Das Foto zeigt einen Radfahrer und Schafe auf dem Rheindamm

(Un-)Typisch radrevier.ruhr – zwischen dicken Schiffen, Deichlamm und Matjesbrötchen

22. Juni 2017

Ja, so eine Radtour an der Nordsee kann schon was Feines sein, wenn nicht die lange Anreise wäre, die eine Tagestour aus dem Ruhrgebiet fast schon unmöglich macht. Aber vielleicht kann man ja eine fast vergleichbare Radtour auch daheim im radrevier.ruhr erleben? Viel Wasser, eine Fährfahrt und maritimes Essen sollten es also sein: durchaus machbar, wenn großes Matjesfest in Duisburg ist.

Meine maritime Radtour im Ruhrgebiet startet am CentrO Oberhausen und führt als rund 50 Kilometer langer Rundkurs zum Rhein, dann nach Duisburg und wieder zurück nach Oberhausen.

Los geht´s im radrevier.ruhr

Zunächst geht es für mich am Gasometer Oberhausen vorbei zum Rhein-Herne-Kanal und noch etwas weiter zur Emscher, bevor der eigentliche Rundkurs beginnt. Die HOAG-Trasse ist eine ehemalige Bahntrasse, die die Industrieanlagen in Oberhausen mit dem Rheinhafen in Duisburg-Walsum verbunden hatte. Heute gehört die HOAG-Trasse zu den bekanntesten Bahntrassen im Ruhrgebiet, die im radrevier.ruhr entspanntes Radeln abseits des Straßenverkehrs versprechen.

Familienfreundliche Radtour mit nur wenig Straßenverkehr

Grundsätzlich ist die Tour zumindest mit größeren Kindern familienfreundlich, sofern die Länge von rund 50 Kilometern nicht mehr abschreckend wirkt. Lediglich vor der Zeche Sterkrade und vor der Rheinfähre sowie im Zentrum von Duisburg führt der Weg auch mal an der Straße entlang, i.d.R. jedoch über Radwege. Ansonsten radeln wir über Bahntrassen, Rhein-Deiche und Kanaluferwege ganz abseits des Straßenverkehrs.

Die Zeche Sterkrade in Oberhausen

Die Zeche Sterkrade ist sicherlich nach dem Gasometer Oberhausen die bedeutendste industriekulturelle Sehenswürdigkeit auf dieser Tour. Der Kohlebergbau startete hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts und dauerte im Zusammenschluss mit anderen Zechen bis 1991. Der Radweg führt unmittelbar am historischen Zechenturm vorbei und gehört zur Route Industriekultur per Rad.

Die HOAG-Trasse im radrevier.ruhr

Über eine wassergebundene Fahrbahndecke radeln wir immer weiter Richtung Duisburger Norden. Einige wenige Straßen müssen mal gekreuzt werden, ansonsten ist die Ausschilderung zur Rheinfähre Orsoy an dieser Stelle hervorragend. Den Abzweig kurz vor dem Ende der HOAG-Trasse darf man natürlich nicht verpassen, sonst landet man im Hafen Walsum. Die HOAG-Trasse gehört auch zum touristischen Knotenpunktsystem im radrevier.ruhr, an dem sich Radelnde auch leicht orientieren können.

Urlaubsfeeling auf dem Rhein

Die kleine Autofähre pendelt permanent über den Rhein, sodass die Wartezeit überschaubar ist. Als wir mit dem Rad ankommen, ist die Fähre gerade auf der anderen Seite, sodass Zeit für ein kleines Schwätzken mit den anderen Radlern bleibt. Für mich sind das immer wertvolle Momente, um Tipps und Tricks anderer Radler zu erfahren und vielleicht auch einen neuen Tourentipp zu ergattern.

Mit dem gewaltigen Kraftwerk und den Hochöfen von thyssenkrupp im Hintergrund ist das Panorama etwas speziell, aber für den Pott einfach passend. Der direkte Kontrast wartet dann auf der anderen Rheinseite auf uns.

Das kleine Dörfchen Orsoy

Eine historische Wallpromenade umgibt das kleine und schmucke Dörfchen Orsoy. Von der Fähre kommend, gelangt man durch ein historisches Tor in den Ortskern – die eben noch gesehene Industrie ist schlagartig Lichtjahre entfernt. Natürlich bietet sich Orsoy für eine kleine Pause an, uns zieht es aber weiter, denn wir freuen uns ja auf ein leckeres Matjesbrötchen auf dem Fest in Duisburg, auch wenn die Radler in den Cafés und Biergärten sehr entspannt und glücklich aussehen.

Der Rheinradweg im radrevier.ruhr

Mit dem Wechsel auf die andere Rheinseite ändert sich auch die Landschaft spürbar. Alles wirkt ländlicher und viel beschaulicher – mehr Niederrhein als Ruhrgebiet. Wir fahren durch blühende Kartoffel- und große Gerstenfelder und haben das nächste Etappenziel, die Autobahnbrücke der A 42, immer fest im Blick.

