Man übersieht sie leicht und muss eigentlich von ihnen wissen, um sie zu finden: Versteckte Orte, grüne Oasen und entspannte Rückzugsorte, die sich irgendwo im Ruhrgebiet verbergen. Manchmal findet man sie abseits der Innenstädte und mal mittendrin. Hinter den Fassaden verstecken sich oft spannende Orte, mit denen man nicht rechnet. Ich habe das Ruhrgebiet bei einem kulinarischen Rundgang durch die verborgenen Hinterhöfe der Region von einer ganz „anderen“ Seite entdeckt und zeige dir einige coole Orte.
Der urbane Hinterhof-Klassiker: Das […] raum café in Witten
Los geht’s mit dem [….] raum café in Witten. Das Café liegt sehr zentral im Wiesenviertel, welches klein genug ist, um sich nicht verlaufen zu können, mittlerweile aber über mehrere coole Restaurants und Cafés verfügt, sodass sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt. Dank der Wittener Uni weht hier zunehmend ein studentisches Flair. Aber zurück zum raum: Auf dem Platz vor dem Café wird in einem Gemeinschaftsprojekt Gemüse angepflanzt, was ich als mittelmäßig-gute Balkon-Hobbygärtnerin schon mal super spannend finde. Irgendwann kann ich mich aber loseisen und finde den Weg über die Straße ins Café.
Nachdem wir uns vorne an der Theke unseren Kaffee bestellt haben, geht’s direkt raus. Wir sichern uns eine der Holzbänke und schauen uns erstmal um. Der raum teilt sich den Hinterhof mit dem Knut’s und ist nur durch ein kleines Holzschild abgetrennt. Die Möbel sind bunt zusammengewürfelt, verschiedene Pflanzen ranken rings herum und sorgen für eine Art südländisches, urbanes Flair.
Uns gegenüber schmökert jemand in einem Buch, zwei Männer trinken Kaffee und spielen dabei lautstark Schach, neben uns spielt ein Kind mit Kinderspielzeug und ein Pärchen hat es sich auf den Holzpaletten bequem gemacht. Alles in allem eine bunte Mischung, aber irgendwie passt es gut zusammen.
Dass es innen so leer ist, liegt an dem guten Wetter. Mir hat es im Raum gut gefallen, und ich habe mir fest vorgenommen wiederzukommen, um den Kuchen zu testen. Tipps für weitere Spots im Wittener Wiesenviertel findest du übrigens in Sarahs Blogartikel.
Der kunterbunte Hinterhof: Das Hofcafé in Dortmund
Sehr verwinkelt und ziemlich klein ist das Hofcafé in Dortmund und genau das macht auch seinen urigen Charme aus. Eigentlich liegt das kleine Café gar nicht weit entfernt von der Dortmunder Innenstadt, ist aber sehr versteckt auf dem hinteren Teil des Union Gewerbehofs und durch Zufall kaum zu finden.
Ein bisschen Berlin-Flair denke ich, als ich mich im Café umsehe. Und das ist kein Zufall, denn 2012 hat die Inhaberin Claudia, die selbst aus Berlin stammt, das Hofcafé eröffnet und mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Mir macht es richtig viel Spaß, in dem kleinen Laden herzumstöbern, denn an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Ganz viel tollen Krimskrams aber auch leckere, selbstgemachte Produkte, die man gut verschenken kann. Die Corona-Zeit hat Claudia genutzt, um einen Onlineshop als zweites Standbein aufzubauen. Die Produkte findet man aber auch alle vor Ort. Außerdem hat sie fleißig farbenfrohes Makramee geknüpft, welches mir beim Herumlaufen direkt ins Auge fällt.
Als ich endlich das Gefühl habe, dass ich alles gesehen habe, kaufe ich schließlich auf Empfehlung von Claudia ein selbstgemachtes Bärlauchpesto (Geschenk an mich selbst), bestelle einen Cappuccino und setze mich nach draußen.
Da das Café in der hinteren Ecke des Gewerbehofs liegt, gibt es nicht viel Treiben, das man beobachten kann. Allerdings lässt sich der Kaffee genau deshalb sehr entspannt und in Ruhe trinken. Kaum zu glauben, dass man von hier aus nur einige Minuten laufen muss, um in der belebten Dortmunder Innenstadt zu landen.
Der Hinterhof-Geheimtipp: Das Three Years One Day in Bochum
Durch Zufall bin ich bei meiner Recherche für diesen Blogbeitrag online über das Three Years One Day in Bochum gestolpert. Da es ein echtes Hinterhof-Café ist und ich ein großer Kaffee-Fan bin, war direkt klar: Will ich testen. Das Three Years One Day liegt etwas abgelegen in Bochum Weitmar, nach kurzem Suchen haben wir das große Schild an der Straße entdeckt, welches den Weg zur Kaffeerösterei weist.
Kleiner Laden, große Kaffeeauswahl – Inhaber Tobias, der die Kaffeerösterei gemeinsam mit seinem Vater betreibt, erzählt mir, dass das Ganze aus einem Hobby entstanden ist und zuerst ein nebenberufliches Projekt war.
Wichtig ist den beiden neben der guten Qualität des Kaffees, dass sie die Herkunft der Bohnen kennen und diese aus fairem Handel stammen. Das ist möglich über den Direktvertrieb, das heißt, die beiden kennen die Produzenten des Kaffees und wissen genau, wo er herkommt und wie die Bedingungen vor Ort sind. Die Bohnen kommen noch grün in Bochum an und werden dann hier geröstet. Wir wollen den Kaffee direkt testen und entscheiden uns – mal wieder – für zwei Cappuccino.
