Leider kommt Dortmund bei den meisten Nicht-Dortmundern oft nicht so gut weg. Doch wer sich vom Beton-Charme des Dortmunder Hauptbahnhofs nicht abschrecken lässt und gerne auf Schickimicki verzichtet, der kann in der Stadt viele tolle Orte entdecken. Oft mit einer Portion Pott-Kultur, denn die ehemalige Hauptstadt des Bieres hat mehr zu bieten als Fußball. Ich ziehe heute Abend mit dir los und zeige dir einige potentiell neue Lieblingsorte im Ruhrgebiet. Ein Abend, drei Locations – lass dich überraschen!
Tipp 1: Bierchen genießen – Die Stehbierhalle auf Phönix West
Mein Abend startet am Dortmunder Hauptbahnhof. Von dort aus geht es mit dem Fahrrad zuerst zur Stehbierhalle auf Phönix West, die von der Bergmann Brauerei betrieben wird. Sie ist die perfekte Kombi aus leckeren Getränken, Industriekulturflair und einzigartigem Biergarten und damit der ideale Ort, um die Nacht in Dortmund entspannt zu starten.
Profi-Tipp für Radelnde: Wenn du ebenfalls in der Innenstadt startest, kannst du einfach dem Bananenradweg, einer stillgelegten Bahntrasse, folgen, die in einer großen Kurve mitten durch die Stadt führt. Falls du dich jetzt über den Namen wunderst – schau dir diese Kurve von oben an. 😉 Praktischerweise führt der Bananenradweg von der östlichen Innenstadt fast kreuzungsfrei bis runter zum Phönix-Gelände. Irgendwann ist der Weg zu Ende und du musst dich für eine Richtung entscheiden: Biegst du links ab, geht’s zum Phönixsee und rechts geht’s vorbei an dem Viadukt (guter Fotospot!) zur Stehbierhalle auf Phönix West.
Alte Tradition neu interpretiert
Mit der Stehbierhalle lässt die Bergmann Brauerei eine alte Tradition wieder aufleben: Früher war es üblich, dass an Brauereien Stehbierhallen angeschlossen waren. Ähnlich wie die Trinkhallen waren sie fester Ankerpunkt in der Gesellschaft und ein Ort, an dem man sich traf. Leider ist diese Tradition in Vergessenheit geraten, zum Glück lebt sie aber in der Stehbierhalle auf Phönix West wieder auf.
Bei gutem Wetter bildet sich oft eine Schlange vor der Theke, aber keine Angst die Orga ist super und man kommt sehr schnell dran. Und da zum Bierchen auch was zu futtern gehört, findest du praktischerweise direkt vor der Tür einen Food Truck. Die Foodtrucks wechseln regelmäßig, eine Übersicht findest du hier. Mein Lieblingsbier ist das Bergmann Spezial, das bei sommerlichen Temperaturen runter geht wie Butter. Insgesamt gibt es eine ziemlich große Auswahl an Biersorten und es lohnt sich, sich einfach mal durchzuprobieren.
Da der Abend erst gestartet ist, bleibt es heute bei einem Bier. Wir haben ja schließlich noch was vor, ne? Aber bevor es weiter geht, werfe ich noch den „obligatorischen“ Blick nach drinnen: Auch hier gibt’s viel Platz und alles ist im typischen und minimalistischen Bergmann-Design gestaltet.
Für Hobbyfotograf:innen lohnt sich der Ausflug auch, denn der Hochofen bietet einige schöne Fotomotive, inklusive Spiegelungen im Wasserbecken. Für mich geht es jetzt zurück in die Stadt und zum nächsten Stopp.
Tipp 2: Eine Runde feiern – der JunkYard
Schon mal auf einem ehemaligen Schrottplatz gefeiert? Nö? Dann wird’s aber Zeit, denn als nächstes stelle ich dir einen meiner absoluten Lieblingsorte in Dortmund vor – den JunkYard. Hier trifft Schrottflair auf beste Musik und einen einzigartigen Stil. Mein Metropolrad habe ich übrigens an der Reinoldikirche stehen gelassen, von hier aus bist du in wenigen Minuten mit der Bahn am JunkYard.
Graffiti-Fans werden draußen schon glücklich … aber reingehen lohnt sich trotzdem, versprochen! Von der Bahnstation aus sind es nur fünf Minuten zu Fuß und zack du bist am schrottig, chicen Eingang des JunkYards.
0 8 15 ist hier nichts!
Ich habe für den heutigen Abend Konzerttickets und meeega Glück mit dem Wetter. Sommer + Konzert + Draußen – Was kann es besseres geben? Aber bevor die Mukke startet, lasse ich den Blick schweifen, denn der Innenhof des JunkYards hat einiges zu bieten und nix davon ist 0 8 15. Vielleicht hast du in dem Bild schon die ungewöhnlichen Sitzmöglichkeiten entdeckt?
Die musste ich nochmal genauer vor die Linse nehmen: Ja, es sind tatsächlich alte Reifen, die zusammengebastelt eine Art Sessel ergeben. Der kurze Sitztest ergibt: Bequem isser der alternative Reifensessel.
