Huch, was ist denn da passiert? In diesem Sommer muss ich mir eingestehen: Das Wandern hat sich als Hobby klammheimlich in mein Leben geschlichen. Während mein altes Ich über Multifunktions-Wanderkleidung (insbesondere die Wanderhose mit den Reißverschlussbeinen) geschmunzelt hat, bin ich mittlerweile selbst Eigentümerin eines Wanderrucksacks. Hat also Wandern sein verstaubtes Image verloren oder bin ich einfach alt geworden? Eine Frage, über die man wunderbar auf einer Wanderung debattieren kann: Lange Rede, kurzer Sinn: Ich starte an einem Mittwochmorgen zu einer Wanderung auf dem Kettwiger Panoramasteig in Essen.
Kettwiger Panoramasteig – Die Tourenplanung
Der Kettwiger Panoramasteig wurde 2020 im Essener Süden eröffnet und ist insgesamt knapp 35 Kilometer lang. Da wir eher zu den gemütlichen Wanderern gehören, ist uns das zu weit und wir entscheiden uns dafür, nur den südlichen Teil zu laufen. Das sind knapp 13 Kilometer, zurück geht es ab dem Bahnhof Kettwig-Stausee mit dem Zug. Alternativ könnt Ihr auch mit der Weißen Flotte fahren, aber dazu berichte ich später mehr. Die Route ist vor Ort ausgeschildert, empfehlenswert ist, dass Ihr Euch vorab zusätzlich die digitale Route herunterladet.
Vorbereitung ist alles: Erstmal packen
Habt Ihr Euch auch immer schon gefragt, wann genau aus einem Spaziergang eine Wanderung wird? Laut dem Deutschen Wanderverband sind zwei der Kernkriterien die Planung und die passende Ausrüstung. Da für mich bei sämtlichen Ausflügen Snacks das A und O sind, packe ich also schon am Abend vorher. Weil es entlang der Strecke kaum gastronomische Angebote gibt, solltet Ihr auch genügend Wasser mitnehmen.
Startpunkt: Essen Werden
Wir parken in Essen-Werden, hier gibt es in der Nähe vom Bahnhof einige kostenfreie Parkplätze am Seitenstreifen. Dann wartet die erste Hausforderung auf uns: Den Startpunkt der Route zu finden. Mit der digitalen Navigation klappt das aber super schnell und nach fünf Minuten stehen wir an der ersten Wegmarkierung.
Ihr könnt die Strecke im oder gegen den Uhrzeigersinn laufen, deshalb befinden sich an manchen Stellen zwei Wegezeichen, die jeweils in die andere Richtung zeigen. Insgesamt ist die Strecke sehr gut ausgeschildert und Ihr entdeckt die rote Welle mit dem blauen Strich immer mal wieder, sodass Ihr Euch sicher sein könnt, dass Ihr richtig lauft.
Wir sind gespannt auf die Tour und freuen uns, dass wir optimales Wanderwetter erwischt haben: Blauer Himmel, Sonne und knapp 24 Grad. Frisch mit Sonnencreme eingecremt, kann es also losgehen!
1. Etappe: Hoch geht’s zum ersten Panoramaausblick
Die ersten Meter geht es für uns auf dem Kettwiger Panoramasteig bergauf und wir kommen zum ersten Mal etwas ins Schwitzen. Als kleinen Ausgleich hält die Route aber direkt den ersten Panoramaausblick auf Essen-Werden bereit und wir legen eine Mini-Pause ein und lassen ein wenig den Blick schweifen.
Auf dem linken Bild sieht man ganz gut, wie grün der Essener Süden ist. Das macht richtig Vorfreude auf die Tour heute. Als wir weiter laufen erreichen wir ziemlich schnell den Wald. An einem Mittwochmorgen haben die Leute anscheinend anderes zu tun, als im Wald rumzulatschen, deshalb haben wir den Wald für uns.
Mir gefällt besonders gut, dass die Wege sehr schattig sind. Liebe Sonnenanbeter, bitte nicht enttäuscht sein, unterwegs kommen immer mal wieder sonnige Abschnitte, da könnt Ihr dann ja etwas verweilen. 😉
Auch entlang der Straße schön zum Wandern
Nach einigen Kilometern müssen wir ein Stück an der Straße entlang laufen. Ein paar Mal müssen wir stehen bleiben, aber insgesamt ist hier sehr wenig Verkehr und die Autofahrer fahren vorsichtig. Auch hier finden sich immer mal wieder Wegmarkierungen, die anzeigen, dass wir uns noch auf dem richtigen Weg befinden. Obwohl dieser Abschnitt der Strecke entlang der Straße führt, gefällt er uns sehr gut. Große, grüne Felder auf der einen Seite, Bäume und auf der anderen Seite Pferdeweiden.
Nach ein paar Metern Straße biegen wir aber auch schon wieder ab und sind zurück im Wald. Zum Teil sind die Wege recht schmal und führen wirklich über Stock und Stein. Da es in den letzten Tagen viel geregnet hat, ist es an einigen Stellen auch matschig und rutschig. Feste Sportschuhe sind also auf jeden Fall empfehlenswert.