So schön der Rheinübergang in Orsoy war, umso unschöner ist der Wechsel über den bekanntesten Fluss Deutschlands hier an der A 42. Auch wenn die Brücken gewaltige Bauwerke sind, die in ihrer Größe schon sehr beeindruckend sind, so macht das Radeln neben einer Autobahn und das dabei notwendige Einatmen von eher ungesunder Luft bedingt Spaß. Natürlich könnte man auch noch weiter flussaufwärts radeln, jedoch macht die nächste Rheinbrücke die Tour für uns zu lang.

Umso schöner wird die Radtour wieder auf dem Rheindamm. Mit schönem Blick auf Duisburg passieren wir eine Herde Schafe und fühlen uns gleich an die Deichlämmer an der Nordsee erinnert. Die Sonne scheint mit voller Kraft und wir sind froh, dass wir den passenden Lichtschutzfaktor schon vor der Abfahrt gewählt haben. Der Hunger und die Vorfreude auf das Fischbrötchen wachsen natürlich mit jeder Pedalumrundung, mit der wir uns dem Matjesfest nähern.

Hafenflair im größten Binnenhafen der Welt

Wir gelangen in die Großstadt Duisburg und stellen schnell fest, dass Duisburg offensichtlich ein Zentrum vieler Radrouten ist. Und natürlich erfahren wir auf Infotafeln viel über die Historie als wichtige Hafenstadt in Deutschland und die Bedeutung für die Industrialisierung des gesamten Ruhrgebiets.

Der Weg führt nun durch den noch immer größten Binnenhafen der Welt. Große Schiffe, gewaltige Container-Terminals und sogar ein alter Seenotrettungskreuzer lassen uns staunen, auch wenn es (wohl weil Sonntag) eher ruhig im Hafenbecken zugeht.

Schließlich gelangen wir an die Ruhr und fahren für ein kurzes Stückchen den beliebten RuhrtalRadweg flussaufwärts (Achtung: Die Großbaustelle am Kaßlerfelder Kreisel erschwert die Wegeführung für Radfahrer (Stand Januar 2023)). Schnell biegen wir aber ab, Richtung Innenhafen, dem Szeneviertel von Duisburg, und stoßen hier sogar auf ein U-Boot. Es ist kein richtiges, sondern ein Kunstwerk, ein Relikt von der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010. Es wurde damals auf dem Essener Baldeneysee im Rahmen von „Ruhr-Atoll“ installiert, heute liegt es am Museum Küppersmühle vor Anker.

Von der Sehnsucht nach einem Fischbrötchen

Vom Innenhafen machen wir den Abstecher in die Innenstadt, zur Königstraße. Hier wird jedes Jahr das große Matjesfest gefeiert. Schon seit Jahren wollen wir dieses kulinarische Fest besuchen, ein lang gehegter Ausflugstraum. Nunja, es wird für ein weiteres Jahr ein Traum bleiben, denn es ist schon 19 Uhr und die Buden bauen bereits ab. Ärgerlich, wenn man es selber nicht für nötig hält, sich anständig über die korrekten Öffnungszeiten zu informieren. Wer lesen kann, ist halt doch klar im Vorteil, ein wirklich dummer Planungsfehler. Naja: nächstes Jahr starten wir einen neuen Versuch!

Nun fahren wir also ohne das so fest eingeplante Matjesbrötchen die Tour zu Ende. Entlang des Rhein-Herne-Kanals führt der Weg zurück nach Oberhausen. Auf der rechten Seite ist der Boden an manchen Stellen eher waldartig, die nördliche Seite ist da besser geeignet. An der Schleuse Oberhausen wechseln wir daher die Seite. Der Gasometer zeigt uns nun auf den letzten Metern den Weg und wir fahren entspannt direkt am Wasser entlang.

Diese Tour hat – auch ohne Matjesbrötchen – ganz schön viel maritimes Flair. Einkehrmöglichkeiten gibt es natürlich zu genüge: ob in Orsoy, im Innenhafen Duisburg, am CentrO Oberhausen oder einem der vielen Ausflugslokale am Wegesrand. Wer die Tour etwas abkürzen und den Stadtverkehr in Duisburg vermeiden will, kann bereits nördlich des Binnenhafens über den Landschaftspark Duisburg-Nord und den Grünen Pfad äußerst fahrradfreundlich abkürzen. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für diese Runde: eine leichte Tour, die mittlere Kondition voraussetzt und mit schönen Landschaftseindrücken absolut überzeugt!

radrevier.ruhr

Website: www.radrevier.ruhr 
Facebook: www.facebook.com/radrevier.ruhr
Komoot: www.komoot.de/user/364933523302
Download GPX-Daten „(Un)typisch radrevier.ruhr“

