Wer im Ruhrgebiet mit dem Rad unterwegs ist, liebt wohl das entspannte Radeln auf ehemaligen Bahntrassen. Weil das Thema so beliebt ist, habe ich bereits „Die 5 besten Bahntrassenradwege im radrevier.ruhr“, „5 (weitere) Bahntrassen im Ruhrgebiet“ sowie einen klassischen Tagestourentipp für Bahntrassenradelfreunde vorgestellt. Es gibt aber eben auch jene Trassen, die dir vielleicht (noch) unbekannt sind. Das möchte ich ändern und stelle dir in diesem Artikel fünf ungewöhnliche Bahntrassenradwege im Ruhrgebiet vor.
Wie viele Bahntrassenradwege gibt es eigentlich im Ruhrgebiet?
Puh, auf diese Frage wird es wohl kaum eine eindeutige Antwort geben. Denn manche Teilstücke sind so kurz, dass man sie kaum noch als Bahntrassenradweg ansehen kann. Eine sehr gute Übersicht mit viel Hintergrundinformationen liefert dir die Seite www.bahntrassenradeln.de. Gezielt auf das Ruhrgebiet versuchen wir auf der Seite www.radrevier.ruhr/bahntrassenradeln einen Überblick zu geben, wobei auch wir immer wieder auf uns bislang unbekannte Bahntrassen-Abschnitte stoßen.
Wenn du noch weitere tolle Bahntrassenradwege kennst, die wir auf der Webseite bislang nicht vorstellen, schreib sie mir doch gerne unten in die Kommentare. Ich freue mich (noch immer) über jeden Tipp! Jetzt hoffe ich, du stolperst über den ein oder anderen unbekannten Trassenweg für deinen nächsten Radausflug, los geht´s!
1. Die Veltenbahn in Essen
Gerade Essen ist natürlich mit tollen Bahntrassenradwegen gesegnet. Ob Rheinische Bahn, Kray-Wanner-Bahn, Zollvereinweg oder Nordsternweg: Radler:innen in Essen können auf diesen Bahntrassenradwegen dem üblichen Straßenverkehr wunderbar ausweichen und es schlummern auch noch einige interessante Trassen – im wahrsten Sinne des Wortes – im Dornröschenschlaf.
Wer aus dem Ruhrtal hoch ins Stadtzentrum will, muss zwangsläufig erstmal einige Höhenmeter bewältigen. Da kommen uns alte Bahntrassen gelegen, denn die Steigungen fallen auf den ehemaligen Bahnlinien eher moderat aus. Die Veltenbahn gehört zu diesen spannenden Wegeachsen, die von Steele aus in einem langgezogenen Bogen durch ein nettes Wäldchen hoch nach Freisenbruch führt. Ursprünglich verband diese Bahnstrecke die Gleisanlagen bei Steele mit der Zeche Eintracht Tiefbau, von der aber heute kaum noch etwas zu sehen ist. Wenn du an einer kleinen „Zeitreise“ interessiert bist, empfehle ich dir die Seite www.luftbilder.geoportal.ruhr Hier findest du Luftbilder, die bis ins Jahr 1926 zurückgehen. So wird schließlich auch die Zeche Eintracht Tiefbau zumindest digital wieder sichtbar.
Für Radler:innen ist die Veltenbahn eine interessante Radwegeverbindung, über die auch die Essener „Bergroute“ verläuft. Du gelangst so recht fahrradfreundlich vom Ruhrtal bis zur Kray-Wanner-Bahn und damit zu den Sehenswürdigkeiten wie Zollverein, Phänomania oder Halde Rheinelbe.
2. Kleinbahntrasse Haspe-Voerde-Breckerfeld
Die Kleinbahntrasse im Ennepe-Ruhr-Kreis gehört zu meinen persönlichen Lieblingswegen. Die Wegequalität verlangt je nach Witterung schon eher nach einem geländegängigeren Fahrrad und der Trassenverlauf ist absolut untypisch für eine Bahntrasse. Auch die ungewohnten Höhenmeter sollten bei der Tourenplanung bergauf wie bergab bedacht werden. Eigentlich handelt es sich bei der Strecke über weite Teile eher um einen klassischen Waldweg. Nur an wenigen Stellen kann man seinen Ursprung als Bahntrassenverbindung erkennen.
Die kleine Schmalspurbahn wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und diente zum einen der Personenbeförderung zwischen Hagen und Breckerfeld und zum anderen auch dem Güterverkehr, der vor allem für kleinere Handwerksbetriebe wichtig war. 1963 wurde die Strecke bereits stillgelegt.
Für Radler:innen ist die Kleinbahntrasse eine gute Verbindung hinein in die Hügel des Sauerlandes. Als eher sportlichen Rundkurs kann ich die Ennepe Runde sehr empfehlen.
3. Pferdebahn-Trasse Lottental
Nicht nur ehemalige Eisenbahntrassen spielen im Radverkehr heute eine Rolle, auch deren Vorgänger – die Pferdebahntrassen – können gute Radwegeverbindungen sein. Im Bochumer Süden gab es gleich mehrere solcher Pferdebahnen, die zunächst auf Holzschiene für den Kohletransport von den Zechen runter an die Ruhr relevant waren. Die Rauendahler Pferdebahn bei Sundern kann als erste richtige „Eisen“-Bahn in Deutschland bezeichnet werden, da hier die Schienen erstmals mit Eisen beschlagen wurden. Die damals längste Pferdebahn führte durch das Lottental von der Zeche Glücksburg runter an die Ruhr. Diese Wegeverbindung ist noch immer eine interessante Strecke für Radfahrer:innen, auch wenn die Wegequalität nicht immer optimal ist und heute auch eine Straße dazu gehört.
