Viele Geschenkideen, die sonst schon fast zum Standardrepertoire unter dem Baum gehören, gehen nicht oder nicht in gewohnter Form in diesem Jahr zu Weihnachten. Keine Festivaltickets, keine gemeinsamen Konzertbesuche, sogar Wochenendtrips zu verschenken ist relativ ungewiss. Was aber in jedem Fall geht, sind Genussgeschenke! Dass es nicht immer der schnöde Gutschein sein muss, sondern durchaus lokaler, nachhaltiger und echter Genuss von „nebenan“ zeige ich Euch heute. Ich gebe zu, so ganz passé ist der Gutschein natürlich nicht, aber: Der Reihe nach!
Plätzchen Kaffeeduft liegt in der Luft
Ich selbst bin absoluter Cappuccino-Fan – trinke auch sehr gern mal einen Espresso pur, daher war es ganz klar, dass ein Barista-Kurs auf meiner Weihnachtsgeschenke-Empfehlungsliste steht. Bei den Coffee Pirates auf der Rüttenscheider Straße in Essen-Rüttenscheid, einer Kaffeerösterei mit angeschlossener Kaffeebar, schlage ich auf und „schnuppere“ in einen Barista-Kurs. Das wunderschöne Ladenlokal und angrenzende Läden machen eigentlich direkt Lust auf einen Schaufensterbummel (oder trockenshoppen, wie eine Freundin immer sagt), aber jetzt heißt es erst mal zuhören und lernen.
Ausstattung ist alles
Jessi, die selbst ausgebildete Barista ist, zeigt den fünf männlichen Teilnehmern (eine absolute Seltenheit, wie Jessi betont) bei dem Kurs unter anderem, wie man den perfekten Schaum auf den Cappuccino der Liebsten zaubert (das war nämlich bei fast allen der Hauptanlass für die Teilnahme an diesem Kurs). Das zaubert mir ein leises Schmunzeln aufs Gesicht – sehen die Teilnehmer aber unter der obligatorischen Maske nicht. 😉 Natürlich geht es nicht nur um den perfekten Milchschaum, sonst dürfte sich der Kurs wohl auch kaum „Barista-Kurs“ nennen. Zunächst fragt unsere Kursleiterin unseren Wissenstand ab und beginnt mit der Frage nach unserer „Ausrüstung“ – also welche Maschine wir zuhause stehen haben. Da ich ja nur reinschnuppere, kann ich die Frage im Raum stehen lassen, denn mit meiner „schnöden“ Schraubkanne kann ich gegen die Vollautomaten der Teilnehmer nicht „anstinken“. 😉
Röstart und mehr
Jessi startet zunächst mit einem informativen Theorieteil um Herkunft, Bohnenarten, Zubereitungsmethoden und viel Basis-Wissen, bevor es an den Tisch geht, auf dem die imposante Maschine thront. Wusstet Ihr, dass eine Kaffeebohne hier bis zu 18 Minuten geröstet wird? Allerhöchste Zeit für mich, hier mal genauer zuzuhören. Industrielle Röstungen nämlich brauchen nur 5 Minuten, was sich oft im Geschmack der Bohne niederschlägt, aber natürlich auch im Preis. In den fünf Stunden dürfen die TeilnehmerInnen viel lernen, an der noblen Maschine ausprobieren und natürlich selbst kreieren. Am Ende sollen alle mit dem Grundverständnis für den perfekten Mahlgrad der Bohne, Hitze und Zubereitungsdauer sowie die passende Maschine und das Zubehör nach Hause gehen.
Ihr bekommt hier alles, was das Kaffeeliebhaber-Herz höher schlagen lässt. Sogar Tassen und Handbrüh-Filter aus Kaffeesatz – richtig cool und extrem nachhaltig! Die Kurs-Pausen lassen sich also perfekt zum Geschenkebummel nutzen und ich sage Euch: Euer Budget könnt Ihr hier sehr gut strapazieren! 😉
Der erste Geschenktipp
Natürlich könnt Ihr nicht nur Zubehör, sondern auch den Kurs selbst (ver-)schenken. 89 Euro kosten die 5 Stunden und ich finde, sie sind hier sehr gut investiert! Übrigens: Auch wenn Ihr Filterkaffee-Fans seid, gibt es mit dem „Filterkaffee-Kurs“ das passende Angebot für Euch. Wetten, Ihr erfahrt hier noch etwas Neues? Vielleicht wäre der ja sogar was für mich, wenn die lieben Verwandten mal wieder zu Besuch sind, könnte ich sie mit einem perfekten Filterkaffee überraschen. Die Schraubkanne, mit der ich hantiere, ist einfach zu klein für viele Gäste – und ganz eventuell könnte ich eine neue Leidenschaft für Filterkaffee entdecken… wer weiß! Es ist ja noch ein knapper Monat bis Weihnachten und wünschen darf man sich ja bekanntlich alles. 😉 Weitere Einblicke in die Baristakunst erhaltet Ihr in Sandras Blogartikel über Kaffeeröstereien im Ruhrgebiet.
