Buntes Kreativquartier, das größte zusammenhängende Gründerzeitviertel im Ruhrgebiet, tolle Altbauten und gutes Essen an vielen Ecken – so wird die Dortmunder Nordstadt eher selten beschrieben. Nur wenige Gehminuten von der Dortmunder Innenstadt entfernt, ergießt sie sich quasi über den kompletten nördlichen Innenstadtbezirk. Wer ein 1A-Schickimicki-Vorzeige-Szeneviertel erwartet, ist hier falsch. So einfach, wie viele denken, ist die Nordstadt nicht zu fassen. Viele Studierende, Kreative und Künstler:innen beleben das Viertel und es gibt ein spannendes alternatives Angebot zu entdecken. Mehr als die Hälfte der Menschen, die hier leben, haben einen Migrationshintergrund und bringen ebenfalls spannende Einflüsse ein. In diesem Beitrag zeige ich dir zwei tollen Orte im Dortmunder Norden, die du auf keinen Fall verpassen solltest!
Tipp 1: Bunter Treff der Kulturen: Frühstück in Tatis Café
Tatis Café heißt dieser kleine und besondere Laden, der im letzten Jahr in der Dortmunder Nordstadt eröffnet hat. Und es ist wirklich ein Kleinod: Hier kannst du (wenn du zu den Lärchen zählst) „All Day“ Frühstücken oder es dir nachmittags mit Kaffee und Cupcakes gut gehen lassen.
Reisehunger: Eine kulinarische Weltreise
Als unser Essen kommt, wird es mit einem ziemlich perplexen „Woooooow“ begrüßt! Es folgt ein „Man, sieht das klasse aus.“ Fast zu schade zum Essen aber am Ende ist alles, bis auf die letzte Erdbeere, vertilgt. Dazu gibt es leckeres Fladenbrot, das steht rechts oben und hat es leider nicht mit auf das Bild geschafft.
Der Kopf und das Herz hinter Tatis Café ist Inhaberin Assia. Sie ist selbst in der Nordstadt aufgewachsen und erzählt mir, dass ein Café immer ihr großer Traum war. Für sie als Psychologin ist es aber nur ein Baustein eines großen Projekts: Direkt nebenan befindet sich ein Familienzentrum. Mit ihrem integrativen Konzept will sie Kulturen zusammenbringen, die Nordstadt mitgestalten und einen Raum schaffen, der ihr selbst früher fehlte. Hierzu gehören integrative Kochkurse, Nachhilfebetreuung und Programme, um insbesondere Mädchen in der Nordstadt zu unterstützen.
Integratives Café mit ausgefallener Speisekarte
Essen muss für sie ein Erlebnis sein, erzählt Assia. Die Gäste sollen sich wohlfühlen und es muss schmecken. (Check, check, check von meiner Seite). Das Besondere dabei: Assia lässt sich auf ihren Urlaubsreisen überall auf der Welt inspirieren und bringt immer mal wieder Zutaten mit: So ist die bunte Karte des Restaurants entstanden, auf der sich spanische, marokkanische, türkische, italienische, arabische und viele weitere Einflüsse entdecken lassen. Im Café treffen also verschiedene Kulturen aufeinander, auch beim Essen.
Wenn du die tolle Einrichtung und das schöne Geschirr während deines Besuchs am liebsten direkt mit nach Hause nehmen möchtest, habe ich gute Neuigkeiten: In der Mitte des Ladens befindet sich eine kleine Concept-Store-Ecke. Hier kannst du das Geschirr, Trockenblumen und weitere Dekoartikel erwerben.
Willkommen im Cupcake-Himmel
Hast du auch diesen kleinen Dessertmagen? Der kommt bei mir regelmäßig zum Einsatz, wenn ich eigentlich total satt bin, aber der Kuchen so verführerisch herüberzwinkert. Und die Auswahl in der Vitrine von Tatis Café ist echt erste Sahne: Wir entscheiden uns für einen Milchschnitte- und einen Erdbeer-Cupcake. Alles ist übrigens selbstgebacken mit natürlichen Zutaten und geschmacklich top!
Kinderfreundliches Café: Hier bekommen die Kleinen Raum
Erwachsenen beim Essen zugucken, das ist eeeecht langweilig für Kinder. Für Eltern ist deshalb Ausgehen mit den Kleinsten oft ein riesiger Stress. Viel Platz zum Spielen und viel Verständnis für die kleinen Gäste gibt es in Tatis Café. Entweder die Kids spielen allein und lernen direkt neue Freunde kennen, oder die Eltern setzen sich dazu und verspeisen ihre Cupcakes in der Kinderecke.
Zum Abschluss noch ein Blick in den Hinterhof: Bei etwas sommerlicherem Wetter kannst du auch in dem liebevoll gestalteten Hinterhof sitzen. Kleiner Tipp zum Schluss: Du solltest auf jeden Fall reservieren, denn Tatis Café ist meistens gut besucht.