Aus dem Bochumer Süden führt die Trasse unterhalb der Bochumer Universität und dem Botanischen Garten durch das idyllische Tal zum Kemnader See. Einige wenige Infotafeln erinnern dabei an die Geschichte des Weges, der auch an der Zeche Klosterbusch vorbeiführt. Für einen schicken Rundkurs mit dem Fahrrad bieten sich der RuhrtalRadweg und die Springorumtrasse an.
4. Ehemalige Seilbahn-Trasse der Zeche Minister Achenbach
Zu den zweifelsfrei heute eher unüblichen Bahntrassenwegen gehört auch die frühere Seilbahn der Zeche Minister Achenbach in Waltrop. Leider ist auch von dieser Seilbahn außer der eigentlichen Trassenschneise nicht mehr wirklich etwas zu sehen. Auf der Webseite www.minister-achenbach.de kannst du aber einige historische Bilder der alten Zechenseilbahn sehen, die ebenso wie die Pferdebahnen für den Kohletransport gebaut wurde. Im Ruhrgebiet gab es früher durchaus einige dieser Seilbahnen.
Die Seilbahn der Zeche Minister Achenbach wurde 1923 in Betrieb genommen. Heute können wir die Trasse mit dem Rad als autofreie Wegeverbindung zwischen der Halde Minister Achenbach I/II und dem Datteln-Hamm-Kanal gut verwenden. Anders als die mit Kohle beladenen Gondeln können Radler:innen aber nicht über die kreuzenden Querstraßen schweben, sondern müssen schön auf den Kreuzungsverkehr Acht geben. Mit dem berühmten Colanie Ufo der ehemaligen Zeche liegt auch ein spektakuläres Fotomotiv an der Wegestrecke und auch die umliegenden Halden sind lohnenswerte Ziele.
5. Die Wolfsbahntrasse in Duisburg
Diese Trasse ist eigentlich eine der eher klassischen Bahntrassenverbindungen. Aber in Gesprächen merke ich immer wieder, dass viele Radler:innen diese Trasse noch nicht auf dem Schirm haben. Sie ist nicht Teil des touristischen Knotenpunktsystems und ist auch sicherlich nicht so schick ausgebaut wie der Grüne Pfad. Dennoch lässt sich diese Strecke wunderbar in eine Tourenplanung in Duisburg integrieren. Interessant wird die Trasse zum einen durch ihren Skulpturenweg am Wegesrand und zum anderen durch die Durchfahrt durch den bekannten Stadtteil Marxloh mit seinen berühmten Brautmodengeschäften. Da die Trasse mitten durch die Stadt verläuft, solltest du hier besonders vorsichtig fahren, weil je nach Uhrzeit auch viele Spaziergänger und Kinder unterwegs sein können.
Die Kunstwerke im öffentlichen Raum am Wegesrand mögen vielleicht auch nicht jedermanns Sache sein, aber sie werten die Strecke schon ordentlich auf. Am spektakulärsten finde ich aber den Anblick des gewaltigen Stahlwerks von thyssenkrupp am südlichen Ende der ausgebauten Trasse.
Perspektivisch könnte die Trasse an Bedeutung gewinnen, weil es vielversprechende Überlegungen gibt, den Radweg nach Norden bis nach Dinslaken zur Zeche Lohberg auszubauen. Aber auch jetzt bietet sich die Trasse an, um zum Beispiel den Stahlstandort Duisburg hautnah zu erkunden.
Bahntrassenradeln im Ruhrgebiet 2022
Ich habe mir vorgenommen, auch in diesem Jahr wieder einige für mich unbekannte Radwege und Trassen neu zu erkunden. Gerade die alten Bahntrassen haben für mich einen ungeheuren Reiz – nicht nur beim Radfahren selber, sondern auch durch das Eintauchen in die spannende Geschichte der Trasse. Es lohnt dabei, sich vor der Fahrt ein wenig über die Geschichte zu informieren, denn dann sieht man einiges vor Ort mit ganz anderen Augen. Wer an den richtigen Stellen ganz genau hinschaut, kann noch Einiges aus der damaligen Zeit entdecken.
Welche Bahntrassen gefallen dir denn besonders gut? Hast du „Geheimtipps“ für eher unbekanntere Bahntrassenradwege? Ich freue mich, wenn du deine Tipps unten in die Kommentare schreibst.
Es fehlt der Panoramaradweg/Niederbergbahn von Essen-Kettwig über Heiligenhaus, Velbert nach Wülfrath. Von dort kommt man über den Neandertalsteig nach Haan-Griuten, wo man über die Korkenziehertrasse zum alten Bahnhof Solingen gelangt.
Hallo Rainer,
das stimmt, der Panoramaradweg Niederbergbahn ist auch perfekt geeignet zum Radeln. Wir haben die Trasse bislang in unserer Aufzählung nicht drin, weil sie eigentlich nicht mehr im Ruhrgebiet liegt. Aber sie bietet sich auch wunderbar an für eine lange, durchaus sportliche Rundtour, die ich mal in meinem Artikel https://www.mein-ruhrgebiet.blog/tourentipps-saisonabschluss-radrevierruhr/ beschrieben habe (eine fast 100 Kilometer lange Rundtour über RuhrtalRadweg-Glückauf-Trasse-Nordbahntrasse und Niederbergbahn. Und die von Dir erwähnten Anschlüsse an die weiteren Trassen im Bergischen Land bieten viel Potential für ausgedehnte Radtouren. Wer sich hier noch detaillierter informieren möchte: https://einfach-bergisch-radeln.de/
Schönen Gruß
Jochen