Blinzelnd ziehe ich mir meinen Strohhut ein bisschen tiefer ins Gesicht, während ich langsam durch Bochum spaziere. Hier beginnt meine kulinarische Entdeckungsreise durch das Ruhrgebiet. Die Sonne scheint mir warm ins Gesicht und nur eine kleine laue Brise sorgt für etwas Abkühlung an diesem heißen Sommernachmittag. Zielstrebig steuere ich auf die nahen, schattenspendenden Bäume zu, als mein Blick auf das verheißungsvolle Schild des I AM LOVE in Bochum fällt.
„I AM LOVE“ oder lecker Eis in Bochum
Schnell stelle ich mich in die Schlange, die sich über den Bürgersteig schlängelt. Auf dem kleinen Platz neben mir sitzen Familien mit Eisbechern fröhlich plaudernd unter dem Dach der großen Platanen. Kinder spielen neben den bunt zusammengewürfelten Tischen, während eine Gruppe Rentner:innen mit ihren Kaffeetassen anstößt.
Langsam bewegt sich die Schlange weiter und ich erhasche einen ersten Blick auf die prall gefüllte Eistheke. Prompt läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Neben den Klassikern stehen auch viele ungewöhnliche Sorten wie Lakritz-Cranberry, Kürbiskern oder Einhorn zur Auswahl. „Wir produzieren unser Eis im hauseigenen „Eislabor“ ohne künstliche Zusätze oder Fertigprodukte. Die meisten unserer Zutaten stammen von Bio- oder Demeterhöfen“, erklärt mir die nette Eisverkäuferin auf mein Nachfragen, während sie mir einen Probierlöffel Gurkeneis über den Tresen reicht (lecker!). In meiner Eiswaffel landet dann aber doch das eher klassische Milchreis-Eis zusammen mit einer Kugel Brombeere. Schnell werfe ich noch einen Blick in den Gastraum, dessen hippes Ambiente unterstreicht, dass das I AM LOVE keine klassische Eisdiele ist, bevor ich mich auf einen der bunten Stühle in die Sonne setze, genüsslich mein Eis schlecke, das bunte Treiben beobachte und den Sommer im Ruhrgebiet genieße.
Im Schlaraffenland für Leckermäuler: die „Kleine Zuckerbäckerei“
Am Nachmittag führt mich meine kulinarische Entdeckungsreise in das schöne Bochum Ehrenfeld. Hinter der unscheinbaren Fassade der „Kleinen Zuckerbäckerei“ tauche ich in ein pastellfarbenes Schlaraffenland ein. In der Theke des kleinen Cafés stapeln sich die Köstlichkeiten. Die saftigen Obstkuchen, bunt verzierte Motivkekse, Macarons, Torten und vor allem Cupcakes bereitet Chefin Anke Röhnisch jeden Tag in ihrer Backstube frisch zu. Dort gibt die umtriebige Cafébetreiberin auch immer wieder Cupcake-, Torten-, Macaron- und Keksworkshops, in denen sie ihr Wissen weitergibt.
Leicht panisch lasse ich meinen Blick über das große Angebot wandern. Wie soll ich mich hier nur entscheiden? Schließlich empfiehlt mir Anke einen Blaubeercupcake und deutet lächelnd auf den Hinterausgang. Dort im Hof ist gerade ein Plätzchen in der Sonne freigeworden. Nach dem zweiten Kaffee und noch einem Stück Pflaumentarte stöbere ich mich durch das rosarote Café. Gemütliche Sofas und kleine Sitzecken laden hier zu einem ausgedehnten Kaffeeklatsch ein. Neben Leckereien und Workshops bietet Anke auch Backmischungen, Marmelade und Dekoration in der „Kleinen Zuckerbäckerei“ an. Glücklich und satt verabschiede ich mich und nehme mir fest vor, bei meinem nächsten Besuch in Bochum einen ihrer süßen Workshops zu besuchen.
Aktueller Hinweis: Die kleine Zuckerbäckerei ist im August 2019 von der Hunscheidtstraße in die Wiemelhauser Straße gezogen und hat neue Besitzer. Alle Fotos stammen noch aus dem Café in der Hunscheidtstraße! Mehr über die neue Zuckerbäckerei findest du in Katalinas Artikel.
Die ruhrpotsche Südsee: Das StrandDeck am Kemnader See
Nach den süßen Köstlichkeiten im I AM LOVE und der „Kleinen Zuckerbäckerei“ steht mir der Sinn nun nach ein bisschen Natur und Bewegung. So führt mich mein Weg an den Kemnader See. Im warmen Licht der Abendsonne schlendere ich entspannt über die Uferpromenade und winke den Tretbootfahrern, die stilecht auf einem überdimensionierten Schwan an mir vorbeiziehen. Im Hintergrund entdecke ich eine Gruppe Stand-Up Paddler, die wackelig ihre ersten Übungen im Wasser absolvieren, aber schnell immer sicherer auf dem Board werden.