Tipp 2: Der coolste Biergarten der Stadt: Der Umschlagplatz am Dortmunder Hafen
Die coolste Container-Bar des Ruhrgebiets findest du im Dortmunder Hafen. Hier kann man bei gutem Wetter entspannt ein Kaltgetränk genießen und den Blick über das Wasser schweifen lassen. Bereits 1899 eröffnet, blickt der Hafen auf eine lange Geschichte zurück – und ist ein Beispiel für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Aktuell wird hier viel umgebaut und eine Hafenpromenade soll entstehen. Umso schöner, dass der Umschlagplatz erhalten bleiben konnte und nach seinem Umzug ein neues Zuhause in der Speicherstraße gefunden hat.
Lieblingsort direkt am Wasser
Ich genieße den ersten richtig schönen Frühlingstag in diesem Jahr und was passt dazu besser als ein kühles Radler? Wer mehr Bock auf Kaffee und Kuchen hat, wird hier übrigens Dank einer ziemlich goßen Karte ebenfalls glücklich. Kleiner Tipp zur Anreise: Bei gutem Wetter wird es schnell voll am Umschlagplatz und da die Parkplätze sehr begrenzt sind, empfehle ich dir die Anreise mit dem Rad. Deinen Drahtesel kannst du in Sichtweite an den Fahrradstellplätzen abstellen. Alternativ ist die U-Bahn Station „Hafen“ nur wenige Gehminuten entfernt.
Bunter Hafen: Kult-Container treffen auf Strukturwandel
Die Qual der Wahl hast du auch bei der Auswahl der Sitzgelegenheiten: Lieber eine entspannte Unterhaltung am Tisch oder sich chilly milly in den Liegestuhl direkt am Wasser hauen? Für Bänke ohne Lehne sind wir zu alt, deshalb entscheiden wir uns für eine Tischgruppe mit Aussicht auf das kühle Nass.
Bierdurst stillen
Mehr Lust auf richtiges Bier? Dann musst du nur ein paar Meter weiterlaufen, denn links vom blauen Container wird das beliebte Dortmunder Bergmann Bier ausgeschenkt. Stilecht im rabenschwarzen Container. Außerdem hat der Umschlagplatz einen ziemlich bekannten Nachbarn: Das Event-Schiff Herr Walter ankert nur wenige Meter weiter.
Auch wenn es an diesem Abend etwas bewölkt ist, lässt sich der Sonnenuntergang trotzdem wunderbar beobachten. Klitzekleines Manko: Für Sonnenanbeter:innen ist der Biergarten top, wer sich aber eher zu den Schattengewächsen zählt, wird hier aktuell nicht fündig – also eincremen ist angesagt. Neben einer großen Getränkeauswahl, einem tollen Ausblick und einer ungewöhnlichen Kultlocation wirst du am Umschlagplatz mit Programm versorgt: Ob Wintermarkt, Feuershow oder musikalische Unterhaltung, die Betreiber lassen sich regelmäßig etwas Spannendes einfallen.
Fazit: Szeneviertel Dortmunder Nordstadt
Nach meinen Ausflügen bin ich richtig begeistert von der Dortmunder Nordstadt. Ich habe zwei Locations mit außergewöhnlichen Konzepten kennengelernt, die man so nirgendwo sonst findet. Natürlich gibt es noch vieeeel mehr zu erleben, wie z.B. tolle arabische Küche und coole Ausstellungen oder Nachflohmärkte in der ehemaligen Straßenbahnwerkstatt Depot. Du bist eher sportlich interessiert? In die Dortmunder Fußballgeschichte kannst du rund um den Borsigplatz eintauchen, dort waren meine Kollegin Heike und ich bereits für einen anderen Blogbeitrag unterwegs – auch ein toller Graffiti-Walk bietet sich dort an. Welche versteckten Orte in der Nordstadt kannst du mir noch empfehlen?
Ein Artikel von Melissa Kohnen, die bis 2022 bei Ruhr Tourismus in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet hat.
Dortmund ist eine schöne Stadt, war aber mal schöner.
Sorry, aber die vorgestellten Locations sind für mich leider so nicht der Bringer.
Ich mag weder veganes Essen, noch stehe ich auf süßes und wenn, schon gar nicht auf
Cupcakes.
Den angeblich coolsten Biergarten finde ich lieblos öde und die Container abgeranzt.
Ich sehe keinen objektiven Grund für einen Besuch. Lieber kaufe ich mein Bier woanders um dann
irgendwo am Hafen mit Freunden zu trinken.
Oder wahlweise trinke ich im Containerdorf dann mit den Flüchtlingen einen.
Das Ambiente ist eindeutig besser und die Leute sind lustiger.
Ggf. sind die Leute aber nicht so szenig.