Die Stimmung ist hier heute super gut, für viele (bei mir auch) ist es, nach der langen Coronazeit das erste Konzert. Der Blick in die immer größer werdende Menge zeigt, das Publikum im JunkYard ist sehr divers – hipp, urban und coole und gewagte Stilkombinationen, die man sonst in der Form selten sieht. Im Mittelpunkt des Innenhofs steht die Bühne, die tatsächlich ziemlich neu aussieht – doch auch hier ist schrottiges Equipment nicht weit entfernt. Der schnelle Blick nach links zeigt, Autoliebhaber:innen kommen auf ihre Kosten. 😉
Übrigens finden im JunkYard nicht nur Konzerte statt, sondern auch Lesungen, Flohmärkte, Foodmärkte und vieles mehr. Es lohnt sich auf jeden Fall mal vorbeizuschauen.
Etwas ganz Besonderes
Besonders gut gefallen mir die vielen kleinen, grünen Oasen im JunkYard, an denen sich die Natur ihr Revier zurückerobert. Irgendwie eine einzigartige Atmosphäre und ich kenne keinen Ort der dem JunkYard ähnlich ist.
Mit Essen und Trinken kannst du dich vor Ort natürlich eindecken. Entweder du gehst zur Junk bar oder stellst dich bei dem Junk Food-Wagen an – hier ist der Name Programm.
Um 20 Uhr geht’s dann auch endlich los mit Mukke – heute Abend spielt die Band „Von Wegen Lisbeth“. Es war eine richtig gute Show – im Publikum wurde ordentlich mitgegrölt, getanzt und gesprungen, falls du es dir nicht eh schon gedacht hast, Sitzplätze gibt’s im JunkYard nicht. Gute Stimmung dafür en masse! Um 22 Uhr ist hier dann Schicht im Schacht und für mich geht es – mit deutlich weniger Stimme als vorher – weiter zur nächsten Abzappel-Station.
Tipp 3: Einfach weiterfeiern in der Großmarktschänke
Ohrwurm am Start, die Stimmung stimmt und die Füße zucken noch im Takt der letzten gespielten Beats – kurzum – um 22 Uhr nach Hause düsen, ist mir viel zu früh. Deshalb geht es nach einer kurzen Findungsphase weiter. Eine richtig coole Feierlocation mit einem gemischten Publikum und (für mich sehr wichtig) einem Altersdurschnitt über 25, findest du in der Großmarktschänke.
Die Großmarkschänke befindet sich in der östlichen Innenstadt direkt neben dem Großmarkt, was super praktisch ist, weil es ein separates Areal ist und grölende Menschen und laute Musik niemanden stören. Der Club bietet dir eine ziemlich coole Atmo, vor allem durch das einzigartige Interieur und viele kleine Details, die dem Laden das gewisse Etwas geben. Der Dresscode ist aber eher entspannt, hohe Schuhe und Co. kannst du hier getrost Zuhause lassen.
Leckere Drinks und gute Beats
Da ich früh da bin und es zunächst noch recht leer ist, starte mit einem leckeren Drink und setze mich in den großen Außenbereich. Dort findest du für den Hunger zwischendurch übrigens einen Pizza-Food-Truck. Die Musik variiert immer ein wenig, je nach Party. Wenn du nur zu bestimmter Musik die Füße schwingen möchtest, informierst du dich am besten vorher, welche Beats an dem Abend gespielt werden. Mein persönlicher Erfahrungsbericht – die DJs haben’s drauf und auf einem der beiden Dancefloors findet man immer ein Lied, zu dem man mitgrooven und mitsingen kann.
Ich weiß, es ist Geschmackssache, aber allen Mexikaner-Fans sei gesagt – die in der Großmarktschänke sind sehr lecker! 😉 Für mich geht’s jetzt noch ein paar Stunden auf die Tanzfläche, bis die Füße versagen. Nach der ausgelassenen Nacht plagt mich zum Ende des Abends der Hunger. Gemeinsam mit vielen anderen Nachtschwärmern mache ich mich auf den Weg in die Brückstraße, um mir ein wohlverdientes Baguette zu holen und falle anschließend in mein Bett.
One Night in Dortmund – Mein Fazit
Ich hatte einen super anstrengenden, aber sehr schönen Abend in Dortmund. Falls du noch weitere Inspiration für einen Abend in Dortmund brauchst, habe ich noch einige Ideen: Ein Dortmunder Urgestein auf dem Kneipenmarkt ist der Gänsemarkt, der etwas versteckt mitten in der City liegt. Wer Lust auf Schocken oder andere Würfelspiele hat, ist hier genau richtig – einfach am Tresen nach Würfelbechern fragen. Den ganzen Abend in einer Kneipe rumsitzen, ist dir zu langweilig? Dann teste doch mal das Happy Happy Ding Dong oder das Missin‘ Link. Dort kannst du Dart spielen oder kickern. Das Happy Happy Ding Dong ist direkt an den Ostwall gezogen und das Interieur ist eher rockig angehaucht, während das Missin‘ Link gut zu Eurem zweiten Wohnzimmer werden könnte. Es lohnt sich auch einen Blick auf die Veranstaltungen zu werfen. Das Kneipenquiz in beiden Läden kann ich beispielsweise sehr empfehlen. Alle drei Kneipen sind inhabergeführt, recht klein und super, um auch mal mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen. Und: die Bierpreise sind auch total in Ordnung. Viel Spaß beim Ausprobieren! Noch mehr Tipps für einen perfekten Tag in Dortmund findest du übrigens auch in Rebeccas Artikel.
Ein Artikel von Melissa Kohnen, die bis 2022 bei Ruhr Tourismus in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet hat.
Wenn ich das Bergmann Bier so sehe, bekomme ich auch direkt Lust auf eins. Definitiv mal was anderes als die Einheitsplörre da draußen. 🙂