Informationen zur Rheinfähre Orsoy: www.rheinfaehre-walsum.de

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7 Kommentare auf den Beitrag “(Un-)Typisch radrevier.ruhr – zwischen dicken Schiffen, Deichlamm und Matjesbrötchen

tourerfan sagt:

Hallo! Danke für den lesenswerten Beitrag ich fände eine Tour mit einem E-Bike sehr interessant. Hoffentlich kann man dazu einen Beitrag mal lesen 😀 Beste Grüsse

Jochen sagt:

Hallo tourerfan,
freut mich, dass Dir mein Beitrag von damals gefallen hat. Eigentlich unterscheiden wir garnicht so genau zwischen Touren für E-Biker und (neudeutsch) Biobikern. Denn meistens sind die Ansprüche an die Tour sehr vergleichbar und jede Tour, die für einen Biobiker gut ist, ist eigentlich auch mit einem E-Bike gut fahrbar. Auch die Höhenmeter sind aus unserer Sicht kein Unterscheidungsmerkmal, denn auch wenn Touren mit vielen Höhenmetern für E-Biker leichter sind, so freuen sich dennoch auch viele normale Radler über diese Tourentipps als besonders sportliche Herausforderung. Aber tatsächlich könnte man mal einen Blog ganz allgemein über das Thema E-Bike schreiben, denn hierzu gibt es leider nach wie vor sehr viele falsche Vorurteile.
Wenn Du z.B. ein E-Bike mit breiteren Reifen hast (SUV-Bikes sind ja derzeit groß im Kommen), dann sollten Dir auch unsere Tourentipps für Gravelbiker gut gefallen. Denn auch wenn hier der Ansatz und das Bike vollkommen unterschiedlich sind, so wären die eigentlichen Tourentipps für beide Nutzergruppen sehr vergleichbar. Einige unserer Tipps wurden übrigens mit dem E-Bike gefahren, so z.B. meine Tour durch den Duisburger Hafen (https://www.mein-ruhrgebiet.blog/radtour-durch-den-binnenhafen-duisburg/) oder die Radtour zu einigen Büdchen von Johanna (https://www.mein-ruhrgebiet.blog/trinkhallen-radtour-durch-bochum-herne-und-gelsenkirchen/).
Wenn Du ganz konkrete Ideen oder Fragen für einen Beitrag „E-Bike Tour im Ruhrgebiet“ hast, kannst Du die auch gerne hier nochmal schreiben oder mir direkt per E-Mail (j.schlutius@ruhr-tourismus.de) schicken. Dann schau ich mal, wie ich daraus einen Beitrag basteln kann.
Schönen Gruß und eine schöne Adventszeit
Jochen

Ernie Wiebus sagt:

Hallo Jochen,
wir sind die Tour heute von Oberhausen Holten nach gefahren haben auch in Orsoy die Fähre benutzt ind sind dann genau wie di zu Containerhafen sind dann aber an der Ruhr entlang bis Oberhausen Ruhrparkt dann zum Kaisergarten und von da aus über die Hoag Trasse wieder nach Holten
War ein super schöne Tour danke für den Tip

Werner Sokolowski sagt:

Hallo Jochen,
vielen Dank für den schönen Bericht. Nach der Rheinüberquerung in Orsoy kann man auch noch einen kleinen Umweg fahren und die Halde Rheinpreussen mit dem Geleucht auf dem Gipfel besuchen. Man hat von dort oben einen herrlichen Rundblick über Duisburg und den Niederrhein.

Gruß
Werner

Jochen sagt:

Hallo Werner,
das stimmt, der Abstecher ist wirklich schön. Die riesige Grubenlampe ist auch ein tolles Fotomotiv und gehört sicherlich zu den schönsten Halden im Revier. Für alle, die die Halde noch nicht kennen, hier ein Link zu einem schönen Video bei YouTube: https://youtu.be/jZOirXz1AFU
Dir Werner vielen Dank für den Tip,
schönen Gruß
Jochen

Frank David sagt:

Hallo Jochen,
vielen Dank für den tollen Tourenbericht. Leider funktioniert der gpx-download nicht. Ist dieser nur für Komoot verwendbar?

Beste Grüße
Frank David

Jochen sagt:

Hallo Frank David,
vielen Dank für den Hinweis. Das Problem lag wohl an der Downloadfunktion, die ein Abspeichern als Datei nicht zugelassen hat. Grundsätzlich funktioniert die Datei auch in anderen Programmen, habe sie z.B. grade bei Outdooractive erfolgreich importiert. Wir haben den Code jetzt als ZIP-Ordner zum Download gestellt, so sollte es jetzt eigentlich funktionieren.
Viel Spaß beim Nachradeln,
Jochen

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