Du hast Lust, mal was Neues auszuprobieren? Dann bist du im Revier genau richtig. Kaffeerösten, Kochen wie ein Profi oder Kränze aus saisonalen Blumen binden – es gibt kaum etwas, das es nicht gibt, denn das Angebot an Workshops ist riesig. Ich habe für dich mal bei zwei Anbietern vorbeigeschaut.
Coffee Pirates oder die Kunst der Kaffeezubereitung
Wenn ich einen Duft besonders liebe, dann den von frisch geröstetem Kaffee. Auf den heutigen Besuch bei Patrick Schiller von den Coffee Pirates habe ich mich daher besonders gefreut. Die kleine Kaffeerösterei mit Kaffeebar liegt mitten in Essen-Rüttenscheid. Zu den 18 Mitarbeiter:innen zählen auch zwei SCAE-zertifizierte Baristas.
Kaffee ist seit Jahren ein Trendgetränk und so ist auch die Nachfrage nach den Workshops groß. „Unsere Kurse sind immer ausgebucht“ erzählt Patrick. Der „Baristakurs Basic“ ist besonders beliebt. Hier lernt man alles, was man wissen muss, um den perfekten Espresso zuzubereiten.
Was mir besonders gut gefällt: Die Tipps werden individuell auf die Teilnehmenden abgestimmt. „Als Erstes fragen wir sie nach ihren Zubereitungsmöglichkeiten. Welches Equipment ist vorhanden? Schließlich sollen sie die Möglichkeit haben, das Gelernte zuhause auch anzuwenden.“ Dann folgen die Basics: Was macht guten Kaffee überhaupt aus? Wie extrahiere ich einen perfekten Espresso? Welche Milchaufschäumtechniken gibt es …?
Ein Must do für alle Coffeeholics
„Wenn man sich mit Mahlgrad, Brühdruck- und Temperatur nicht auskennt, wird der beste Kaffee nicht gut“, sagt Patrick. „Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle, weil sie den Kaffee verdichtet.“ Eines wird schnell deutlich: Jede „Kleinigkeit“ hat einen direkten Einfluss auf den Geschmack. Richtig guten Kaffee zuzubereiten ist eine wahre Kunst.
Regel Nummer 1: Guter Kaffee fängt bei der Herstellung an. Und so setzen die Coffee Pirates auf Rohkaffee, der aus ökologischem und fairen Anbau stammt. „Mit dem Rösten in der Region für die Region, gewähren wir kurze Lieferketten und den unverwechselbaren frischen Geschmack.“ Ein Konzept, das gut ankommt, und so gibt es den Kaffee der Coffee Pirates mittlerweile auch in vielen Cafés, Restaurants, Hotels und einigen Supermärkten im Pott.
„Wir erhalten über unseren Online-Shop sogar Bestellungen aus Irland, Österreich, Holland und Belgien“ erzählt Patrick stolz. Kaum zu glauben, dass hier auf nur knapp 75 Quadratmetern jährlich 33,5 Tonnen Kaffee geröstet werden. „Wir brauchen dringend mehr Platz, sagt Patrick, für eine Fläche bis 350 Quadratmeter für die Rösterei wären wir sehr dankbar!“
Was er am Standort Essen schätzt? „Das ganze Netzwerk mit den Menschen und dass alles Wichtige um die Ecke ist, macht einfach mega Spaß! Meine Familie und ich wohnen hier in Rüttenscheid und das soll auch so bleiben.“
In Sachen Kaffeevorlieben tickt jede Region anders
Nach einer beruflichen Zeit auf Sylt wieder in die Heimat zurückzukehren, hat er nie bereut. Spannend findet der Gastronom die regionalen Kaffeevorlieben: „Je weiter man in den Norden kommt, desto heller wird geröstet“, berichtet er. „Das sind dann wahre Fruchtsäurebomben!“ Hier im Pott kämen die klassischen Kaffeevarianten besonders gut an. „Danach richten wir uns und machen es unkompliziert, aber von bester Qualität.“ Trotzdem versuche er die Menschen auch immer wieder an neue Trends heranzuführen. „Wir waren zum Beispiel die Ersten, die hier mit Cold Brew angefangen haben“, so Patrick.
Und welche Zubereitung trinkt er privat am liebsten? „Filterkaffee! Tagsüber gerne fruchtig und ansonsten klassisch.“ Dass auch hochwertige Brüh- und Filterkaffees ein großartiger Genuss sein können, wenn sie richtig zubereitet werden, lernt man übrigens beim „Brewing-Kurs/Filterkaffee“ der Coffee Pirates. Auch dieser ist heiß begehrt.
Mein Tipp: Lass dir einen Besuch in der angeschlossenen Kaffeebar der Coffee Pirates nicht entgehen. Hier kannst du nicht nur einen Teil des Kaffeesortiments-, sondern u.a. auch selbstgemachte Kuchen probieren – und die sind einfach köstlich!
Kochmomente – so macht Kochen gleich noch mehr Spaß
Am frühen Abend geht’s weiter zur Kochschule Kochmomente, die mitten im Bochumer Künstlerviertel Ehrenfeld liegt. Sie wird von Christian Müller und Jürgen Engelhardt geführt, gemeinsam blicken sie auf 70 Jahre Kocherfahrung zurück. Diesen Wissensschatz möchten die beiden gelernten Köche an alle Interessierten weitergeben. Heute lautet das Motto „Kochmomente meets Moltkemarkt“. Nach einem kurzen Kennenlern-Drink schlendern wir gemeinsam zum Springerplatz, auf dem jeden Freitag von 16 bis 20 Uhr ein Abendmarkt stattfindet. Küchenengel Fabrice begleitet unsere Gruppe mit einem Bollerwagen, der mit Getränken gefüllt ist. An diesem heißen Sommertag sind wir für diesen Service besonders dankbar.
