Ich neige regelmäßig dazu, beim Thema Neujahrsvorsätze dezent über die Stränge zu schlagen und scheitere dann immer frustriert in der ersten Januarwoche. Um dieses Jahr gar nicht erst in diese Falle zu tappen, habe ich beschlossen tiefzustapeln. Deshalb habe ich mir vorgenommen, einmal am Tag für einen Spaziergang das Haus zu verlassen (Spazierengehen ist ja sowieso das neue Trendhobby ;-)). Während des Lockdowns ist die Umsetzung dieses Vorsatzes zwar machbar, wird aber auch schnell langweilig, wenn man in der Innenstadt wohnt, jeden Tag die gleichen fünf Kilometer ablatscht und die spannendste Entscheidung des Tages ist: Laufe ich die Strecke im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn? Um aus dem ziellosen Rumlatschen – Vorsicht Euphemismus im Anflug – ein Umherschweifen mit Ziel zu machen, habe ich einige Orte besucht, die sich für einen Perspektivwechsel eignen, draußen sind und kostenfrei besucht werden können!
Tipp 1: Erlebnispfad & Tiergehege im Süggelwald in Dortmund
Los geht es mit einem Ausflug in den Süggelwald: Als ich ankomme, fängt es in Strömen an zu regnen, was ich zu Beginn gar nicht schlecht finde, denn so habe ich den Wald fast für mich. Der Süggelwald liegt im Dortmunder Norden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernt und ist cooler, als der Name vielleicht vermuten lässt. Auf dem Weg durch den Wald könnt Ihr verschiedene Erlebnisstationen ansteuern. An den Mitmachstationen lernt man einiges über heimische Vogelarten, die Bäume und das Ökosystem Wald allgemein. Das eignet sich natürlich super für einen Ausflug mit Kindern, aber auch Erwachsene bekommen Futter für die grauen Zellen.
Obwohl Winter ist, die Bäume kahl sind und der graue Himmel jedes Ruhrgebietsvorurteil bestätigt, ist meine quietschgelbe Regenjacke nicht der einzige Farbtupfer im Wald. An manchen Stellen leuchtet das Laub orange und das Moos blitzt grün aus dem Unterholz. Außerdem plätschert ein kleiner Bach idyllisch vorbei. Mir gefällt’s richtig gut!
Eine tierische Überraschung
Irgendwann hilft aber auch die Regenjacke nicht mehr, ich bin nass und entscheide mich den Rückzug anzutreten: Aber dafür entdecke ich am Ende meiner Runde noch ein echtes Highlight: In dem riesigen und naturnahen Gehege lebt Damwild.
Die Tiere sind natürlich an Menschen gewöhnt und schauen interessiert, was ich auf der anderen Seite des Zauns mit meinem Handy veranstalte, um im Regen ein gutes Foto hinzubekommen und lassen sich nicht weiter stören. Es ist richtig spannend, die Tiere aus der Nähe beobachten zu können. Die Runde im Süggelwald lässt sich übrigens theoretisch noch erweitern, denn nur wenige Meter weiter, auf der anderen Straßenseite schließt sich das Grävingholz an.
Tipp 2: Street Art Walk in Bochum
Was reimt sich auf mein Lieblings-Ruhrgebietswort Tralafitti? Richtig Graffiti! Mit dieser schlechten Überleitung – die sich aber immerhin reimt – geht es weiter zu Tipp 2. Museen sind aktuell leider geschlossen, aber zum Glück gibt es richtig gute Kunst, die Ihr Euch ganz einfach draußen anschauen könnt. Bei einer Street Art Tour bekommt Ihr eine Menge frische Luft, Bewegung und Urban Art als kostenlose Hingucker geboten. Und das Beste daran: Ihr müsst dafür nicht nach Berlin, Köln, Düsseldorf oder sonst wohin fahren, denn in Bochum gibt es eine ziemlich coole Tour.
Losziehen könnt Ihr spontan und ohne Guide, denn online gibt es eine Tourenkarte auf der viele der Kunstwerke markiert sind. Plant am besten so zwei Stunden ein, dann könnt Ihr Euch ganz entspannt einen Großteil der Graffitis anschauen. Es lohnt sich aber auch mal von der Route abzuweichen, denn an der einen oder anderen Stelle werdet Ihr untererwartet über kleinere, unerwartete Kunstwerke stolpern.
