wo es möglich ist, sogar Bioqualität.
Christin und ich finden einen gemütlichen Platz in einer kleinen Sofa-Ecke und gönnen uns zum Abschluss noch eine selbstgebackene belgische Waffel mit einem Cappuccino. So lässt es sich leben!
Fazit: Local statt online Shopping
Für mich als Mülheimerin ist das Wallviertel mit seinen schönen Geschäften und Konzepten eine richtige Bereicherung für die Stadt. Was mich besonders beeindruck hat, ist der Zusammenhalt im Viertel. Die Eigentümer:innen kennen sich untereinander sehr gut, unterstützen sich und arbeiten gemeinschaftlich daran, das Wallviertel weiterzuentwickeln. Allein, dass das Viertel im Sommer einmal im Monat gemeinsam feiert, ist der beste Beweis für das Engagement und den Zusammenhalt hier. Nimm dir Zeit, schlender durchs Viertel und kauf lokal. Es macht nicht nur die Ladenbesitzer:innen glücklich, auch du wirst mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Du willst noch mehr vom Wallviertel sehen? Dann schau auf unserem TikTok-Kanal vorbei! Und noch mehr Tipps für weitere Szeneviertel im Ruhrgebiet findest du auf unserer Website!