Der Moltkemarkt ist zu einem angesagten Treffpunkt geworden, um den Start ins Wochenende gebührend zu zelebrieren. Jung und Alt, Künstler:innen und Sportler:innen, Frauen in schicken Sommerkleidern und tätowierte Männer mit rauem Ruhrpottcharme – das Publikum ist so vielfältig wie Bochum selbst. Und das macht es besonders spannend. Jürgen führt uns von Stand zu Stand und zeigt, worauf es beim Einkauf von frischem Fleisch und Gemüse ankommt. Das Angebot ist groß und wir genießen zahlreiche kleine Köstlichkeiten bei verschiedenen Tastings. Fleischspezialitäten, Käse, Antipasti, Gemüse und Obst …
Lachen ist ausdrücklich erwünscht
Nachdem die letzten Kleinigkeiten für unser 3-Gänge-Menü gekauft sind, geht’s zurück zur Kochschule. Schürzen angelegt, Namensschilder befestigt, Wein entkorkt. Es kann losgehen: Zuerst gibt Jürgen eine kleine Einführung in die Basics: Wie halte ich das Messer richtig? Wie schälen Profis Spargel? Das alles und noch viel mehr erfahren wir.
Die Stimmung ist heiter, es wird viel gelacht. So macht Kochen gleich noch viel mehr Spaß! Kein Wunder, dass viele Teilnehmer:innen immer wieder Kurse bei den Kochmomenten buchen. „Wir haben eine Stammkundin, die war schon fünfzigmal da“. erzählt Jürgen stolz.
Am Ende des Abends wird das Gekochte gemeinsam genossen. Als Vorspeise gibt’s Ziegenkäsecamenbert in Serranoschinken mit roter Zwiebelmarmelade an Salat, im Hauptgang Roastbeef aus dem Ofen, Spargelgemüse und Safran-Risotto mit Sauce Bernaise. Zum Dessert folgt Mallorquinischer Mandelkuchen mit Mangoeis und Aprikosen aus dem Ofen. Yummy!
Von regional bis exotisch: Kochkurse gibt’s für jeden Geschmack
Wie die Idee zu den Kochmomenten entstand? „Jürgen und ich saßen damals in einer Kneipe zusammen und uns fiel auf, dass es hier in Bochum noch gar keine Kochschule gibt. Das haben wir dann 2016 geändert.“ Als Standort wählten sie eine alte Metzgerei in der Alten Hattinger Str. 27. „Wir haben alles so übernommen und nicht alles komplett schick gemacht“, erzählt der Chefkoch, „denn wir wollten auch ein wenig Ruhrpottflair haben.“ Was die beiden an Bochum schätzen? „Bochum hat ein Einzugsgebiet von zwei Millionen Menschen, das macht es natürlich zu einem attraktiven Standort. Aber vor allem sind die Leute hier halt einfach geil!“
Vegan, vegetarisch bis hin zur Perfect Meat Academy – das Repertoire der Kochschule Kochmomente ist groß und die Nachfrage ebenfalls. Auch auf Reisen lassen sich die beiden gerne inspirieren. „Wir waren gerade eine Woche in Singapur“, berichtet Jürgen. „Das war super spannend, denn ich stehe total auf eine authentische asiatische Küche“. Die gesammelten Erfahrungen geben Christian und Jürgen gerne an ihre Gäste weiter. Das sieht man am Angebot ihrer Kochkurse, die tolle Namen wie „Die Straßenküchen von Singapur“, „Vive la Provence“ oder „Las Costas Españolas“ tragen. Na, da möchte man doch direkt wieder ran an den Herd!
Lust auf mehr bekommen?
Auch wer es lieber kreativ statt kulinarisch mag, wird im Ruhrgebiet fündig. Zum Beispiel bei Trallafitti & Gedöns im Essener Süden. Hier gibt‘s ein kunterbuntes Angebot an Kreativworkshops: Saisonale Blumenkränze binden, Trockenblumen & Makramee, Flower Crown, Handlettering … Gründerin Steffi hatte schon immer ein Herz für die schönen und besonderen Dinge des Lebens und ist mit „Farbe, Pinsel, Hammer, Schere, Kleber, Nähmaschine quasi per Du“ wie sie sagt. Ihre Workshops können auch als Event für Junggesellinnenabschiede gebucht werden.
Oder du machst einen Nähkurs bei Miss Alexis und ihre Biostoffe in Essen. Alexandra Haske-Diekstall bezeichnet sich selbst als „stoffverrückte Nähbiene aus dem Ruhrpott“. Ihr Motto: „Man kann nicht genug Stoff haben, es gibt nur zu kleine Regale“. Allein das klingt schon richtig gut, finde ich. Die Nähkurse werden von professionellen Schneiderinnen durchgeführt, Vorkenntnisse sind nicht nötig. Sein Nähprojekt darf man sich selbst aussuchen.
Wenn du vor Ort bist, solltest du unbedingt auch in Alexandras kleinem Laden stöbern, der in der Rüttenscheiderstraße 211 liegt. In diesem verkauft sie neben ihrer selbstgenähten Kleidung auch allerlei kreative Geschenkideen – ich bin direkt fündig geworden.
Workshops im Ruhrgebiet – Mein Fazit
Wow, bei so einem großen Angebot fällt die Entscheidung wirklich schwer. Da bleibt nur eins: Nach und nach so viel auszuprobieren wie möglich. Übrigens: Die Workshops sind auch eine tolle Möglichkeit, um neue nette Menschen kennenzulernen, die ähnliche Interessen teilen.
Alle Fotos sind von Lukas Holzmeier für Rebeccas Welt.