„Essen – die Folkwangstadt“, „Essen – die Einkaufsstadt“ und... „Essen – die Streetartstadt“. Für mich geht es heute auf eine Urban-Art-Graffiti Tour durch Essen. Für die Tour brauchst du keinen Guide, sondern kannst sie einfach anhand folgender Route völlig flexibel Nachspazieren:
Die Route: Per 8 von Nord nach Süd
Die Route lässt sich, je nach deiner Tagesplanung, in zwei Runden unterteilen. Der Start- bzw. Endpunkt ist dabei der Essener Hauptbahnhof. Die Nordroute führt zunächst zum Viehofer Platz und von da aus über die Kreuzeskirche und das Grillo-Theather zurück zum Bahnhof. Gen Süden geht`s vorbei am Museum Folkswang zur Rüttenscheider Straße und durch den Stadtgarten zurück.
Kurzer Zwischenstopp an der Alten Synagoge
Keine 10 Gehminuten vom Hauptbahnhof bietet sich zum Warmknipsen die Alte Synagoge als Architekturmotiv an. Aktuell sind jedoch umfangreiche Sanierungsarbeiten an Dach und Fassade erforderlich, was die Motivsuche erschwert, wenn man nicht gerade ein Baugerüst auf dem Foto haben möchte.
Die alte Synagoge in der Nähe vom Essener Hauptbahnhof
Erster Graffiti-Stopp: Farbe trifft auf Vielfalt
An dem ersten richtigen Graffiti-Stopp wartet ein Mural in Überlänge. Über eine 90 Meter lange Wand erstreckt sich dieses Graffiti mit zahlreichen Motiven. Gestaltet hat dieses Kunstwerk die Künstlerin Ursula Meyer unter dem Titel „Gesellschaftliche Gegensätze“. Die gesellschaftlichen Gegensätze zeigen sich dabei nicht nur auf dem bunten Mural, sondern auch beim Publikum, was sich zur Mittagszeit in der unmittelbaren Umgebung aufhält.
Graffiti-Wall an der Schützenbahn
Sehr farbenfroh…
…und viele Einzelmotive
Get Lost: Hinterhof-Perlen an der Schützenbahn 21
Mit Sicherheit die auffallendsten Satellitenschüsseln in Essen
Auf der Rückseite des Atelierhauses, leicht zu erkennen mit seinen bunten Satellitenschüsseln, finden sich zahlreiche Motive auf engstem Raum. Bieg dazu einfach links von der Hauptstraße ab (vor dem Parkhaus, Richtung der Treppen).
Team Löwe oder doch eher Team Schlange?
Graffitis verzieren Garagen und Hinterhofwände und laden zu einem ausgiebigen Fotostop ein. Man muss sich nur umdrehen und schon erscheint das nächste Motiv im Sucher.
Wählt definitiv Team Schlange – der Joker
Ein bunter Mix von Motiven
Ein bisschen Gotham City in Essen: Ein Blickfang ist das lila Graffiti von Joker, welches eine komplette Hausfassade verziert. Nach dem lohnenswerten Abzweig geht`s für mich weiter zum Viehofer Platz.
Graffiti-Wall am Viehofer Platz
Die Streetart-Wall an der Gladbecker Straße
Wer große Graffiti-Wände mag, für den ist Essen auf jeden Fall der Ort der Ruhrpottglückseligkeit. Denn am Viehofer Platz gibt es direkt das nächste große Mural. Hier gibt es auch einige Restaurants und Kneipen, wo man bei Bedarf einen Zwischenstopp einlegen und die Sonne genießen kann. Zur Orientierung: Die Graffiti-Wall befindet sich schräg gegenüber vom Viehofer Platz und ist von dort auch schon zu sehen.
Art meets Art: 320m² großes Wandbild
2013 ist dieses Werk entstanden: Kunststudent:innen sowie etablierte Street Art- und Graffitikünstler:innen haben daran mitgewirkt. Im Internet findest du Videos, die zeigen, wie aus einer roten Backsteinmauer ein spannendes Kunstwerk geworden ist.
Nur wenige Schritte weiter…
…und gibt es direkt wieder…
…ein ganz anderes Mural
Aufgrund der großen Fläche und der unterschiedlichen Motive kannst du hier ein paar Minuten mehr einplanen. Für mich ist es die schönste Graffiti-Wall auf der nördlichen Tour, vor allem durch die Backsteinoptik und die abwechslungsreichen Motive ist hier richtig ansehnliche Street Art entstanden.
Langzeitbelichtung am Tag: Hier empfiehlt sich eine große Blendenzahl oder direkt ein ND-Filter bzw. Graufilter
Berlin meets Rizzi
Berliner Mauerreste, auf der sich die Künstler Heinz J. Kuzdas und Thierry Noir verewigt haben.
Zurück geht´s vorbei an der Kreuzeskirche. Seit 2016 kann man hier die weltweit einzigen Rizzi Fenster bestaunen. Die beiden riesigen Fenster zeigen biblische Motive – auf Rizzi Art. Auf meiner Tour ist die Kirche leider geschlossen, sodass ich nur von außen ein paar Aufnahmen machen kann.
Eines der bunten Rizzi-Fenster...
Immer in Richtung Süden
Bei den hochsommerlichen Temperaturen, ja auch die gab es in diesem Sommer, hätte während meiner Tour manchmal lieber das Haus am Meer gewählt.
Für mich geht`s durch die Essener City direkt weiter zum Südteil der Tour, in Richtung Rüttenscheider Straße. Von den Ruhris auch liebevoll „Rü“ genannt, ist sie eines der bekanntesten Szeneviertel der Region (Tipps für Essen-Rüttenscheid findest du in Alex Blogartikel). In Bezug auf Kulinarik & Co. kann die Rü also auf jeden Fall punkten. Aber gibt`s hier auch Streetart?