Das etwas andere Sightseeing in Bochum
Wer aktuell Sightseeing vermisst, sollte die Tour auf jeden Fall mal testen. Das Rumschlendern und Entdecken von dieser neuen Seite von Bochum macht richtig Spaß. Ich habe mich auf jeden Fall wie ein Tourist in der Heimat gefühlt und es war sehr unterhaltsam zu rätseln, was die Kunstwerke bedeuten.
Am Ende der Tour ist mein Favorit übrigens dieser überdimensional große Pottwal. Richtig cool finde ich das versteckte Ruhrpott-Wortspiel, und wie das Kunstwerk zum Symbol für den Strukturwandel im Ruhrgebiet wird. Ganz kurz noch abschließend zur Tour: Sie führt zwar durch die Bochumer Innenstadt, ich war aber an einem Samstag bei gutem Wetter unterwegs und fand, dass die Strecken nicht überfüllt waren und man anderen Menschen gut aus dem Weg gehen konnte. Masken solltet Ihr aber dabei haben und Euch vorher über die Bereiche mit Maskenpflicht informieren.
Tipp 3: Ein Spaziergang in Witten-Bommern
Bei diesem Tipp geht es in die ehemals kleinste Großstadt (heute größte Kleinstadt?) des Ruhrgebiets: Witten. Bommern ist einer der Wittener Stadtteile, der ziemlich grün ist und sich damit optimal für einen Spaziergang eignet. Möglichkeiten gibt es hier sehr, sehr viele, sodass ich Euch gar keinen festen Spazierweg vorschlagen will, sondern Euch mehr inspirieren möchte, mal dorthin zu fahren. Bommern hat jede Menge Wald, Natur und Spazierwege zu bieten. Außerdem gibt es viel Landwirtschaft und Ihr könnt Kühe, Hühnermobile, Ponys und noch viel mehr entdecken.
Ihr könnt beispielsweise entlang des RuhrtalRadwegs Richtung Muttental laufen, oder entlang der ehemaligen Elbschebahn-Trasse, einer ehemaligen Bahntrasse, Richtung Wetter. An Natur und Wald mangelt es in Bommern wirklich nicht. Was Ihr beachten solltet: Bommern ist etwas abseits gelegen und leider sind die Anbindungen mit dem ÖPNV deshalb nicht die besten.
Tipp 4: Fotospot – Altes Hafenamt in Dortmund
Für mich ist es eines der schönsten Gebäude in Dortmund – das alte Hafenamt. Außerdem ist es ein besonders fotogener Ort und idealer Instagram-Fotospot. Ich komme regelmäßig daran vorbei, halte aber nie an. „Das muss sich ändern“, beschließe ich bei dieser Blogrecherche und düse mit dem Rad Richtung Dortmunder Hafen.
Wer Lust hat, noch mehr spannende Orte in Dortmund vor die Linse zu bekommen und eine kleine Fototour unternehmen möchte: Am Hafen und am Kanal gibt es zahlreiche spannende Bildmotive. Im Dortmunder Norden findet Ihr außerdem die Halde Deusenberg. Wenn man einmal oben angekommen ist, hat man einen super Ausblick über Dortmund!
Ruhrgebiet für umme – Mein Fazit
Im Winter erscheint die heimische Couch besonders gemütlich, doch rausgehen und neue Ort erkunden kann man auch zu dieser Jahreszeit! Der Street Art Walk in Bochum hat mir besonders gut gefallen und ordentlich Farbe in einen eher tristen Wintertag gebracht. Unterschiedliche Ideen für Spaziergänge während des Lockdowns und abseits der bekannten Routen, findet Ihr auch auf unserer Homepage. Außerdem versorgt Euch Verena in ihrem Artikel mit weiteren Tipps für einen kostenlosen Tag im Ruhrgebiet.
Ein Artikel von Melissa Kohnen, die bis 2022 bei Ruhr Tourismus in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet hat.