Auch abseits der Wege gibt es sehr viel zu entdecken, Haselnussbäume, Sträucher, Wasserläufe… Für Hobbyfotografen gibt es auf jeden Fall einiges zu Knipsen. Zwischendurch überholt uns noch eine Gruppe internationaler Touristen im Wanderoutfit, scheint sich rumgesprochen zu haben, dass das Ruhrgebiet einiges zu bieten hat!
Diese Brücke hat uns so abgelenkt, dass wir leider den richtigen Weg verfehlt haben und irgendwann feststellen, dass wir falsch gelaufen sind. Wir essen erstmal einen Keks auf den Schock, und drehen dann um. Alles kein Weltuntergang, wenn man Zeit hat. 🙂 Falls Ihr die Strecke nachlauft, kleiner Tipp: Wenn Ihr über diese Brücke lauft, seid ihr falsch, Ihr müsst vorher abbiegen.
Kettwiger Panoramasteig – Unterwegs auf der 2. Etappe
Wir haben eine Wegmarkierung gefunden und sind endlich zurück auf dem richtigen Weg. Dieses Stück des Weges liegt direkt am Wasser, welches leise neben uns herplätschert.
Einige Zeit später sind wir aus dem Wald raus und es folgt ein sonnigerer Abschnitt der Route. Es geht vorbei an großen Feldern und die Strecke ist hier ziemlich flach und entspannt zu laufen.
Wir sind wohl nochmal falsch abgebogen und laufen jetzt querfeldein zurück zur Route. Das klappt dank der digitalen Navigation sehr gut und wir sind ruckzuck wieder zurück auf dem Steig.
Letzte Etappe auf dem Kettwiger Panoramasteig – Es wird nochmal anstrengend
Wir haben nun einen Großteil der Strecke hinter uns und sind schon etwas müde. Bis zum Bahnhof sind es noch knapp vier Kilometer. Deshalb nutzen wir die Gelegenheit für eine Pause mit Ausblick.
Am Ende geht es nochmal ordentlich bergauf und bergab mitten durch Wald, die Wege sind hier zum Teil sehr schmal und es ist auf aufgrund des Regens in den Vorwochen eine eher matschige Angelegenheit.
Kurz bevor wir zum Bahnhof einbiegen, laufen wir an diesem tollen Fotomotiv vorbei. Das Viadukt ist Teil der Eisenbahnbrücke, die zum Bahnhof führt.
Rückfahrt mit der Bahn oder mit dem Boot
Der Bahnhof Kettwig-Stausee liegt nur ein paar Laufminuten von der Tour entfernt. Das Ticket nach Werden kostet 2,90 Euro und wir haben Glück, da der Zug direkt kommt. Besser kann’s eigentlich nicht laufen.
Alternativ könnt Ihr auch ein paar Meter weiter laufen und ein Boot der Weißen Flotte zurücknehmen. Allerdings sind es dann vom Anleger in Essen Werden auch nochmal einige Meter bis zum Auto. Wer noch richtig motiviert ist, kann von hier natürlich auch auf die Rückfahrt verzichten und noch die nördliche Schleife laufen.
Der Ort, wo alles begann
Wir sind nach ein paar Minuten Bahnfahrt zurück in Essen-Werden und genießen zum Abschluss die tolle Aussicht auf die Ruhr.
Fazit von zwei müden aber zufriedenen Wanderern
Die Wanderung auf dem Kettwiger Panoramasteig hat uns richtig viel Spaß gemacht. Der Wanderweg zeigt, was viele immer noch nicht glauben können: Auch in einer städtisch geprägten Region kann man naturbelassene Pfade finden und tolle Wege erkunden.
Bei der Planung bedenken solltet Ihr, dass es entlang der Strecke kein gastronomisches Angebot gibt (und auch keine Toiletten). Genug Wasser, Snacks und ein kleines Picknick solltet Ihr also dabei haben. Unterwegs gibt es immer wieder Bänke und schönen Stellen an denen Ihr anhalten könnt. Ein Großteil der Strecke lässt sich entspannt laufen, es sind aber auch immer mal wieder starke Steigungen dabei, zum Teil mitten im Wald mit eher unwegsamen Wegen. Die Route ist sehr gut ausgeschildert, wir haben uns trotzdem ein paar Mal verfranst. Mit digitaler Navigation findet man aber immer wieder sehr schnell zurück auf den eigentlichen Weg. Also, klare Wanderempfehlung von uns! 🙂
Ein Artikel von Melissa Kohnen, die bis 2022 bei Ruhr Tourismus in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet hat.
… UND? HABT IHR DEN NÖRDLICHEN TEIL AUCH SCHON GEPLANT?
Hallo Dirk, ich habe deinen Kommentar leider jetzt erst entdeckt. Na klar, den nördlichen Teil werden wir uns dieses Jahr mal anschauen.
Liebe Grüße, Melissa