Desinfizieren von innen – oder was aktuell geboten ist
Nicht ganz so zentral im Ruhrgebiet gelegen, aber nicht minder attraktiv ist die Kornbrennerei Ehringhausen in Werne. Wenn Ihr jetzt denkt „Korn, datt is doch watt für mein Oppa“ seid Ihr schief gewickelt, denn:
Und dass das so ist, dafür sorgen Theres und ihr Bruder Georg Glitz-Ehringhausen, die die Brennerei 2012 von ihren Eltern übernommen und mit viel Herzblut ein richtiges Kleinod daraus gemacht haben. Die Umgebung tut ihr Übriges natürlich fleißig dazu, denn hier ist es wunderschön ländlich und so ist schon die Zufahrt zum Hof sehr idyllisch. Die Backsteingebäude mit Fasslager und Laden sind ein echter „Augenfänger“.
Augenweide in Flaschen
Die beiden jungen Betreiber des alten Handwerks brennen nicht nur für Korn, sondern auch für neue Geschmacksrichtungen und Ideen. Zudem haben sie ein echtes Auge fürs Äußerliche, denn die Gestaltung der Flaschen und die Namensgebung der feinen Geiste, edlen Brände, Liköre, Gins und Whiskys ist nicht nur schön zu lesen und anzuschauen, sie machen sich auch sehr gut in der eigenen Hausbar. Die zündende Idee für das Besondere hatten die Eltern, indem sie von Weizen auf Dinkel wechselten. Heute werden die Spirituosen auf biologischer Basis hergestellt, energieschonend gebrannt, sind Naturland-zertifiziert und werden in emissionsarmen Verpackungen versendet. Alles erfolgt in Handarbeit, ein echter Familienbetrieb mit sehr modernen Ideen! Am liebsten hätte ich mit ein paar Arbeitskolleginnen an einer ca. 1,5-stündigen Brennereitour teilgenommen, leider hat uns Corona einen Strich durch die Geschmacksrechnung gemacht – aber „was gut ist, kommt wieder“, hat die Oma immer schon gesagt. Und so darf ich immerhin ein bis zwei Kleine verkosten und im sehr stylischen Shop einkaufen.
Der zweite Geschenktipp: Wissen und Geschmack im Paket
Auf einer Brennereitour, an der Ihr im Regelfall für 10 Euro pro Person teilnehmen könnt, seht Ihr neben der Brennerei, in der die verschiedenen Spirituosen destilliert werden auch das Fasslager, in dem die Reifung stattfindet. Ohne viel Schnick-Schnack bekommt Ihr einen sehr guten kurzen und klaren Einblick in die Produktpalette und den Prozess bis zur „Marktreife“ und dürft am Ende drei Produkte verkosten. Sobald dies wieder möglich ist, solltet Ihr Euch auf der Website der Brennerei einen Termin sichern, denn Ihr bekommt hier ein sehr authentisches Erlebnis.
Die Tour könnt Ihr übrigens wunderbar verknüpfen mit einer Radtour auf der Römer-Lippe-Route, die hier ganz in der Nähe entlangführt und einem Bummel durch die Altstadt von Werne. Hier seid Ihr auch gut aufgehoben, wenn Ihr Euch vor der Brennereitour eine Grundlage schaffen möchtet. Das solltet Ihr, denn während der Tour gibt es nichts zu essen. 😉 Wer nicht bis zur Tour warten möchte oder schon jetzt etwas Besonderes zum Schenken oder Eigenverzehr sucht, bestellt sich einfach eine kleine, aber feine Auswahl nach Hause. Empfehlen kann ich „Der kleine Lord No. 6“ – ein im Banyuls-Fass (ein französischer Süßwein) gereifter Dinkelbrand (hat mir sehr gut geschmeckt!) und den Holunderbeerenlikör, süß und herb gleichzeitig. Leider musste ich noch Autofahren, sonst wären meine Empfehlungen sicher noch umfangreicher ausgefallen. 😉 Kleiner Extratipp: Werft unbedingt einen Blick auf die Rezepte, hier lässt sich das ein oder andere finden, mit dem Ihr Eure Freunde & Verwandten beeindrucken könnt.
„Erweitert Euer Speck-drum“ – Warum Schokolade eben einfach glücklich macht!