Ein paar hundert Meter weiter finde ich mich plötzlich zwischen Palmen, Lounge Ecken und Sandstrand in der ruhrpotschen Südsee am StrandDeck wieder. An der Cocktailbar, deren bunte Bretter mich an die Karibik erinnern, stöbere ich mich durch die Karte. Neben ausgefallenen Cocktails, Long Drinks und alkoholfreien Getränken gibt es hier auch kleine Snacks. Mit einem „Gin- russian wild berry“ mache ich es mir in einem der bunten Sonnenstühle gemütlich, vergrabe die Zehen im warmen Sand und genieße die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Neben mir bauen Kinder eine große Sandburg, während ihre Eltern zur Loungemusik wippen oder sich auf dem Beachvolleyballfeld austoben.
Bummeln und Schlemmen im Kreuzviertel in Dortmund
Am nächsten Morgen führt mich mein Weg nach Dortmund in das schöne Kreuzviertel. Dort starte ich bei einem leckeren Stück Beerenkuchen und einem extra großen Kaffee im gemütlichen „Kieztörtchen“ in der Essener Straße ganz entspannt in den Sommertag.
Gestärkt schlendere ich durch das Kreuzviertel, das mich mit seinem Altbau-Charme und den vielen individuellen Läden, Cafés und Restaurants an einen Szene-Kiez in Berlin erinnert. Zu diesen Läden zählen auch das „Unterhaltung Lieblingsstück“, in dem ich mich, ausgestattet mit einem Espresso aus der hauseigenen Kaffeeecke, durch das zauberhafte Sortiment von Dingen, die das Leben verschönern, stöbere und der großartige Interiorladen „Hei Store“, in dem Claudia tolle Einzelstücke und liebevoll ausgesuchte skandinavische Produkte verkauft.
Das is(s)t mir Wurst mit Soße!
Am Nachmittag verschlägt es mich an den Phoenixsee und ich kann kaum glauben, dass das Gelände in diesem Teil Dortmunds noch vor wenigen Jahren stark industriell geprägt war. Erst 2010 wurde der 24 Hektar große Phoenixsee geflutet und die Fläche, die auf 160 Jahren Stahlwerksgeschichte zurückblickt, in ein Naherholungsgebiet verwandelt.
Über die mehr als 3 km lange Uferpromenade, die mit Joggern und Spaziergängern bevölkert ist, laufe ich vorbei am kleinen Hafen in dem Segelboote im Wasser schaukeln, der Thomas-Birne die als Industriedenkmal an die alte Herrmannshütte erinnert und den neugebauten, luxuriösen Wohn und Bürogebäuden, die nun die Skyline am See prägen.
Während ich den Blick auf den See genieße, steigt plötzlich ein köstlicher Grillgeruch in meine Nase, der mich zu einem Abstecher in den Imbiss „Wurst mit Soße“ verleitet. In dem modernen Imbiss, in dem mit großen Schwarz-Weiß Fotografien an die spannende Geschichte des Ortes erinnert wird, habe ich am Tresen die Qual der Wahl. Rind, Schwein, Kalb nach Thüringer Art oder doch lieber Rostbratwurst? „Wir achten streng darauf, dass wir nur Fleisch aus streng kontrollierter, ökologischer Aufzucht verwenden“, erklärt mir die Thekenkraft, bevor sie mich zackig fragt: „Mit Pommes oder knusprigem Graubrot?“ Ich entscheide mich für Pommes mit Trüffelrahm-Soße und geriebenem Parmesan zum Mitnehmen und setze mich an einen der hohen Holztische in die Sonne. Wehmütig blicke ich auf den See und genieße die letzten Augenblicke im Ruhrgebiet. Keine Frage, ich komme wieder!
Ein Artikel von Laura Schneider
Unsere Gastbloggerin Laura bloggt auf ihrem Reiseblog www.herzanhirn.de, mit „viel Spaß inner Backe“ über kulinarische Offenbarungen, Genussmomente, ihre Heimat Brandenburg und spannende Reisen. Mit ihrer Kamera in der Hand reist sie durch die ganze Welt und macht dabei lieber ein Foto zu viel, als eines zu wenig. Sie freut sich über einen guten Espresso an der Bar, trinkt am liebsten Rotwein mit starkem Charakter und sucht nach weißen Flecken auf der Landkarte.
Super schön gemacht ?