Vorbei am Grillo-Theather…
…und Uranus, dem „kleinen Bruder“ vom Herkules (beide vom Künstler Markus Lüpertz)
2. Halbzeit – Die Südstadt
Das erste Mural im Süden ist das 130 Quadratmeter groß ist das Wandgemälde, das der Rüttenscheider Gabor Doleviczenyi gemeinsam mit der Künstlerin Bastardilla aus Kolumbien im Südviertel gemalt hat. Im Jahr 2017 sind seinerzeit 17 solcher großformatigen Wandgemälde im öffentlichen Raum in NRW entstanden.
Post aus Hogwarts? Schaut auf den ersten Blick jedenfalls so aus.
Sie sollen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sichtbar machen, die von den Vereinten Nationen beschlossen wurden. Ziel 4 „Hochwertige Bildung gewährleisten“ steht im Mittelpunkt des Murals.
Am Wegesrand: Die Philharmonie Essen
Kurze Wege und alles fußläufig zu erreichen
Weiter geht’s geht zum Museum Folkwang, genauer gesagt hinters Museum in die Kahrstraße. Mein Ziel ist das Mural „Kreislauf des Lebens“. Das Mural von Gabor Doleviczenyi soll die Menschen daran erinnern, das Leben wieder in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stellen. Wer mehr Zeit mitbringt als ich, dem empfehle ich unbedingt ein Besuch im Museum Folkwang. Verena erzählt dier in ihrem Museumsguide mehr über dieses und weitere Museen im Ruhrgebiet.
In Sichtweite: Das Museum Folkwang
„Kreislauf des Lebens“ von Gabor Doleviczenyi
Das größte Mural der Tour in der Alfredstraße
Dieses Mural verziert eine komplette Gebäudefassade
Rund drei Monate hat es gedauert, bis dieses Mural mit 800 Quadratmetern Fläche auf der Fassade des Umspannwerks in Essen-Rüttenscheid fertiggestellt wude. Die Künstler benötigten dafür 1400 Spraydosen, um ein Zeichen für Essen als Grüne Hauptstadt Europas 2017 zu setzen. Die Künstler dieses Mammutprojektes waren: Gabor Doleviczenyi (hauptverantwortlicher Künstler und Projektleiter), David Hufschmidt, Damian Bautsch, Robert Kaltenhäuser, Norman Schlegel und Dominik Hebestreit.
Make Love not War – Ein weiteres Fragment der Berliner Mauer an der Alfredstraße
Nächster Halt: Rüttenscheider Straße
Kleine Stärkung für den „Endspurt“
Frei nach dem Motto „A chocolate cake a day keeps the doctor away, and coffee anyway“ lege ich vor dem „Endspurt“ erstmal eine Pause auf der Rü ein. Bist du ebenfalls ein Kaffee-Junkie, wie ich? Dann darfst du dir Sandras Artikel „But first coffee – Die besten Kaffeeröstereien im Ruhrgebiet“ nicht entgehen lassen!
Immer die Augen aufhalten, denn überall entlang der Strecke lassen sich Graffitis finden.
Bestens gestärkt schlendre ich weiter über die Rü in Richtung Stadtgarten, Essens ältester öffentlich zugänglicher Grünanlage. Nach der recht asphaltlastigen Strecke, die bei einem „Urban Walk“ unvermeidlich ist, stellt der Park eine erfreuliche Abwechslung dar. Wenn du nicht bereits einen Zwischenstopp auf der „Rü“, so wie ich, gemacht hast, bietet sich hier die perfekte Gelegenheit im Grünen.
Der Essener Stadtgarten
Die letzten Meter zum Hauptbahnhof geht es für mich im nordöstlichen Teil des Essener Stadtgartens vorbei am Aalto-Theater, in dem sich seit 1988 das Opernhaus der Stadt Essen befindet. Hier nutze ich noch mal die Gelegenheit, den organischen Bau des finnischen Künstlers Alvar Aaalto fotografisch in Szene zu setzen.
Letztes Foto für heute: Das Aalto Theather
Graffiti-Walk in Essen - Mein Fazit
Streetart kannst du in Essen an ganz vielen Ecken entdecken. Imposant sind natürlich die Murals, die ganze Fassaden füllen. Aber auch die kleineren Kunstwerke bieten Abwechslung auf der Tour. Natürlich bleibt es, wenn man im urbanen Raum unterwegs ist, nicht aus, auch die unschönen Seiten einer Stadt zu erleben. Ich persönlich bin mittlerweile ein großer Fan von Graffiti-Walks und finde, dass man eine Stadt so von einer ganz neuen Seite entdecken kann. Du hast Tipps für weitere spannende Graffiti-Touren im Ruhrgebiet? Dann schreib diese gerne in die Kommentare!
Meine Ausrüstung für den Graffiti-Walk
Fuji GFX 50s ii Objektiv: Fuji GF 20-35mm f4 R WR Für die Streetartfotografie, gerade bei großflächigen Murals, empfiehlt sich auf jeden Fall ein Weitwinkelobjektiv. Häufig steht man unmittelbar vor dem Mural, sodass man mit einem Weitwinkel weniger Probleme hat, das gewünschte Motiv einzufangen. Die Fuji GFX, als Mittelformatkamera, ist ehrlicherweise etwas überdimensioniert für einen Urban Walk, jedoch habe ich aktuell für meine kleinere Fuji XT-4 nichts weitwinkligeres als 24mm, umgerechnet auf Vollformat. Eine zweite, längere Brennweite, schadet auch nicht, wenn man mal nicht so nah ans Motiv kommt. Natürlich dürfen ein bis zwei Ersatzakkus genauso wenig fehlen wie bequemes Schuhwerk!