Wieder sehr zentral mitten im Ruhrgebiet liegt mein dritter und letzte Tipp: das Schokoladenwerk Bochum by Ruth. Bereits seit 1968 kreieren die Wattenscheider feinste Pralinen und Schokoladen, erst im eigenen Café in Wattenscheid Downtown, jetzt am Sitz im Gewerbegebiet. Hier könnt Ihr – im Normal-nicht-Corona-Fall – sitzen, ein Heißgetränk, Frühstück oder Kuchen von der sehr kultigen Karte genießen und den Schokoladenwerkern bei ihrer Arbeit zuschauen.
Sprudelnde Schokolade und andere Köstlichkeiten
Da momentan alles anders ist und die Gastronomie nicht bewirten darf, schaut Ihr nur beim Arbeiten zu und freut Euch über die variantenreichen Namensgebungen und Produkte. Zudem dürft Ihr auch trotz Corona selbst kreativ sein, an der Schokoladenbar nämlich. Unter dem Motto „Bricks – Lieblingsschokolade selbstgemacht“ wählt Ihr die Basis (Weiß, Vollmilch oder Zartbitter) und drei Zutaten, die Euch dann in Eurer ganz eigenen Kreation direkt fertiggestellt werden. Schon allein dem „Schokobrunnen“ beim Sprudeln zuzusehen, lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen – wie gut, dass es die Gesichtsmasken gibt. 😉 Die Möglichkeit habe ich natürlich für den Adventskalender direkt genutzt – mal sehen, wie das Feedback auf meine eigene Schokolade ist.
(Chocolate-)Diamonds are a girls best friends
Ganz besonders fein ist die Diamantkollektion. Glitzernd und strahlend liegen die feinen, handgemachten Pralinen direkt am Eingang in der Auslage. Mit 5,50 Euro pro 100g kein Schnäppchen, aber jeden Cent wert – wie mir Gaumen und Zunge direkt nach der Verkostung der blauen Salted-Caramel Diamantpraline versichern. Blau übrigens deshalb, weil Meersalz darin enthalten ist – wunderschön und ein absolut an Urlaub erinnernder Schokoladentraum. Davon müssen natürlich direkt drei Diamanten in den Einkaufskorb. 🙂
Praline für aufs Brot
Neben den klassischen Trüffelpralinen begeistert mich die „Streichpraline fürs Brot“ – geadelte Nuss-Nougat-Creme ohne Palmfett in Form eines richtigen Pralinees – mit weichem Kern. Hört sich köstlich an und ich kann Kind 2, das diese Köstlichkeit natürlich direkt probieren möchte, sofort sagen: Nur eine! Eine tolle Erfindung – und wie der Selbsttest beweist, reicht sie mit etwas Geschick für zwei Brötchenhälften. Aktuell ist die Auswahl natürlich sehr weihnachtlich und mit Schokokugeln, Nikoläusen und Weihnachtsmännern sehr saisonal.
Aber: Was ich bislang nur aus dem Ausland kannte – zum Beispiel aus Brügge – gibt es hier auch zu kaufen: Bierflaschen, Schraubenschlüssel, E-Gitarren und sogar eine komplette Gamer-Edition aus Schokolade – wirklich sehr cool!
Selbermachen liegt im Trend – auch bei Schokolade
Schon fast umgesetzt war in diesem Jahr die Sparte „Workshops & Verkostungen“ bis ein Virus dem Ganzen den Hahn abgedreht hat. Die Ideen dazu werden aber gerade weiterentwickelt und kommen – ebenso wie die etwas in die Jahre gekommene Speisekarte – sobald wieder möglich neu auf den Tisch. Dann wird es möglich sein, hier an Schokoladenseminaren, Verkostungen und sonstigen „süßen“ Workshops teilzunehmen! Auch jetzt loht der Abstecher schon live und auch hier gilt: Kommt ruhig mit dem Rad, dann habt Ihr direkt ein paar der probierten Kalorien wieder in die Zange genommen. Zahlreiche Wege im radrevier.ruhr führen durch Wattenscheid – so z.B. auch die RevierRoute Bahngeschichte(n).
Wer es jetzt nicht mehr „in echt“ schafft, dem sei die Online-Bestellmöglichkeit empfohlen. In ganz naher Zukunft soll hier auch auf nachhaltigere Verpackungen gesetzt werden – das finde ich super!
Mein Empfehlungsfazit:
Auch ohne die üblichen Erlebnisgutscheine seid Ihr im Pott gut beim Geschenkekauf beraten! Lokal kaufen und lokal schenken ist das Motto! Gaumenfreuden kommen immer gut und made im Pott nochmal mehr – natürlich dürft Ihr Euch auch sehr gern meine Empfehlungen der letzten Jahre ansehen und werdet bestimmt auch dort fündig!