Nachdem ich meinen Kaffee aufgeschlürft habe, darf ich noch einen Blick in die Rösterei werfen und meine Fragen zum Kaffeeanbau stellen. Wusstest du beispielsweise, dass es zwei bis drei Jahre dauert bis der Kaffeestrauch zum ersten Mal Früchte trägt? Außerdem habe ich dazu gelernt, dass der einzige Unterschied zwischen Filterkaffee und Espresso die Länge der Röstung ist. Wenn du also auch mal guten Kaffee testen willst und ein paar Fragen zum Anbau hast, schau im Three Years One Day vorbei! In Bochum gibt es übrigens auch einen ziemlich coolen und etwas versteckten Ort, um Stockbrot zu machen. Wer eine Runde knüppeln will, sollte der Knüppelknifte einen Besuch abstatten.
Der Hinterhof-Neuling: Das Café Rot in Dortmund
Mitten in der Corona-Krise hat das Café Rot in Dortmund eröffnet und ich habe hier schon das eine oder andere Mal bei einem Spaziergang gehalten und einen Kaffee mitgenommen, den es übrigens im Pfandbecher gibt, was ich besonders toll finde. Mit großer Begeisterung habe ich letztens entdeckt, dass es auch einen Hinterhof gibt, den man von der Straße aus gar nicht sehen kann und habe deshalb spontan entschieden, das Café Rot in diese Blog-Hinterhof-Entdeckungstour mitaufzunehmen.
Draußen erwartet dich ein kleiner, abgezäunter Bereich mit kleinen Tischen, einem großen Sonnensegel und dem markanten grünen Kunstrasen. Ich habe mich drinnen schon für Kuchen und einen Cappuccino mit Hafermilch entschieden. Während ich auf den Kuchen warte, rätsel ich, ob veganer Bienenstich mit der klassischen Variante mithalten kann. Abschließendes Fazit: Ja, kann er!
Wenn du nicht so zu den Naschkatzen zählst, findest du im Café Rot übrigens auch viele herzhafte Speisen. Wert gelegt wird auf frische, regionale Produkte, es gibt eine große Auswahl an veganen Gerichten und oft auch türkischen Leckereien. Ich überlege kurz, noch ein zweites Stück Kuchen zu bestellen, trete dann aber doch lieber den Heimweg an.
Für den Weg nach Hause gibt es noch einen veganen Cookie zum Mitnehmen, den ich beim Schlendern durch das Kaiserviertel verspeise.
Versteckter Garten Eden: Das Kugelpudel in Dortmund
Das Eiscafé Kugelpudel direkt am Dortmunder U hatte ich bei meiner Graffiti-Tour durch das Dortmunder Unionviertel schon mal kurz erwähnt. Aber: Da du sonst eventuell niemals von diesem kleinen Garten Eden erfahren würdest, in dem du dein Eis in Ruhe verspeisen kannst, erwähne ich dieses Eiscafé nochmal. (Außerdem hatte ich so die Gelegenheit, dort mal wieder ein Eis zu verspeisen ;-)).
Also kurz und knackig: Das Kugelpudel liegt direkt am Dortmunder U, an der vielbefahrenen Rheinischen Straße. Wenn man vor dem Laden steht, würdet man nie damit rechnen, dass es noch einen so schönen Hinterhof gibt und sich eine kleine grüne Oase an den Laden anschließt. Wenn du vor der Theke stehst, würdest du ebenfalls nie damit rechnen, dass es diesen Garten gibt. Ich war ehrlich gesagt zig Mal im Kugelpudel, bis ich irgendwie durch Zufall darauf aufmerksam wurde. Kurze Wegbeschreibung: Man muss links an der Theke vorbei, einmal um die Ecke, die Treppe runter und Zack steht man im Garten Eden.
Umso schöner war für mich die Überraschung: Bunte Möbel, viele Pflanzen und durch die Nachbarshäuser auch etwas urbanes Großstadtflair. Hier kann man in Ruhe sein Eis löffeln oder einen Kaffee trinken und abschalten.
Eine weitere Besonderheit: Viele der Eissorten sind vegan, den Kaffee gibt’s selbstverständlich auch mit Hafermilch und der Hund durfte auch mit rein. Klare Besuchsempfehlung von meiner Seite. Schau auch gerne mal im Kugelpudel im Kortländer Kiez in Bochum vorbei. Und weitere Tipps für leckeres Eis im Ruhrgebiet findest du in Ninas Eisdielen- Check.
Fazit: Hinterhöfe und andere coole Spots im Ruhrgebiet
Das Ruhrgebiet mal von einer anderen Seite erleben und coole Orte entdecken, das war mein Ziel, als ich mit diesem Blogbeitrag gestartet bin. Letztendlich gibt es viel mehr grüne Oasen, versteckte Hinterhöfe und andere coole Orte im Ruhrgebiet, als ich am Anfang gedacht hätte. Besonders viel Spaß macht es, weil man das Gefühl hat, Plätze zu entdecken, die nicht jeder kennt. Einige Tipps habe ich auch von Kolleg:innen bekommen und konnte gar nicht alles in diesem Beitrag unterbringen. Daher plane ich schon halb den zweiten Teil dieses Artikels! Welche Empfehlungen hast du denn noch? Welche versteckten Hinterhöfe und Orte sollte man im Ruhrgebiet unbedingt gesehen haben?
Ein Artikel von Melissa Kohnen, die bis 2022 bei Ruhr Tourismus in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet hat.